Schall-Loch, Griffbrett-Radius ......???

Begonnen von education, 16. Nov 2010, 14:37:41

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education

Erster Eigenbau für die Enkel.
Möchte aus Gründen der Harmonie in der Familie gerne
erst mal so einen Strum-Dulci-Stick

http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?id=6103

bauen. Der verzeiht wohl auf Grund der Stimmung eher \"Fehlgriffe\" der Kids.
Zu dem Teil und natürlich auch allgemein für die geplante Cigar habe ich nun
ein paar Fragen.

1.   Radius des Griffbretts - Sollte das Griffbrett einen Radius haben oder
      kann es glatt sein ??? Vor- / Nachteile ???

2.   Winkel Kopf <> Hals???  Ich schätze mal so 5 Grad, oder ....???

3.   Gibt es eine Faustformel für die Größe der Schallöffnungen??? Also das
      Verhältnis zwischen Deckenfläche oder Volumen zur Öffnungsfläche.

4.    Höhe / Abstand der Saiten über den Frets???

5.    Mal, vielleicht doof (SORRY), die Maße der Fretkalkulatoren ?? Ist das
       von Fretmitte bis Fretmitte (vermute ich) oder zwischen den Frets.

DANKE AN ALLE FÜR DIE HILFE

Gruß
Rüdiger

vinaka

Das war mein Erstling:
 http://www.youtube.com/watch?v=JgpgfJq2LJA

Ich bin kein Theoretiker, aber ein grauenhafter Verbastler - Irrtümer in den Anmtworten sind möglich.
1.) Radius macht keinen Sinn
2.) Ich baue am liebsten mit \"Null-Bund\", also ohne Sattel. Da braucht es einen größeren Winkel.
3.) Schall-Löcher habe ich bei meinen Cigar-Boxes immer nach Lust und Laune geschnitten - hat auch immer funktioniert. Regeln gibt es nach meinem Wissen nicht. Mein Stick hat keinen Resonanzkörper, also auch kein Schall-Loch.
4.) Es darf halt nirgends schnarren. Meine Regel: 1mm über dem ersten, 3mm über dem 12. Bund - bzw. beim Dulcimer über dem 7. Bund.
5.) Du vermutest richtig.

Viel Erfolg !

faltukulele

Hallo, education,

meine 2 cents:

1. Ein gewölbtes Griffbrett ist zwingend notwendig für Streichinstrumente, bei denen Du die Saiten mit dem Bogen einzeln erreichen willst.
Stahlbesaitete sechssaitige Großukulelen haben traditionell ein zart gewölbtes Griffbrett, ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, warum.
In der \"Bespielbarkeit\" gewölbter Griffbretter sehe ich weder Vor- noch Nachteile. Ein gewölbtes Griffbrett sauber einzurichten braucht aber eine Menge mehr \"Fingerspitzengefühl\", ich wüßte nicht, warum ich mir das bei drei Saiten antun sollte.

2. Der Winkel zwischen Kopf und Hals bestimmt die Kraft, mit der die Saite auf den Sattel drückt. Bei geringem Saitenzug lieber ein bißchen zu viel, mit einem (grundsätzlich sehr zu empfehlenden) Nullbund lieber noch etwas mehr, damit die Saite auch in den Sattelschlitzen noch genug Druck hat. Aber auch ohne Nullbund eher 10° als 5° - die hier herumliegenden Instrumente haben (die Knickhals-Laute einmal außen vor gelassen :mrgreen: ) zwischen 7° und 12°. Wichtiger für eine effiziente Kraftübertragung der Saitenschwingung auf die Decke ist m. E. ein ausreichender Winkel über dem Steg.

3. Ausschlaggebend für die Resonanzfähigkeit sind - so ungefähr in der nachstehenden Reihenfolge - Größe und Gewicht der Decke, das Verhältnis der Oberfläche zur Stärke der Decke, die Struktur der Decke (stark ausgerichtet wie bei einer Fichtedecke oder beinahe längs wie quer wie bei einem Sperrholz), das nun wiederum überlagert mit den inneren Verstrebungen, das Verhältnis von der Deckenfläche zum Volumen, nicht ganz unwichtig hierbei: die Korpustiefe, und schließlich dieVerhältnisse von Ober- zu Taillen- und Unterbreite. Theoretisch müßte es - nach Berücksichtigung all dieser Parameter - auch akustisch \"ideale\" Abmessungen für Schallöcher geben (s. Bau von Lautsprecherboxen, hier besonders Baß-Refex-Boxen). Bei einem Instrument, daß von vornherin sozusagen gar keine schwingungsfähige Deckenfläche hat, würde ich die Größe des Schalloches nach histerischen Vorbildern wählen. Zwar haben die Kerle auch damals schon ohne Sinn und Verstand gnadenlos voneinander abgekupfert, aber das ist ja kein Grund, das Rad neu erfinden zu wollen.

