Makapili Sopran -- Review

Begonnen von wwelti, 22. Jan 2010, 00:42:29

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wwelti

Wie einigen bekannt sein dürfte, nenne ich seit einiger Zeit eine Makapili Sopran mein Eigen.

Die Bilder (diesmal nur 4 Stück) gibt\'s hier: http://www.box.net/shared/55q9vhyqus
Ein YT-Video mit Klangvergleich zu 2 anderen Ukulelen gibt\'s hier: http://www.youtube.com/watch?v=iUZVfL36ASQ

Die Web-Seite von Makapili ist hier: www.makapili.com

Die Ukulele wurde vollständig aus FSC-zertifiertem Holz gefertigt -- größtenteils Akazie (acacia confusa), der Hals aus spanischer Zeder, und das Griffbrett aus indischem Rosenholz.

Für eine Sopran ungewöhnlich ist der Übergang zum Korpus im 14. Bund. Damit ist die Ukulele trotz 17 Bünden sehr bequem spielbar. Ich muß hier sogar ein besonderes Lob aussprechen. Die Spielbarkeit ist derart ausgezeichnet, daß ich in letzter Zeit fast nur noch auf dieser Ukulele spiele. Dazu trägt vielleicht auch der leichte Radius im Griffbrett bei.

Einige Beobachtungen:
- Die Ukulele ist im 12. Bund ausbalanciert
- Sowohl Decke als auch Boden sind zweiteilig, also \"bookmatched\", der Boden ist über den Halsansatz verlängert.
- Alle Töne sind sehr gut spielbar, und klingen auch.
- Die Bundstäbchen sind relativ dick, was mir bekanntlich sehr entgegen kommt.
- Die Brücke ist vom \"String-thru\" typ, d.h. die Saiten werden unterhalb der Schalldecke durch Knoten festgehalten.
- Die Mechaniken sind leichtgängig und gut einstellbar -- allerdings direkt, ohne Übersetzung.
- subjektiv ist die Lautstärke ähnlich wie bei der Glyph oder der Flea, dank der starken \"Bässe\" ist die Klang-\"Amplitude\" jedoch sehr hoch (fast doppelt so hoch wie bei der Glyph)

Die Verarbeitung ist ausgesprochen penibel. Die Einstellung war perfekt -- so perfekt, wie ich es noch nie bei einer neuen Ukulele erlebt habe, mit Ausnahme der Flea (dank Nullbund). Die Saitenlage ist ultraflach, schnarren tut trotzdem nix. Das Griffbrett ist perfekt verarbeitet und abgerichtet. Die Makapili für mich sehr viel angenehmer und bequemer zu spielen als die Flea.

Es fällt schwer negative Punkte an dieser Ukulele zu finden -- da gibts nicht viel zu quengeln. Ok, ich habe sie aufgrund einer kleinen grünen Linie auf der Rückseite des Kopfes deutlich billiger als \"normal\" erhalten. Thomas Macomson, der Erbauer der Ukulele, hat mir erklärt, daß es sich hierbei um Überreste des grünen FSC-Zertifizierungs-Stempels handelt... er hatte nicht damit gerechnet daß die Farbe nach außen hin sichtbar wird, da sie ja eigentlich auf der Innenseite zweier verleimter Stücke war.

Ein kleines Haar in der Suppe habe ich freilich doch gefunden -- naja -- irgendwie werde ich damit meinem Klischee gerecht  :?  -- aber was soll ich machen. Die Intonation ist nicht ganz perfekt. Wird wahrscheinlich niemanden außer mir stören, und auch ich habe nur wenig Probleme damit, da die Abweichung ziemlich klein ist. Mittlere Bünde klingen ein kleines bisschen zu tief, was ungewöhnlich ist (bei vielen Ukulelen klingen die eher zu hoch -- es gibt Ausnahmen, z.B. Brüko Longnecks, bei denen ist es auch zu tief). Auch klingt die C-Saite ein bisschen zu hoch im 12. Bund, was aber an der C-Saite liegt, und sich wohl durch eine Einzelsaiten-Kompensationsmaßnahme in der Stegeinlage beheben lassen dürfte. Bei Gelegenheit versuche ich es mal, aber eigentlich sehe ich hier keinen dringenden Handlungsbedarf.

Was vielleicht Geschmackssache ist, ist der Klang. Er ist völlig anders als bei allen anderen Ukulelen, die ich kenne. Man könnte ihn beinahe als basslastig bezeichnen, aber je nach Spielweise sind auch Höhen da. Sehr interessant, sehr erstaunlich, und irgendwie auch schön. Wärmt das Gemüt im kalten Winter ;)

Insgesamt kann ich dieser Ukulele auf jeden Fall Bestnoten verteilen. Selbst neben der Glyph macht sie eine ausgezeichnete Figur, wenngleich sie auch etwas schlichter ist. Mit Thomas Macomson haben wir einen Ukulelenbauer in Europa, von dem man sicher noch hören wird!

Viele Grüße
  Wilfried

UkeDude

Danke für den Bericht. Hört sich ja verlockend an. Am meisten hat mich die 8 String Acacia Confusa Concert Pineapple angesprochen. Aber dieses zusätzliche Schallloch in der Zarge irritiert mich ein wenig.  :)

-Jens-

Schöner Bericht wwelti, scheint ein gute Uke zu sein. Freut mich. Danke.

Benutzername

Eine schöne Uke. Nur die Kopfplattenform gefällt mir nicht. Aber das ist Geschmackssache.
Das Video ist aber wunderschön geukelt. Was sind den die anderen zwei uken?

