Wieder einmal ne Low-G Frage

Begonnen von Guchot, 17. Aug 2009, 10:52:40

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (24 Antworten, 7.262 Aufrufe)

charangohabsburg

Wie angetönt, gehe ich auch nicht davon aus, dass die vor (sehr) knapp 130 Jahren in Hawaii an Land gegangene Braguinha/Ukulele mit korrodierenden Stahlsaiten versehen war. Und ich nehme des weiteren an, dass Saiten auf Hawaii noch eine Weile Importware blieben (=> Seeleute mit vielen Worth- und Aquila - Saiten im Seesack - nicht mehr für nur den eigenen Gebrauch ;) ).

RISA

Zitat von: charangohabsburg
Zitat von: RISADie portugiesischen Seefahrer hatten weder das Know-How noch die Ausstattung Stahlsaiten herzustellen. Deshalb ist man auf Darmsaiten ausgewichen.
Das scheint mir aber doch eine verwegene Theorie zu sein: Seefahrer, welche Darmsaiten für ihre Instumente selber herstellen... Naja, möglich ist es natürlich. Es wäre interessant Quellen über saitenherstellende Seefahrer zu haben. ...

Ich meinte nicht Seefahrer im allgemeinen, die Darmsaiten unterwegs herstellen, sondern der erste Ukulelenbauer auf Hawaii Manuel Nunes war ursprünglich als Zimmermann auf der Ravenscrag angeheuert, d. h. er war erst Seemann und dann Ukulelenbauer und als solcher natürlich ortsansäßig in Hawai\'i. Nur gab es vor der Ukulele keine Kultur für Saiteninstrumente auf Hawai\'i und nun brauchte man Saiten, die man in Hawai\'i lokal herstellen konnte. Es war ja auch nicht so, dass jede Woche ein Containerschiff mit Saiten aus Europa kam, denn dann hätte man wahrscheinlich gleich Saiteninstrumente und Ersatzsaiten aus Europa importiert, anstatt sie selbst zu bauen.

charangohabsburg

Aha, also nicht die Seefahrer. Ich denke auch nicht die eingereisten Schreiner...
Wann wurden denn nachweislich die ersten Saiten auf Hawaii hergestellt? Wegen der Produktion, die einer Handvoll Instrumentenbauer enspringt gleich eine Saitenproduktion in Gang zu setzen... auch hier bin ich skeptisch. Bzw. es interessiert mich ernsthaft, wann und wo überall in Nord- und Südameika mit der Saitenproduktion angefangen wurde.
Ich denke Saiten per Seeweg kommen zu lassen, oder ganze Instrumente zu verschiffen sind kosten- und aufwandtechnisch schon noch zwei paar verschiedene Schuhe.

Aber ich glaube, wir sind uns einig, dass das Instrument, welches Joao Fernandes während und nach seiner Reise nach Hawaii spielte, aller Wahrscheinlichkeit mit Darmsaiten bespannt war, auch wenn über dessen Stimmung nur spekuliert werden kann. Statt re-entrant (High-G) könnte es auch eifach höher gestimmt sein gewesen, um das Problem der (zu) dicken Darmsaite nicht zu haben, oder eine umwundene Low-G - Saite gehabt haben. Umwundene Darmsaiten waren zu dieser Zeit schon längstens bekannt.

stranded horse

Zitat von: RISAAlle Töne in der selben Oktave hast du bei high-G-Stimmung! Bei low-G ist das G unter dem C und damit in der darunter liegenden Oktave.

Mit 100%-iger Sicherheit ist die Ukulele ursprünglich mit high-G gestimmt worden. Die Braguinha hatte wahrhaftig eine aufsteigende Stimmung und Stahlsaiten. Die Cavaquinho hat sich auch von der Braguinha in Südamerika weiter entwickelt, ähnlich wie die Ukulele in Hawai\'i.

Der Grund liegt in der Saitenherstellung. Die Herstellung von Saiten war eine große Kunst in der damaligen Zeit. Die gesamte Zunft der Saitenhersteller hat ihren Ursprung im italienischen Städtchen L\'Aquila. Deshalb hat Mimmo seine Saitenfirma auch Aquila genannt. In diesem Städtchen haben die Saitenhersteller D\'Addario, Mari, La Bella u.v.m ihren Ursprung. Die portugiesischen Seefahrer hatten weder das Know-How noch die Ausstattung Stahlsaiten herzustellen. Deshalb ist man auf Darmsaiten ausgewichen. Dicke Darmsaiten, wie sie für eine low-G-Stimmung benötigt werden sind jedoch nicht nur schwer herzustellen, sondern bei der Luftfeuchtigkeit extrem anfällig bzw. nur sehr kurz haltbar. Ich vermute, dass man deshalb auf die high-G-Stimmung gekommen ist.