4. Ich persönlich würde - als bekennender \"Tiefflieger\" :mrgreen: - gerade für ein Kinderinstrument am Oktavbund rund 3 mm, am ersten Bund aber nur 0,2 mm anpeilen. Wesentlich ist, wie vinaka treffend bemerkt, daß Du es mit dem Tieferlegen nicht übertreibst. Wenn Du Dir ein Instrument mit Nullbund und geradem Griffbrett vorstellst, nimmt der Saitenabstand über den Bundstäbchen proportional zu deren Abstand voneinander zu (wobei die Saite theoretisch auf allen Bundstäbchen zwischen dem Sattel und dem gegriffenen Bund aufliegt). Langsam \'rantasten.

5. Genau genommen, handelt es sich um den Abstand von dem (sattelseitigen) Punkt, an dem die Saite den Bund berührt, und dem gleichen Punkt am nächsten Bund (nach dem Abrichten des Griffbrettes ist das nicht mehr ganz genau die Bundmitte). Das möglichst präzise Einsägen der Bünde ist für den Nicht-Profi die Schwierigkeit schlechthin bei dem ganzen Vorhaben. Scheue nicht davor zurück, das eine oder andere Probegriffbrett anzufertigen - muß ja nicht das schönste Schlangenholz sein. Sollte schon einer der ersten Versuche gelingen, hast Du eine prima Schablone.

Viel Erfolg wünscht auch die Faltukulele

Christoph

torstenohneh

Eine Erweiterung zum Thema gewölbten Griffbrett: Bei Gitarren sind die Griffbretter gewölbt um
Barree Akkorde einfacher (mit weniger Kraftaufwand) spielen zu können.
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

faltukulele

Uff - ist das so?

Ich hätte jetzt gesagt: bei schmaleren Griffbrettern brauche ich für einen Barrégriff weniger Kraft, weil der Hebel günstiger ist.
Aber (gleiche Saitenspannung und -lage und gleiche Griffbrettbreite einmal vorausgesetzt) wieso soll ein gewölbtes Grifbrett weniger Kraft erfordern? Ich spiele jetzt (auf dilettantischem Niveau :roll: ) seit bald 40 Jahren Gitarre (meist solche mit breiten und geraden Griffbrettern) und fand immer, daß gewölbte Griffbretter eher Geschmackssache sind - manchem liegt so ein Instrument besser in der Hand. Was sagen denn hier die Jazz- und E-Gitarristen?

Sorry für den \"Mißbrauch\" des Tröts, aber ich wollte dafür jetzt keinen neuen aufmachen...

Viele Grüße

Christoph

Guchot

Zitat von: faltukulele...Aber (gleiche Saitenspannung und -lage und gleiche Griffbrettbreite einmal vorausgesetzt) wieso soll ein gewölbtes Grifbrett weniger Kraft erfordern?...

Weil ein gewölbtes Griffbrett anatomisch günstiger ist. Die \"natürliche Lage\" eines Fingers, also wenn die Hand locker ist, ist niemals ganz gerade gestreckt, sondern der Finger ist immer leicht gekrümmt. Ob das nun für den einzelnen relevant ist, muß jeder selbst entscheiden. Bei nem Strumstick halte ich das allerdings auch für nicht unbedingt nötig.

torstenohneh

Ich denke dass es eigentlich nur anatomische Gründe haben kann ein gewölbtes Griffbrett zu machen.
Der Unterschied wird wahrscheinlich marginal sein. Ist halt wie so vieles Geschmacksache
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

education

DANKE !!!
An Alle für die zahlreichen Tips.

@ Faltukulele
Was die Bundabstände angeht plane ich eine Fräsmaschine in der
Ausbildung zu mißbrauchen  :D . Da kann ich digital sogar auf 2 Stellen
hinter dem Komma abkurbeln.

Gruß
Rüdiger

faltukulele

Na, wenn das so ist, kannst Du Dir ja gleich den ganzen Hals incl. Oberklotz und Kopfpatte fräsen :mrgreen: , viel Spaß beim Programmieren!
Wo gibt\'s denn so feine Fräserlein für die Bundschlitze?

Viele Grüße

Christoph

gunmaker

Die Teile heißen \"Kreissägeblatt\" (z.B. 100 x 0,5 x 22) aber Fräserlein find ich auch schöner.