LokeLani

Schön, das du, als wahrer Kenner von  Ukulelen, so ein detailliertes und sachverständiges Review abgeben kannst über dieses schöne Instrument. Das ehrt auch den Erbauer und gutes Handwerk soll gewürdigt werden!!

Auf dem Viedeo gefällt mir klanglich die Glyph noch besser. Aber da hast du dir wirklich 2 Juwelen an Land gezogen!
Gruss
Annet

wwelti

#5
Hallo!

@UkeDude: Nicht alle seine Ukulelen haben dieses zusätzliche Schalloch in der Zarge (meine hat auch keins). Da er in Zukunft vor allem Ukulelen nach Kundenwunsch baut, ist dies wohl lediglich eine Option, die man haben kann oder auch nicht.

@Jens, in der Tat, sie ist gut -- sehr viel besser, als man es für den Sonderangebots-Preis hätte erwarten können.

@Benutzername: Hätte ich vielleicht hier nochmal schreiben sollen. Die erste ist eine Ohana SK-300G. Die zweite ist meine Glyph. Mit der Kopfplattenform experimentiert Thomas noch ein wenig herum, soviel ich weiß.

@LokeLani: Vielen Dank. Nun ja, die Glyph hat mich auch lediglich 5x mehr gekostet  :mrgreen:  :roll:

-Jens-

So, nun hab ich mir das Video auch gerade angeschaut. Hm, alle drei Ukulelen klingen sehr schön bei diesem Stück und dieser Spielweise, sie passen alle drei hervorragend zu dir.
Ob die Glyph nun 5 mal mehr gekostet hat spielt denke ich keine Rolle, auf dem Niveau klingt keine Uke 5 mal besser als eine andere, eher hat jede ihr spezifisches Klangspektrum und es passt oder passt eben weniger (zum Spieler und zum Stück). An der Glyph hängt eben etwas mehr Herz, dass versteht glaub ich jeder, der die Geschichte der Glyph kennt. Die Ohana scheint ein gutes Serieninstrument zu sein, die Makapili widerum eine recht individuelle Luthier-Uke, die sicherlich ihr Geld auch wert ist. Hauptsache es macht Freude sie zu spielen :) ... und in Summe sind alle 3 hervorragende Sopranos wenn du sie spielst.
Also, Glückwunsch nochmals zur Makapili und viel Freude mit ihr wünsch ich Dir! :)

Caruso

Vielen Dank für die schöne Vorstellung inkl. Fotos und Video. Ein tolles Instrument - die anderen zwei klingen aber auch sehr schön. Wenn ich charakterlich nicht so gefestigt wäre, würde ich neidisch werden.

Ein wenig off-topic, aber ich bei dem Stück hatte ich natürlich sofort Melina Mercouri im Kopf. Dazu gibt es übrigens ein Weltklassevideo: http://www.youtube.com/watch?v=VcTdvBr30xY
Das waren noch Zeiten, als es en vogue war, als Frau im Film die Zigarette ständig bis zu den Mandeln im Hals zu haben, nonchalant auf´s Bett zu aschen und den Glimmstängel höchstens - wenn überhaupt - zum Singen aus dem Rachen zu bekommen.

jazzjaponique

#8
Schöner Vergleich, und ein sehr schönes Stück, besonders, wenn Du es auf Ukuele spielst.
Aber ehrlich gesagt, ich glaub bei Dir würd jede Ukulele noch toll klingen.
Und ne schöne Ukulele natürlich auch, beim headstock seh ichs wie Benutzername.
@carus: danke, geiles video

Floyd Blue

Schöner Vergleich. Ich finde auch, dass alle drei sehr gut klingen und sehr unterschiedlich. Die Ohana kommt aber mit den anderen beiden nicht ganz mit.

wwelti

Vielen Dank :)

@Jens: Ihr Geld wert ist sie auf jeden Fall -- ich verstehe echt nicht warum Thomas sie so billig verkauft hat. Ich schätze er hat gewisse Anlaufschwierigkeiten hier in Europa. Auf jeden Fall spielt sie eher auf dem Niveau der Glyph mit als auf dem Niveau der Ohana. Ich werde bestimmt noch oft auf ihr spielen.

@Caruso: Deine Charakterstärke ist uns ein strahlendes Vorbild im Kampf gegen das UAS. :mrgreen: Ja, an dem Video hatte ich mich unter anderem orientiert für das Arrangement :)

@jazzjaponique: Danke für die Blumen, aber es ist doch schön wenn eine Ukulele einem das Spielen leicht und angenehm macht. Und das schafft die Makapili einfach wunderbar :)

@Floyd Blue: Das sehe ich genauso :)

Viele Grüße
  Wilfried

arkay

Okay die Glyph hat mit einem Müh bei mir gewonnen, aber es ist echt kaum(!) nen Unterschied zur Makapili erkennbar. Dass die Ohana nicht in dieser Liga spielt, brauch denke mal nichtmehr erwähnt werden, obwohl sie auch schön klingt, aber halt ein wenig leiser als die andern beiden, ist klar, ne :D

Tiki

Zitat von: wweltiund das Griffbrett aus indischem Rosenholz.

hi, könnte es eventuell sein, dass du Rosewood direkt übersetzt hast? das heißt bei uns nämlich palisander ;)

wwelti

#13
Stimmt. Sorry ;) ... Wird ja häufig so übersetzt, ist doch lustig ;)

Übrigens, schau mal hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Rosenholz

MicroMue

Ich bin von der Makapili schwer beeindruckt.  :shock:  Ein sehr eigener Sound der sich angenehm von anderen Herstellern abhebt. Für mich eine große Überraschung am Ukulelenhimmel.