Das Ergibt aber keinen Sinn, immerhin stammt die Ukulele vom Cavaquinho ab, welches auch mit Stahlsaiten gespielt und nicht re-entrant gestimmt wird. Das haben die Portugiesen ja auch aufm Schiff mitgenommen, und trotzdem sind sie nicht von dem Stahlsaiten abgewichen, obwohl das Wetter in Brasilien wahrscheinlich noch ein Stück heftiger ist als in Hawaii.

Meine Vermutung ist auch dass die Ukulele erst später zur re-entrant Stimmung gekommen ist, aber ich habe keinen Beleg dafür.

Cali

Zitat von: GuchotEs fehlt zwar in der Tat das Ukulelentypische, aber ich finde den Klang jetzt viel wärmer und runder.
Vielleicht wie bei einer Gitarre ;-)
Ich hab spaßhalber auch eine low-G Gitarrensaite meiner Freundin auf meine neue Tenor gezogen, nachdem meine Perle meinte, dass die Tenor (Kala Akazie) schon mit High-G einer Gitarre  sehr nahe kommt und tatsächlich: Mit Low-G klang die Ukulele wirklich nach einer Gitarre, was mir nicht so gut gefallen hat... war aber auch nicht schlecht, aber dann lieber gleich eine richtige Gitarre

Zitat von: GuchotAber um die Vor- und Nachteile von High- oder Low-G solls hier gar nicht gehen [...]
Die hohe Saite macht ja auch gerade beim Melodiespiel nicht wirklich viel Sinn.

Kombinierst du das Picking nicht ab und zu mit Strumming, um einen volleren Sound zu erhalten?
Ich muss zugeben, würde ich in einer Band die Lead-Ukulele spielen und nur rein einstimmig zupfen, wäre eine Low-G eine eindeutige Erweiterung des Klangspektrums, also ein klarer Vorteil.

Zur Geschichte der Ukulele halt ich mich raus, ich dachte, Stefan Raab hätte sie erfunden  ;)

-Jens-

Das Spielen macht jedenfalls mit beidem Spaß! :D

Poltergeist

Zitat von: Cali
Zitat von: GuchotEs fehlt zwar in der Tat das Ukulelentypische, aber ich finde den Klang jetzt viel wärmer und runder.
Vielleicht wie bei einer Gitarre ;-)
Ich hab spaßhalber auch eine low-G Gitarrensaite meiner Freundin auf meine neue Tenor gezogen, nachdem meine Perle meinte, dass die Tenor (Kala Akazie) schon mit High-G einer Gitarre  sehr nahe kommt und tatsächlich: Mit Low-G klang die Ukulele wirklich nach einer Gitarre, was mir nicht so gut gefallen hat... war aber auch nicht schlecht, aber dann lieber gleich eine richtige Gitarre

Das mag ich so nicht stehen lassen. Möglicherweise klingt eine mittelmäßige Ukulele in low-g wie eine mittelmäßige Gitarre. Aber eine wirklich gute Ukulele klingt auch mit low-g niemals wie eine wirklich gute Gitarre, sondern eben wie eine Ukulele.

Es sei denn man versteht unter \"ukulelentypisch\" den Klang von Stefan Raab Geschrammel. [hier bitte ein würg-smiley denken] Aber Stefan Raab ist halt eben nicht ukulelentypisch. Typisch ist ein sanfter Klang, der zur eher sanften hawaiianischen Musik passt.

Cali

Also meine Kala Akazie ist das Beste, was ich zuhause zu bieten habe :-)
Dazu muß ich aber sagen, dass die Gitarre meiner Freundin über 3000€ gekostet hat (ich darf sie nicht anfassen ;) )
und die klingt wirklich toll.

Guchot

Zitat von: Cali...die Gitarre meiner Freundin über 3000€ gekostet hat (ich darf sie nicht anfassen ;) ) ...

Die Freundin oder die Gitarre? :mrgreen:

-Jens-

Zitat von: CaliAlso meine Kala Akazie ist das Beste, was ich zuhause zu bieten habe :-)

Da würd ich doch mal sagen, die darf die Freundin auch nicht anfassen  :mrgreen: