Bunte Baton Rouge-Tenöre

Begonnen von Knasterbax, 20. Jun 2011, 23:26:59

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Knasterbax

N\'Abend, Leute,

heute vormittag hatte ich ein Stündchen verpflichtungsfrei, und da bin ich mal schnell in die Kulturbrauerei geflitzt, um mir bei JustMusic das aktuelle kümmerliche Ukulelen-Angebot anzugucken. (Denn zuweilen haben sie doch mal ein richtiges Instrument da hängen... :oops: )

Wie immer um die 8 Uken da, wie immer dominiert Baton Rouge (nebst Ortega und einer jämmerlich klingenden LAG Sopran Flachuke).

Baton Rouge hatte ich als Ukulelenmarke bisher nie so richtig ernst genommen, aber jetzt fielen mir zwei Tenöre ob ihrer auffälligen Färbungen ins Auge: Modell U7T, einmal in Blau, einmal in Weinrot. Das Finish ist matt, die Holzmaserung scheint sehr schön durch. (\"See Through Blue\" nennt sich das dann.) Aus Mango sollen sie sein.

Angespielt, und ich war angenehm überrascht: Liegen gut im Arm (Korpus wird zum Hals hin flacher), Verarbeitung + Saitenlage prima, der superschmale Hals ist natürlich Geschmacksache. Schön ukeliger Ton, meiner Korala Exotic Mahgony recht ähnlich (weshalb es für mich nix zu kaufen gab....  :mrgreen:  )

Knapp 210,- wollen sie dafür haben, im Netz gibt es sie deutlich billiger.
In diesem Preisbereich würde ich sagen: zu empfehlen.

Gibts noch Erfahrungen mit diesen Uken?

Schöne Grüße!
Knasterbax
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

stephanHW

Nicht speziell mit den Bunten. Bei Harry hängen einige BR-Ukulelen, die stark an bekannte Modelle von Kala erinnern. Z.B.  ziert jetzt das etwas schmucklose `BR´ die Kopfplatten der von Kala bekannten Lacewood-Ukulelen. Ich hatte kurz eine Tenor aus der Serie angespielt, die klang sehr schön und war möglicherweise etwas günstiger als das Vorbild. Ich meine, mich auch an die von Kala bekannten`Butterfly´ Modelle von BR zu erinnern. Insgesamt eine recht breite Modellpalette. Die Flachen waren akustisch nicht so gut geglückt, wie man das von Kala kennt.
Leider sieht das Logo so arg billig aus, doch die sind bei der derzeitigen Ukulelenknappheit einen Blick wert.

faltukulele

Das Logo (leider als Plastik-Inlay in der Kopfplatte) ist in der Tat katastrophal.

Ansonsten ist die BR u 6 S (wohl nahezu baugleich mit irgendeiner preiswerten Kala) eine der ganz wenigen Sperrholz-Ukulelen, die ich hinsichtlich Optik, Verarbeitung und Klang ziemlich empfehlenswert finde. Curly Koa Furnier, kein Abalone-Firlefanz, Ahorn-Binding, Tusq-Sattel und Stegeinlage, Aquilas, ordentliche, 1:14 übersetzte gekapselte Mechaniken (natülich arg schwer), rund 170 Taler - 3 + (womit ich, gemessen am Preis, gut befriedigend meine).

Viele Grüße

Christoph

Linho

Wenn du solch ein differenziertes Bewertungssystem in Abhängigkeit des Preises führst -- welche Ukulelen bewertest du mit \"sehr gut\"?

@Topic: Ich habe unlängst (ebenfalls in einem JustMusic) einige BatonRouges ausprobiert (alle in Soprangröße), da konnte mich keine begeistern.

Aber die Tenorversion sieht durchaus interessant aus, auch wegen ihrer ungewöhnlichen Farben. Muss ich mir mal bei Gelegenheit anhören, wird\'s dann wohl mittlerweile auch in meinem JustMusic geben.

faltukulele

Zitat von: LinhoWenn du solch ein differenziertes Bewertungssystem in Abhängigkeit des Preises führst -- welche Ukulelen bewertest du mit \"sehr gut\"?

OT: Gute Frage - da muß ich erst mal grübeln :roll:. Bewertungen sind natürlich immer subjektiv (meine jedenfalls :mrgreen: ), weil da neben vermeintlich sachlichen Kriterien (über die man ja auch schon lange streiten könnte) immer auch persönliche Geschmacksfragen hineinspielen.
Vielleicht bin ich ziemlich anspruchsvoll, aber da ein \"sehr gut\" in der Schulnotenskala kaum zu übertreffen ist, bin ich da sehr zögerlich.

Bei der genannten BR, die mich (nach div. Brennholzukulelen dieses Labels, allerdings aus dem Niedrigpreissektor) klanglich angenehm überrascht hat, fehlen mir zu einer 2 ein schöneres Holz für den Hals (langweiliges Nato), wesentlich leichtere Tuner und vor allem die anderthalb mm, die der Steg zu nahe am Schalloch sitzt. Zumindest das wäre völlig vermeidbar.

Viele Grüße

Christoph

Linho

Sorry nochmal für Offtopic, aber das ist vielleicht auch für andere interessant: Der Steg, der 1,5mm zu nahe am Schallloch sitzt? Zu nahe wofür? Hast du das nachgemessen?

Hartmut (Jannis)

In der e-Bucht gibt es eine rote Tenor für 175 Euronen. Verlockend, aber ohne sie in der Hand gehabt und den sound gehört zu haben leider etwas heikel.
Jedenfalls danke für den Hinweis auf diese Ukulelen.

faltukulele

Zitat von: LinhoSorry nochmal für Offtopic, aber das ist vielleicht auch für andere interessant: Der Steg, der 1,5mm zu nahe am Schallloch sitzt? Zu nahe wofür? Hast du das nachgemessen?

OT: Zu nahe natürlich für eine saubere Intonation. Die Stegeinlage saß kaum 2 mm weiter unten als der doppelte Abstand vom Sattel bis zum 12. Bund, und so war schon im Laden klar, daß das knapp wird. Andererseits war die Saitenlage da noch sowohl am Sattel wie am Steg ordentlich zu hoch, und da ich mich spontan in die Ukulele verliebt hatte, hoffte ich, das würde gerade so reichen.

Tat es aber trotz heftigen Tieferlegens nicht. Die beiden äußeren Saiten stimmen beinahe, der e-Saite fehlt ein knapper, der c-Saite ein guter Millimeter. Da hilft nur Auffräsen der Stegnut und eine stärkere Einlage, im Augenblick tut es noch eine L-förmige Stegeinlage. Sowas finde ich immerhin so ärgerlich, daß es zu einer 2 nicht reicht.

Viele Grüße

Christoph

allesUkeoderwas

Zitat von: faltukulele
Zitat von: LinhoSorry nochmal für Offtopic, aber das ist vielleicht auch für andere interessant: Der Steg, der 1,5mm zu nahe am Schallloch sitzt? Zu nahe wofür? Hast du das nachgemessen?

OT: Zu nahe natürlich für eine saubere Intonation. Die Stegeinlage saß kaum 2 mm weiter unten als der doppelte Abstand vom Sattel bis zum 12. Bund, und so war schon im Laden klar, daß das knapp wird...

Diese Maßdifferenz heißt \"Spannungsplus\" und 2 mm oder etwas drüber sind doch genau richtig, oder versteh ich da was falsch ???  :shock:
Ukulelen: Nur Schrott

faltukulele

Immer noch OT (gleich mach ich einen Tröt \"physikalische Grundlagen der Akustik\" auf):

\"Genau richtig\" ist dann, wenn alle Töne stimmen. Das ist aber nicht so leicht hinzukriegen. Stimme Deine Ukulele sorgfältig und vergleiche dann:
G (G-Saite leer, C-Saite, 7. Bund und E-Saite, 3. Bund),
A (G-Saite, 2. Bund, C-Saite, 9. Bund, E-Saite, 5. Bund und A-Saite leer),
C (G-Saite, 5. Bund, C-Saite, Flageolett am 12. Bund, E-Saite, 8. Bund und A-Saite, 3. Bund) - keine Schwebung? Dann hast Du die perfekt eingestellte Ukulele :mrgreen:.

Bei gegebener Mensur (Saitenlänge) und Tonhöhe (Saitenspannung) ist die notwendige Kompensation (das Maß, um das die schwingende Saitenlänge vergrößert werden muß, um auszugleichen, daß Du sie beim Greifen dehnst und damit höher stimmst) nach der Taylorformel nur abhängig von der Saitenlage (wie stark dehnst Du die Saite?) und dem E-Modul des Saitenmateriales (wie stark erhöht sich die Spannung und damit die Tonhöhe bei welcher Dehnung?). Die Saitenstärke spielt bis hierher rechnerisch keine Rolle.

Die Vorausberechnung führt indes aus verschiedenen Gründen nur ungefähr zum richtigen Ergebnis. Erstens kennst Du das E-Modul nicht. Für unlegierten Stahl gibt es noch brauchbare Rechenwerte, Nylon und Fluorcarbon weichen schon voneinander erheblich ab, und die Saiten verschiedener Hersteller immer noch relevant. Zweitens sind die Werte auch innerhalb eines Saitensatzes nicht die gleichen, weil die einzelnen Saiten nicht das gleiche E-Modul aufweisen. Und drittens spielt speziell bei der Ukulele jenseits der Taylorformel die Steifigkeit der Saite abhängig von der relativen Saitenstärke (also der Stärke in Relation zur Länge) eine erhebliche Rolle - bei stärkeren Saiten ist hierfür eine zusätzliche Kompensation nötig.

Selbst wenn Du die beiden weiteren Komplikationen (höhere Saitenlage für dickere = schwerere Saiten und sowohl einen anderen E-Modul als auch eine andere Steifigkeit bei umsponnenenen Saiten) für die Ukulele außer acht läßt, brauchst Du für die dickeren Saiten eine größere Kompensation.

2,5 mm sind ein brauchbarer \"Über-den-Daumen-Wert\", aber wenn Du die Oberkante der Stegeinlage für jede Saite einzeln anpassen willst, brauchst Du schon bei einer Soprano mehr als einen mm Unterschied von den äußerern zur C-Saite. Das gibt die Standardstärke der Stegeinlage gerade so her, aber nur, wenn der Steg an der richtigen Stelle sitzt.

Viele Grüße

Christoph