Saitenlage verschlimmbessern - nein danke!

Begonnen von Knasterbax, 17. Jun 2010, 13:45:16

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (15 Antworten, 5.419 Aufrufe)

Knasterbax

Tach zusammen,

die Saitenlage meiner neuen Cordoba Concert scheint mir doch am Sattel ein bisschen zu hoch zu sein - Greifen hinterm 1. Bund ist mühsam.

Sattelkerben tiefergefeilt habe ich bis jetzt noch nie, bin daher unschlüssig: Bemühe ich den Instrumentenbauer meines Vertrauens oder mach ich es doch selber?

Handwerkliches Geschick ist vorhanden, es bleiben aber Fragen, auf die ich hier im Forum kaum Antworten gefunden habe:

1. Gibt es Richtwerte bzw. Eselsbrücken zum Ermitteln der RICHTIGEN Saitenlage?
2. Welches Werkzeug empfiehlt sich?
3. Wie krieg ich es hin, alle vier Kerben gleich tief zu feilen?
4. Wie vermeide ich, die Kerben unnötig zu verbreitern oder Ecken&Kanten reinzufeilen?
5. Was gibt es sonst an hilfreichen Tipps dazu?

Für Euern Rat wie immer dankbar:
Knasterbax
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

UkeDude

Zitat von: knasterbaxTach zusammen,

die Saitenlage meiner neuen Cordoba Concert scheint mir doch am Sattel ein bisschen zu hoch zu sein - Greifen hinterm 1. Bund ist mühsam.

Sattelkerben tiefergefeilt habe ich bis jetzt noch nie, bin daher unschlüssig: Bemühe ich den Instrumentenbauer meines Vertrauens oder mach ich es doch selber?

Handwerkliches Geschick ist vorhanden, es bleiben aber Fragen, auf die ich hier im Forum kaum Antworten gefunden habe:

1. Gibt es Richtwerte bzw. Eselsbrücken zum Ermitteln der RICHTIGEN Saitenlage?
2. Welches Werkzeug empfiehlt sich?
3. Wie krieg ich es hin, alle vier Kerben gleich tief zu feilen?
4. Wie vermeide ich, die Kerben unnötig zu verbreitern oder Ecken&Kanten reinzufeilen?
5. Was gibt es sonst an hilfreichen Tipps dazu?

Für Euern Rat wie immer dankbar:
Knasterbax

der Stephan hat dazu mal was geschrieben:

http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?id=7319

gunmaker

Die richtige Saitenlage herzustellen ist schon recht kniffelig deshalb sage ich zu 1. lieber nichts.

Zu 2. : Ich habe die Saitenstärke ausgemessen und aus einem Satz Fühlerblattlehren die passenden Blätter mittels Diamantnadelfeile in kleine Sägen verwandelt. Funktioniert ganz gut. Man kann solche Feilen aber auch kaufen.
Zu 3. : Du musst die Höhe des ersten Bundes auf den Sattel übertragen (Sattelvorderkante schwärzen und mit einer flach aufgelegten Cuttermesserklinge, die mindestens über zwei Bünde reicht, die Bundhöhe anreissen). Dann kannst du die Höhe ganz gut kontrollieren.
Zu 4. : Mit den Fühlerblattlehren arbeiten.
Zu 5. : Immer vom Griffbrett Richtung Kopf arbeiten und darauf achten, dass die Kerben leicht Richtung Kopfplatte geneigt sind (damit die Saiten wirklich an der Sattelvorderkante auliegen).

Kay

Ich bin immer noch der Meinung, dass die \"richtige\" Saitenlage eine recht individuelle Größe ist.
Ich bin sogar so tolerant zu sagen, die Saitenlage ist so lange \"richtig\", wie nix scheppert und ich bei gegriffenen Saiten keine Verstimmungen höre. (Zumindest nicht in den ersten 2-3 Bünden).

jazzjaponique

#4
Mein Grundsatz ist Erfahrung macht klug und nicht so viel Zirkus gemacht.  Natürlich will man sowas nicht am Anfang an einer teuren  Massivholz Ukulele ausprobieren. Aber eine später sehr gut klingende Manga, Frosch oder Schildkröt Stagg oder eine US 10 für einen Zehner ersteigern und dann munter drauf los schleifen mit nem Stück Schleifpapier. Oft kontrollieren und dann wieder mal ne Woche spielen. Insgesamt vorsichtig herangehen und dann noch ein paar mal nachbessern. Kost fast nix. Geht super und man lernt was dabei und wenn man das Teil nicht selbst spielen will, hat man ein tolles Kindergeschenk. So hab ich jetzt fast 30 Ukulelen behandelt und keine scheppert und sie nähern sich dem Optimum.
Gleiches Verfahren gilt auch für den Steg, bzw. die Stegeinlage.
Einfach mal mutig probieren an einem Schrotteil. So schwer ist das auch nicht. Und wenns nachher klasse klingt und sich spielen lässt wie Butter freut man sich und beim nächsten Mal geht´s schon einfacher.

Ole Lele

#5
knasterbax frug betreffen der Saitenlage am Sattel:

1. Gibt es Richtwerte bzw. Eselsbrücken zum Ermitteln der RICHTIGEN Saitenlage?
Einen ersten Anhalt gibt gunmakers Antwort zu 3.
Für die Feinjustage gilt: Saite im 3. Bund niederdrücken - solange noch ein Hauch Luft bleibt (z.B. mit Schnipsel Schreibpapier prüfen) zwischen 1. Bundstäbchen und Saite, bist Du noch nicht zu tief.
Irgendwelche Milimeterangaben sind beim Sattel Quatsch, nur für die Justage der Steghöhe sinnvoll.

2. Welches Werkzeug empfiehlt sich?
Ich benutze dünne Rundfeilen von wypo, die eigentlich für das Reinigen von Schweißbrennerdüsen gedacht sind, passend zur Saitenstärke. Habe aber leider keine Ahnung, wo man die in Deutschland kriegt. - Schnell mal bei eBay geguckt, da kriegt man sie inkl. Versand für weniger als 10€ aus Usa.

3. Wie krieg ich es hin, alle vier Kerben gleich tief zu feilen?
Ergibt sich aus 1.

4. Wie vermeide ich, die Kerben unnötig zu verbreitern oder Ecken&Kanten reinzufeilen?
Ergibt sich aus 2.

5. Was gibt es sonst an hilfreichen Tipps dazu?
* Die Saiten bleiben drauf und werden jeweils einzeln für das Feilen aus der Kerbe gehoben; dann kann man auch schnell kontrollieren, ob die Höhe stimmt.
* Die Kerbe sollte ungefähr den Knick zwischen Hals und Kopf halbieren, also ein Gefälle haben, so dass die Saite zum Wirbel hin tiefer liegt als zum Griffbrett. Und sie sollte ansatzweise zum Wirbel zeigen.
* Wenn man vor dem Feilen ein Stück Klebeband hinter den Sattel klebt, braucht man keine Angst zu haben, mit einem Ausrutscher den Kopf zu zerkratzen.
* Wird die Kerbe tiefer als 2/3 der Saitenstärke, sollte auch die Sattelkrone entsprechend niedriger gefeilt werden. (edit: Energische Strummer sollten hier großzügiger sein.)

Viel Erfolg!
Ole

stephanHW

#6
Diese Seiten sind ein Füllhorn. Sie wurden an anderer Stelle bereits verlinkt, ich erinnere mich nicht genau wo.
http://www.frets.com/FretsPages/pagelist.html

@jazzjaponique:   mein credo!

@Ole Lele zu 1.  so bin ich auch vorgegangen. Die Höhenangabe in mm am Sattel bei meinem Guitaleletuning sollten lediglich der groben Orientierung dienen.

Die z.B. bei Conrad angebotenen Nadelfeilen sind eigentlich zu dick.
Die Wypo-Rundfeilen sehen da viel besser aus.
Sattelfeilen kann man auch nicht ganz billig bei Rockinger erwerben: http://www.rockinger.com/index.php?list=WG181
Ich persönlich nutze noch immer eine olle Nagelfeile mit rauher Kante. Irgendwann leiste ich mir mal das Schweizer Präzisionswerkzeug.

@knasterbax: Deine Delfin ist ein ideales Übungsobjekt.

Knasterbax

#7
Erstmal Danke, Leute, für die vielen Antworten!

@gunmaker:

 Zu 3.: Verstehe ich Dich richtig: Cutterklinge über Bund 1 u. 2 legen u. mit der Cutterspitze an der Sattelinnenseite eine Linie ziehen, die zur Orientierung dient?

Zu 4.: Fühlerblattlehren sagen mir leider gar nix. Was ist das? Und wie sollte ich in meinem Fall damit arbeiten?

@ Ole Lele: Danke für die vielen Tipps!

@stephanHW:
Du hast dir gemerkt, dass ich ne Delfin habe? Aufmerksam! \"Leider\" ist deren Saitenlage tadellos...

Grüße
Matthias
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

gunmaker

zu 3. Genau richtig, eine Linie ziehen.
Zu4. Die Dinger heißen ja auch Fühlerlehren (wie komm ich überhaupt auf Fühlerblattlehren?)
Ich kann dir mal ein Foto schicken, falls Interesse besteht.
Wenn du den Sattel ohne viel Mühe und Beschädigungen herausbekommst, ist das \"unten abschleifen\" natürlich die einfachere Variante.

Knasterbax

@gunmaker:

Wie Fühler(blatt)lehren aussehen, weiß ich inzwischen.
Aber wie sollte ich damit arbeiten beim Kerbenschleifen?

Ans Sattelrausnehmen trau ich mich doch nicht so nicht ran...

Dank und Gruß
Matthias
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

gunmaker

Du musst mit einer (Diamant-) Dreikantnadelfeile kleine Sägezähne in das Fühlerlehrenblatt feilen und es dann benutzen wie eine Säge - oder wie meinst du das? Und natürlich vorher die Saitenstärke ermitteln und ein gleich starkes Fühlerlehrenblatt dementsprechend präparieren.

Knasterbax

OK, verstanden...

Gleich noch zwei Fragen hinterher:
Welches Werkzeug eignet sich am besten zum Saitenstärke-ermitteln?
Und womit schwärze ich den Sattel?

Danke!
Gruß
Matthias
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

gunmaker

Zum Saitenstärke ermitteln reicht ein stinknormaler Messschieber.
Zum Schwärzen: nimm am Besten einen Permanentmarker (z.B. Edding), kleb aber mit einem Streifen Tesa das Griffbrett ab.
Um die Farbe später wieder zu entfernen nimmst du Aceton. Aber Vorsicht: manche Kunststoffe werden von Aceton angelöst. Das Entfernen  geht auch mit 000-Stahlwolle.

Ole Lele

Zur Auswahl von Feile / Sägeblatt passend zur Saite reicht auch der unmittelbare Vergleich, man muss nicht die Stärke wirklich messen. Eine genaue Messung ist auch methodisch schwierig, weil die Saite sich durch den Druck Schublehre oder Micrometerschraube verformt.

Zum Schwärzen geht auch einfach ein weicher Bleistift, denn man will ja nur mit der Teppichmesserklinge kurz eine sich hell abhebende Gefahrenlinie markieren, in deren Nähe man vorsichtig werden will. Es reicht auch schon, in ungefähr der richtigen Höhe (anhalten der Klinge) einen nur 3 mm breiten Balken anzubringen, der sich leicht wieder wegradieren lässt. Alternativ kann man auch einen \"Halbbleistift\" zu nehmen (der Länge nach halbiert und plangeschliffen), den man statt der Klinge nehmen und so gleich eine positive Markierung erhalten kann. (Aceton kann für das Finish unangenehm werden, so dass ich es nicht unnötig in die Nähe des Instruments bringen würde.)
Letztlich ist diese Markierung eh nur ein Anhalt, der insbesondere auch entfallen kann, wenn kein neuer Rohling bearbeitet sondern nur die Saitenlage verbessert werden soll.

Viele Grüße
Ole

gunmaker

@ Ole Lele

Ich darf dich herzlich zum workshop zu mir einladen: Messen aber richtig !