Öl als Alternative zum Lack

Begonnen von schmirgel, 18. Aug 2010, 22:03:46

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schmirgel

Wer kennt sich da aus?
Die Kanilea SF ist geölt und nicht mehr lackiert wie das Soundmonster Modell.
Welches Öl habt ihr schon verwendet, wie heißt es und wo kann ich es kaufen.
Die Lackiererei ist mir zu aufwendig geworden.
Vielen Dank

Ukulelendackel

#1
Auskennen ist vielleicht zu viel gesagt, aber ich nehme für solche und ähnliche Geschichten gerne chinesisches Kamelienöl, zu finden bspw. bei www.dick.biz .

Edit: s.u., \"Tipp\" besser streichen.

Ole Lele

#2
Kamelienoel hat den Nachteil, dass es nicht trocknet. Man benutzt es fuer Schneidbrettchen, Arbeitsplatten, etc., aber  fuer Instrumentenoberflaechen meines Wissens hoechstens als Polieroel. (Mit nichttrocknendem Oel vollgesogenes Holz kann man nicht leimen; das ist schlecht, wenn man mal etwas reparieren muss.)
Kanilea gibt an, ihr SF waere Wiping Varnish, also ein Lack, der mit dem Ballen aufgetragen wird und zu diesem Zweck mit Loesungsmitteln (Terpentin, Waschbenzin, o.ae.) verduennt ist.
Der Lack wiederum kann durchaus auf Oelbasis sein, ist dann aber eine Verkochung, kein rohes Oel. Leider macht Kanilea dazu keine weiteren Angaben. Je nach Formel kann dies technisch aber durchaus einem Oelauftrag aehneln (und dazu kompatibel sein). Ausserdem wird wohl ein Mattierungsmittel zugefuegt sein.
Ein unter Ukulelenselberbauen beliebtes Wiping Varnish ist \"Tru Oil\" (gebrauchsfertig verduennter Oellack), das man im Waffenladen / Jagdsportgeschaeft im Bereich Schaftpflege findet. Duenn aufgetragen bleibt es matt, weitere Auftraege werden zunehmend glaenzend. Kinderleicht zu verarbeiten, aber nicht dauerhauft, muss regelmaessig aufgebessert werden - aehnlich wie Schuheputzen, aber nur 1x im Jahr, bei Bedarf oefter.

Viele Gruesse
Ole

Ukulelendackel

Zitat von: Ole Lele(...)Mit nichttrocknendem Oel vollgesogenes Holz kann man nicht leimen; das ist schlecht, wenn man mal etwas reparieren muss.
(...)

Oha! Danke für den Hinweis; das hatte ich nicht bedacht....

jazzjaponique

Dieses Danish Oil hab ich schon auf mehreren Ukulelen angewendet und finde es macht eine schöne Oberfläche, muss aber wohl auch ab und an nachbehandelt werden:

http://drechslershop.de/oberflaechenbehandlung/oel/rustins-danish-oil-05-liter.html

Juku

Ich versuche mich gerade mit Waterlox Tungnußöl auf Koa. Besonders angenehm riechen tut es nicht, soviel kann ich schon sagen...

gunmaker

Ich denke, dass gerade beim Ölen viel Geheimniskrämerei betrieben wird.
Was nutzen denn Öle , die ich evtl. 20 mal auftragen muss - mit Zwischenschliff versteht sich und dann doch nicht das gewünschte Ergebnis bringen.
Bei meinem letzten Projekt
 http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?id=7659
 habe ich \"Holzschutzöl für innen\" der Firma LIBERON genommen. Bekommt man in fast jedem Baumarkt. Habe ich übrigens auch schon im Jagdwaffenbau gesehen. Das Öl trocknet sehr schnell und die Oberfläche ist danach extrem belastbar.

Juku

Habe gerade festgestellt, ist das Holz erst einmal geölt, läßt es sich kaum noch schleifen, denn auf dem Sandpapier bildet sich ganz schnell eine Kruste aus dem nun klebrigen Schleifstaub.

Ole Lele

#8
Dann ist das Zeug noch nicht trocken. Entweder hast Du nicht lang genug gewartet oder zu dick aufgetragen. Letzteres kann unangenehm sein, weil manche Öle quasi ewig brauchen, wenn die Schicht zu dick ist. Im schlimmsten Fall hilft dann nur die Ziehklinge (oder Chemie).
Es sind die langen Polymerisierungszeiten, weshalb (hochwertige!) Ölpolituren heutzutage nur noch von Hobbyisten und Restauratoren aufgebracht werden. Dafür braucht der Auftrag selbst nicht so viel Geschick, keine staubfreie Umgebung, keine Sprühbude, usw.

Jan

Zitat von: gunmakerIch denke, dass gerade beim Ölen viel Geheimniskrämerei betrieben wird.

Nur von den Herstellern, die z.B. \"Danish Oil\" oder \"Frensh Polish\" etc. anrühren. Das Coca-Cola-Rezept ist ja auch geheim...

Zitat von: gunmaker... habe ich \"Holzschutzöl für innen\" der Firma LIBERON genommen. Bekommt man in fast jedem Baumarkt.

Das Problem bei diesen Sachen ist eben, dass kein Mensch genau weiß, was die Panscher in der Fabrik für giftige und umweltzerstörerische Additive zugesetzt haben!
Leinölfirnis etwa enthält neben mineralischen Ölen auch (zumindest früher, keine Ahnung, was heutzutage verwendet wird) irgendwelche Bleiverbindungen als Sikkativ. Auf solches Zeug habe ich keine Lust, da warte ich lieber einen Tag länger, bis die Öl- oder Wachsschicht ausgehärtet ist...

Ole Lele

#10
Leinölfirnis enthält heutzutage typischerweise Kobaltsikkative, die als harmlos gelten im Vergleich zu vielen Lösungsmitteln. Lediglich der Schleifstaub ist nicht unproblematisch, aber selbst einfacher Holzstaub gilt als Allergen und Krebserreger.

Die Schwermettalle förden katalytisch die Polymerisation des Öls. Sie wegzulassen verlängert die Trocknungszeiten ganz erheblich. Und selbst bei sikkativiertem Leinölfirnis gilt für mich beim Einlassen: eine Woche Pause nach jedem Auftrag!

Noch ein Nachtrag zum Schleifen: Der Witz beim Ölen ist ja (wie bei der Schellackpolitur), dass die Schichten von vornherein gleichmässig dünn aufgetragen werden. Man schleift nur ganz leicht - und auch nicht unbedingt nach jeder Schicht -, denn es dient nur dem Entfernen kleiner Nasen etc. Man kann aber auch gut das Porenfüllen mit den ersten Ölaufträgen verbinden, indem man nass mit dem Öl schleift (siehe auch William King\'s Regime bei UU). Das ist die Methode, welche Pete Howlett anwendet, wenn der Kunde Oil finish wünscht. Und bei Ken Timms bildet dieser Ölschliff die Grundlage, auf welcher die Schellackpolitur von Mrs Timbuck aufsetzt.

Viele Grüße
Ole

aGain

Hei,

hierzu gibt es auch einen neuen Thread auf UU inkl. Video von Pete.

http://www.ukuleleunderground.com/forum/showthread.php?34686-Burnishing-Oil-Finish

Im Thread schreibt Pete, das er TruOil verwende und von Danish usw. ab sei.

hier ein Link zum TruOil:  http://www.waffenpflege-shop.de/p163/Schaftoel-Tru-Oil-Naturoel.html

Gruß,
Jens