Saiten - Arten, Auswahl, Handhabung (Stimmen)

Begonnen von UkeDude, 05. Okt 2007, 13:03:38

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losguidos

Hallo Lauren,

joa... low-a bekommst Du eigentlich auch mit einer Worth low-g Saite hin. Dafür braucht man dann keine dickere Harfensaite. Irgendwie sehe ich schwarz mit Deiner unumwundenen low-d Saite...  :? Schau Dir mal die oberste Abbildung mit den neuen Aquila Bass-Ukulelen Saiten an:

http://www.aquilacorde.com/index.php?option=com_content&view=article&id=96&Itemid=1656&lang=en

Da bekommst Du ungefähr einen Eindruck wie Stark die Durchmesser vom Material her variieren. Ich glaube nicht das solche Monster-Saiten auf der Uke wirklich gut klingen, selbst wenn Du Dir welche für low-d machen lassen würdest.  Und beim Akkordspiel würdest Du mit einer extrem dicken Saite auch nicht so richtig glücklich.

VG

Lauren

Zitatjoa... low-a bekommst Du eigentlich auch mit einer Worth low-g Saite hin.
Wie meinst du das, losguidos?
Da die Saite bei a ja noch nichteinmal \"extrem\" straff ist, denke ich, dass eine echte low-g-Saite sich möglicherweise sogar \"besser\" herunterstimmen ließe, als die Harfensaite.

Und es ist also so, dass sich durch Erhöhung der Zugmasse wirklich automatisch der Durchmesser der Saite erhöht?
Warum gibt es dann Saiten, die bei gleichem Durchmesser unterschiedliche Zugkraft haben?  :|


Liebe Grüße
Lauren

losguidos

#332
Ja, das meinte ich auch. Dann kannst Du für low-a besser eine Worth nehmen.

Zitat von: LaurenUnd es ist also so, dass sich durch Erhöhung der Zugmasse wirklich automatisch der Durchmesser der Saite erhöht?

Ja. Wenn es sich um das gleiche Material handelt nimmt die Saitenpannung mit steigendem Durchmesser zu. Um den gleichen Ton zu erzielen muß bei größerem Durchmesser eine größere Masse bewegt werden und das erfordert eine höhere Spannung.

Zitat von: LaurenWarum gibt es dann Saiten, die bei gleichem Durchmesser unterschiedliche Zugkraft haben?  :|

Weil die Saitenmaterialien eine unterschiedliche Dichte haben (vereinfacht gesagt, sind sie unterschiedlich schwer). Das ist auch der Grund, warum die tiefen Saiten mit Metalldraht umwickelt sind. Die Saite ist dünner, als eine vergleichbare reine Kunststoff-Seite (Fluor-Carbon, Nylon, Nylgut, ect) und weniger steif (bessere Intonation). Außerdem klingen sie in der Regel auch länger (haben mehr Sustain), usw... viele Hersteller bieten auch Saiten mit unterschiedlichen Saitenspannungen an.

VG

Lauren

Hm, da es dann wohl so aussieht, als müsste ich mir etwas anderes überlegen, würd ich gerne auf diese Aussage zurückkommen:

Zitat von: Ole LeleEs gibt zwar auch passende kunststoff- oder auch darmumsponnene Saiten, die klanglich für diesen Zweck vielleicht ideal wären, aber da muss man schon sehr genau wissen, was man will, denn die sind teuer, weniger haltbar und etwas mühsamer zu beschaffen.

... teuer und mühsam spielt keine Rolle (ich bin kein Typ fürs Aufgeben  ;) ) ich hab es mir in den Kopf gesetzt, auf meiner geliebten Bariton-Uke schöne Musik zu machen, und wenn ich dafür 10-20 Euro tiefer in die Tasche greifen muss, dann werd ich das tun. (Auch wenn ich, anders als diese Aussage wahrscheinlich vermuten lässt, nicht gerade reich bin.)

Was wären denn passende Kunststoff-Saiten? Und: sind diese darmumsponnenen Saiten nur mit echtem Darm umsponnen oder gibt es die auch mit Kunstdarm umsponnen?

Liebe Grüße
 - von der euch mittlerweile bestimmt mächtig auf den Zeiger gehenden -  ;)
Lauren

Ole Lele

Die IP 51110 von Kürschner hat, wenn man sie bei einer Mensur von 518 mm auf a stimmt (das sogenannte \"kleine a\", also so hoch wie die g-Saite einer Bari im 2. Bund gegriffen, 220 Hz), einen Zug von fast 9 kg! Lauren, das ist mehr als Deine g- und die h-Saite zusammen! Also entweder, Du hast eine ganz andere Saite oder Du bist in der falschen Oktave.

Sind die anderen drei Saiten aus dem D\'Addario-Satz und hast Du die dickste Saite daraus als dritte Saite auf g gestimmt? Dann müsste die IP 51110 als d-Saite ein winzigen Tick dicker als die benachbarte g-Saite sein.
Stimmt die Dicke, könnte noch das Material falsch sein, aber selbst als Nylonsaite wäre sie auf a gestimmt straffer als Deine e-Saite.

Dann bliebe nur noch die Möglichkeit, dass Du eine Oktave zu tief bist und das \"große A\" erwischt hast (wie die A-Bassseite einer Tarre, 110 Hz). Dann hättest Du schlappe 2 kg Zug und dann würde ich auch genau den Klang erwarten, den Du beschreibst. Wenn Du sie jetzt weiter hochstimmst auf d, sollte eigentlich alles in Ordnung sein.

losguidos

#335
Nee. Keine Sorge. So schnell gehst Du hier niemandem auf den Zeiger. Ich habe nur so meine Zweifel, daß Deine Mühe belohnt wird.

Ich kenne nur Darrmsaiten die aus mehrenen Strängen gewickelt werden (für Bässe sind die dann entsprechend dick). Die von denen Ole Lele erzählt, kenne ich auch nicht.

Ich fürchte auch, dass Du da mit 20 Euro nicht weit kommen wirst. Es wird schon schwer werden jemanden zu finden, der Dir eine kleine Stückzahl macht. Die Aquila Darmsaiten sind ja noch recht günstig. Ein Satz Darmsaiten von Pirastro (allerdings für die Gitarre) kostet gerne schon mal über 100 Euro. Und das sind noch nicht mal Sonderanfertigungen. Außerdem sind Darmsaiten sehr empfindlich und halten nicht sonderlich lange. Da würde ich eher versuchen wirklich nickelfreie Metalle zu finden. Sowas muß es doch eigentlich geben. Bisher dachte ich nur  von Erdnüssen wären überall Spuren drinnen :)

Mich würde es auf jeden Fall interessieren wie Deine Suche weitergeht.

VG

@Ole Lele: Grob überschlagen müsste low-d auf ner Bariton  eigentlich um die 147Hz sein.

Lauren

ZitatDie IP 51110 von Kürschner hat, wenn man sie bei einer Mensur von 518 mm auf a stimmt (das sogenannte \"kleine a\", also so hoch wie die g-Saite einer Bari im 2. Bund gegriffen, 220 Hz), einen Zug von fast 9 kg!
:shock:

Also, da kann was nicht stimmen... Wenn ich sie straff ziehe, dann klingt mir definitiv das kleine a entgegen, aber so \"über-straff\" ist die Saite trotzdem nicht.

Die Oktave muss eigentlich stimmen, ich bin zwar Laie auf der Bariton-Uke (ist sicher noch keinem aufgefallen  ;) ) studiere aber Musik und spiele seit ewigen Zeiten Klavier. Dass ich mich in der Oktave vertan habe, halte ich für eher unwahrscheinlich.

Vielleicht stimmt tatsächlich eher die Nummernangabe von Kürschner nicht?!
Oder es stimmt mit meiner Ukulele was nicht?!

Der Durchmesser der Saite ist jedenfalls tatsächlich etwas größer als die c1-Saite meines Nylon-Saitensatzes von D\'Addario... hm.  :(

Wenn ich die Saite eine Oktave höher stimme (was aber, glaub ich vom Zug her gar nicht gehen würde), würde sie höher klingen als die übrigen drei Saiten (die definitiv die richtige Tonhöhe haben) das kann\'s nicht sein.

@losguidos
Metall ohne Nickel gibt\'s leider nicht, es sei denn mir würde jemand welches gießen. In allem, was verkauft wird - auch im nickelfreien - sind mini-Rückstände von Nickel... Da gibt es - wie für alles - leider Grenzwerte, das ist das Problem...

Liebe Grüße
Lauren

Lauren

#337
Hm... also, ich hab jetzt noch ein bissel rumgestimmt und mir die Sache nochmal angesehen... etwas straffer als die c1-Saite sitzt sie doch schon, aber optimal straff sicherlich nicht.
Im Moment wird\'s das wohl tun - vielleicht bin ich mit dem Klang auch ein bisschen überempfindlich (Berufskrankheit ;))

Also, wenn es eine bessere Lösung in erschwinglicher Form gäbe @Ole (?) dann wäre ich durchaus geneigt, etwas mehr Geld zu investieren.

- Ansonsten, da hast du wohl Recht, losguidos, werde ich mich wohl mit der jetzigen Lösung zufrieden geben müssen.
Meine Bariton-Uke geb ich trotzdem nicht auf, das würde sie mir übel nehmen!! ;)

Insgesamt ist der Klang ja auch nicht schlecht - es sind halt so ein paar minimal unschön klingende Teiltöne dabei, die von der tiefsten Saite verursacht werden.... vielleicht sollte ich hier mal eine kleine Hörprobe einstellen, nicht dass ihr denkt, ich klampfe hier auf lauter komplett verzerrten und jaulenden Saiten rum ;)

Aber wenn man eh schon so gehandicapt ist (das mit dem Nickel trifft mich ja nicht nur hier, sondern auch beim Essen - ist halt in den meisten Nahrungsmitteln auch enthalten, usw.), dann möchte man halt gerne bei Dingen, die einem wirklich wichtig sind irgendwie noch das bestmögliche herausholen... Ich mag einfach nicht glauben, dass es zu dem Metallzeug keine wirklich brauchbare Alternative gibt...

Liebe Grüße :)
Lauren

Ole Lele

#338
Die Saite wird auch ein paar Tage brauchen um sich zu setzen, es wird sich schon noch ein bisschen bessern. Trotzdem nenne ich Dir gern ein paar Alternativen:

Zitat von: losguidosIch kenne nur Darrmsaiten die aus mehrenen Strängen gewickelt werden (für Bässe sind die dann entsprechend dick). Die von denen Ole Lele erzählt, kenne ich auch nicht.
Tschuldigung, die meinte ich mit \"darmumsponnen\".  Richtig müsste man wohl \"verseilte Darmsaiten\" sagen. Von Kürschner gibt es die auch, dort heißen sie \"Catline\", kosten um die 20 € das Stück. Alternativ könnte man auch erst einmal die \"Florentiner\" probieren. Das sind Darmsaiten, die stark mit sich selbst verdreht wurden und dadurch flexibler sind (aber auch leichter reißen). Die liegen um die 10 € das Stück. In beiden Fällen bräuchtest Du, Lauren, eine Stärke, die einer normalen Darmsaite zwischen 1.3 und 1.5 mm Durchmesser entspricht (also 4 bis 6 kg Zug). Die tatsächlichen Durchmesser sind ein bisschen größer. Da würdest Du wohl tatsächlich den Sattelschlitz verbreitern müssen.

Saiten mit Kunststoffumspinnung gibt es mit Nylonseele von Savarez (Typ nfp) und mit Stahlseele von Thomastik-Infeld, aber offenbar kann man nur von Savarez Saiten in für diesen Zweck interessanten Stärken bekommen und wohl auch nur, wenn man sich direkt an den Hersteller in Frankreich wendet. Hier hättest Du aber auch wieder das Problem mit dem Sattelschlitz (woran das aber nicht scheitern sollte).

Der Vorteil all dieser Alternativen gegenüber der dicken Carbonsaite liegt in der größeren Flexibilität, wodurch sie besser intonieren.

Zitat von: losguidos@Ole Lele: Grob überschlagen müsste low-d auf ner Bariton eigentlich um die 147Hz sein.
Genau daraus kann man abschätzen, dass Hochstimmen von d nach a den Zug von 4 kg auf etwa 9 kg erhöht.

Der Sinn dieses Umstimmens der einzelnen Saite lag darin, den Zug zu bestimmen, bei dem Lauren die Saite am besten gefällt. Normalerweise geht es dabei nur um wenige Halbtöne nach oben oder unten, und man wählt danach den Saitendurchmesser größer oder kleiner im Verhältnis der beiden Frequenzen. Die so gewählte Saite hat dann bei der Sollstimmung die gewünschte Härte.

In diesem Fall ist der resultierende Zug aber einfach zu groß, als dass man so verfahren könnte. Ein möglicher Kompromiss wäre, die Kürschner IP 51300 oder 51410 als d-Saite mit etwa 5,4 bzw. 6,4 kg Zug zu wählen, oder die IP 51110 zu lassen und die Bari auf A6 (e a cis\' fis\') oder Bb6 (f b d\' g\') hochzustimmen.

Mir ist allerdings noch etwas eingefallen: Letztlich ist das Problem der Nickelallergie durch den Austausch der d-Saite ja noch gar nicht gelöst, denn die Bundstäbchen sind doch typischerweise aus Neusilber und das hat je nach Härtegrad einen Nickelanteil bis zu 18%. Eine Möglichkeit wäre die Neubundierung mit hypoallergenem Bronzedraht (EVO), der ursprünglich für Brillengestelle entwickelt wurde. Damit habe ich mir letztes Jahr eine Custom-Sopran bauen lassen und gute Erfahrungen gemacht.

Eine andere Möglichkeit wäre, nun doch die Bari aufzugeben und eine Tenor-Fluke mit Spritzguss-Griffbrett zu kaufen, wo auch die Bundstäbchen aus Plastik sind. Ist besser, als man so denkt. Und das Problem mit der 4. Saite ist mit dem Satz von Worth schon gelöst.

Viele Grüße
Ole

Lauren

Hallo Ole,

ganz lieben Dank für deine wahnsinnig ausführliche Antwort!

Das mit den Saiten mit Kunststoffumspinnung klingt wirklich sehr interessant(!) :) und am Sattelschlitz soll es wirklich nicht scheitern - ich hab mir ja kein Instrument für über 400 Ocken gekauft, und der Sattelschlitz ist aus Plastik. Ich nehme mal an, dass sich das mit viel Fingerspitzengefühl schon machen lassen müsste.

Das Problem mit den Bundstäbchen hab ich ganz pragmatisch gelöst: Tesafilm drüber, und gut ist, da nickelt nichts mehr rum. ;) - im Ernst, ich kenn da nix. Wenn ich jetzt wirklich ein Instrument für 400 Euro + hätte, hätte ich mir das vielleicht überlegt, wobei - selbst dann: Was nützt mir das edelste Holz, wenn ich nicht drauf spielen kann?
Der Tesa bringt keine Verschlechterung des Klanges oder der Spielbarkeit (drei Saiten klingen ja immerhin so wie sie sollen ;)) und für mich ist das im Moment die perfekte Lösung, weil sehr günstig + unkompliziert.

Dann werde ich wohl mein Französisch entstauben und eine Mail an die Firma Savarez schreiben... Hab gerade die Homepage durchstöbert und auch den Saitentyp gefunden. :)
Hoffe mal, dass ich mein Anliegen verständlich genug rüberbringen kann.
Bleibt im Prinzip nur die Frage, welchen Durchmesser so eine Saite haben müsste..? Ich kann leider nicht abschätzen, wie dieses Material sich im Vergleich zu Nylon und Carbon verhält.

Liebe Grüße und vielen Dank :)
Lauren

Lauren

#340
Hallo ihr Lieben,

mal ein kurzer Zwischenbericht - ich habe mich jetzt mit der Harfenseite arrangiert.
Die optimale Lösung ist es sicherlich nicht, aber im Moment tut es das.
Ich denke, ich werde dann der Fa Kürschner schreiben, und mir noch zwei Saiten zuschicken lassen (auch wenn ich denke, dass ich die im Leben nie aufbrauchen werde - diese Saite ist dermaßen robust, und da sie nicht so straff gespannt ist wie sie könnte, wüsste ich beim besten Willen nicht, wie ich die durch bekommen soll.  :lol:  )

Aber demnächst werde ich mich nochmal bei der Fa Savarez schlau machen, da werde ich aber eine französische Freundin bitten, die Mail zu übersetzen... Nicht dass ich am Ende dann um \"mit Nylon umwickelte Schnürsenkel\" anstatt Saiten bitte.  ;)

Ich möchte mich hier nochmal ausdrücklich für eure Hilfe bedanken - ohne euch hätte ich überhaupt keine Vorstellung davon gehabt, was überhaupt möglich ist und dass man irgendwo Spezialsaiten bekommen kann, und die Harfensaite ist auf jeden Fall besser als die runtergestimmte Nylon-Saite, die ich vorher hatte!  :)

Liebe Grüße
Lauren

Gaal

Hi, ich habe eine Frage, ich hatte mir Ukulelensaiten bestellt (Aquilla Nylgut). Heute sind sie endlich gekommen und ich stelle mit entsetzen fest, dass es Baritonsaiten sind... Es ist aber ja prinzipiell dieselbe Stimmung (GCEA), kann ich also die Saiten trotzdem auf meine Sopranuke aufziehen und sie dann eben \"kürzen\" ?

Ole Lele

#342
Die Aquila Barisaiten für GCEA sind nur ein bisschen dicker als die Sopransaiten, etwa so stark wie die Concertsaiten. Es gibt einige, welche die Concertsaiten für ihre Soprane sogar bevorzugen, weil der Klang etwas kräftiger und brillianter ist.

Der Zug ist nur etwa soviel stärker, als würdest Du sie mit Sopransaiten einen Halbton höherstimmen. Das verkraftet die Lele locker.

Viele Grüße
Ole

Gaal

Super vielen Dank!!!
Ich werde berichten ;-)

Gaal

Tschuldigung für den Doppelpost, aber hier mein Bericht:

Ich konnte die Saiten problemlos alleine aufziehen, es hat alles geklappt, und es hört sich so viel besser an und spielt sich wesentlich angenehmer!