Direktmechanik

Begonnen von Zupfhansel, 22. Sep 2010, 08:39:40

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Zupfhansel

Hallo

Als Ukulelen-Neuling habe ich jetzt des öfteren Instrumente mit Stimmwirbeln im Kopfstück gesehen, die ohne Untersetztung arbeiten.
Meine Frage: sind die Achsen einfach in eine Buchse gesteckt und halten sich über die Spannung? Kann man damit überhaupt und mit welchen Kraftaufwand vernüftig den Ton regulieren? Für mich sieht die Konstruktion zwar nett aus, aber sinnvoll?

Jochen

Bassepartout

Hi Jochen,

über die Vor- und Nachteile zwischen Direktmechaniken und übersetzten wurde schon soooo viel gestritten und diskutiert. Im Endeffekt ist das zu einem großen Teil Geschmacks- und Gewöhnungssache.

Ich persönlich habe an meinen Uken beide Versionen vertreten - und ja: man kann damit auch vernünftig und ohne besondere Muskelpakete stimmen  ;)  - zumindest, wenn\'s vernünftige sind.

Henk

#2
Die meisten dieser geraden Stimmwirbel haben eine Schraube, die vom Kopfende durch die Achse verläuft. Damit kann man den Wirbel feststellen. Der Kraftaufwand variiert dementsprechend, je nachdem, wie fest man die Schraube zieht. Am besten nur so fest wie nötig. Heißt: So fest, dass die Stimmung hält und die Saite sich nicht ohne Zutun abwickelt.

(Es gibt aber auch andere gerade Stimmwirbel mit Untersetzung, die etwas komplizierter aufgebaut sind, siehe hier: http://www.pegheds.com/ .)

wwelti

#3
Hallo Jochen,

Wenn man eine Ukulele mit direkten Mechaniken nicht stimmen könnte, wären nicht so viele wirklich gute Instrumente mit ebensolchen ausgestattet... Stell Dir vor: Es gab einmal eine Zeit, da gab es gar nichts anderes als direkte Mechaniken. Und trotzdem hat man gute Musik gemacht!

Direkte Ukulelenmechaniken haben eine kleine Schraube, mit der man die Rückhaltekraft durch die Haftreibung einstellen kann. (Im englischen heißen solche Mechaniken \"friction tuners\" ) . Normalerweise stellt man diese Schraube so ein, daß man die Mechanik noch gut drehen kann, die Stimmung jedoch sicher gehalten wird.

Es erfordert zweifellos ein wenig mehr Feingefühl als mit einer übersetzten Mechanik. Und ja, es gibt auch Kontroversen darüber wie gut man damit Ukulelen stimmen kann.

Der Vorteil von direkten Mechaniken ist: Sie sind relativ klein und leicht, und auch preiswerter. Das geringere Gewicht hat den Vorteil, daß die Ukulele weniger kopflastig ist. Auch hier gibt es Kontroversen, ob das wichtig ist oder nicht.

Ich persönlich habe kein Problem mit direkten Mechaniken. Meine Meinung: Wenn man das ein bisschen im Gefühl hat, kann man damit mindestens genau so präzise stimmen wie mit einer übersetzten Mechanik. Die wirklichen Probleme, wenn\'s um eine sehr genaue Stimmung geht, liegen nicht in den Mechaniken begründet. Das Saitenwechseln ist mit einer direkten Mechanik auch mit weniger \"Gekurbel\" verbunden... Die 1:14 Übersetzung vieler gewinkelter Mechaniken finde ich übertrieben. Es gibt auch gerade, aber übersetzte Mechaniken mit Planetengetriebe und 1:4 Übersetzung. Das, finde ich, ist kein schlechter Kompromiss -- wenn auch meistens etwas teurer.

Ich habe Ukulelen mit allen Arten von Mechaniken und komme mit allen zurecht... ;)

Edit: Oh wie lustig... Nun waren schon zwei andere schneller als ich... Grüß euch, Henk und Bassepartout :mrgreen:

Viele Grüße
  Wilfried

Guchot

*grins* Ein Lieblingsthema im Board: Meine persönliche Meinung dazu: Mit direkten Mechaniken kann man vernünftig stimmen, ja. Und man muß auch kein Bodybuilder dafür sein. Allerdings benötigt man etwas mehr Erfahrung und Fingerspitzengefühl dazu. Man benötigt auch etwas Erfahrung wie fest denn nun die Schraube an den Wirbeln angezogen sein muß, damit sich die Uke nicht permanent verstimmt. Übersetzte Mechaniken lassen sich wesentlich einfacher handhaben. Punkt. Mir persönlich gefällt auch die Optik mit gewinkelten Mechaniken besser. Für Anfänger empfehle ich persönlich auch eher die übersetzen Mechaniken. Als Anfänger hat man genug Sachen die man lernen muß und die einem schwer fallen, da muß man sich nicht auch noch mit vermeidbaren Schwierigkeiten rumschlagen.

Just my 2cents

Ne schöne Jrooß
Guido

Zupfhansel

Danke für die umfangreiche Aufklärung. Funktioniert also genau so wie beim Klavier. Habe mich auch schon gewundert, wenn der Klavierstimmer bei mir anrückt, wie das unter dem gewaltigen Zug halten soll. Und beim Klavier sind die Teile ja nur reingesteckt, so sieht es zumindest aus.

Jochen

bruekolele

#6
Zitat von: Guchot*grins* Ein Lieblingsthema im Board: Meine persönliche Meinung dazu: Mit direkten Mechaniken kann man vernünftig stimmen, ja. Und man muß auch kein Bodybuilder dafür sein. Allerdings benötigt man etwas mehr Erfahrung und Fingerspitzengefühl dazu. Man benötigt auch etwas Erfahrung wie fest denn nun die Schraube an den Wirbeln angezogen sein muß, damit sich die Uke nicht permanent verstimmt. Übersetzte Mechaniken lassen sich wesentlich einfacher handhaben.
.....

Ne schöne Jrooß
Guido

Herr Pfeiffer (Brueko) ließ mir damals die freie Auswahl - empfahl aber die direkten Wirbel.
Leider habe ich mich mit den abstehenden Ohren durchgesetzt.
Das habe ich inzwischen längst bereut.

Nun habe ich einem Lautenbauer (er baut Replikate von alten Lauten) über die Schultern geschaut.
Der nachträgliche Umbau ist nicht ganz einfach.
Die vorgebohrten Löcher der abstehenden Ohren sind zu groß für vernünftige Direktwirbel.
Die Wirbel können nicht einfach dicker gedreht werden, weil sonst die Saiten nicht vernünftig halten.
(Zu dünn übrigens auch nicht, weil sie sonst dem Saitenzug nicht gewachsen sind)
Man muss also exakte Hülsen drehen und einsetzen.
Stimmwirbel muss man einige drehen, bis man 4 exakt sitzende übrig hat (   :-(    )
Bei der Gelegenheit kann ich dann auch den Bundsteg von der Höhe her optimieren.
Auch den Sattelsteg werde ich etwas tiefer setzen.
Wenn ich fertig bin, stelle ich hier mal ein Foto ein.
 :\'(


Jan

Man könnte auch die Bohrungen mti Dübeln verschließen und dann passend aufbohren, aber ein Instrumentenbauer wird das schon richtig machen. Ich habe einmal eine Ukulele erst auf übersetzt um- und später wieder zurückgebaut. Besser ist in jedem Fall man weiß, was man will. Dann lieber eine neue Ukulele kaufen...