Stagg 80C - Decke fällt ein :(

Begonnen von Rena, 11. Feb 2012, 13:53:56

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Rena

Da die Honu einfach mein Liebling ist, nehme ich die Stagg nicht mehr so oft in die Hand... Gerade eben hat es mich aber geritten und mir fiel sofort auf, dass der Body um die Brücke herum etwas seltsam aussieht.

Ich habe ein Lineal zwischen Brücke und Schalloch an die Brücke gelegt und dabei feststellen müssen, dass die Decke dort mittig um locker 1mm durchhängt. Die Beleistung darunter scheint noch fest zu sein (3 Balken in Fächerform). Der Leim ist mittig an der Brücke zu sehen und schmutzig weiß.

Ist das von den Staggs (eben wie bei den Lanikais) bekannt? Ist zu erwarten, dass es noch übler wird oder hängen die Decken nach einiger Zeit üblicherweise alle leicht durch und ich brauche mir nicht weiter Gedanken zu machen?

Bei der Honu ist die Decke Schnurgerade. Beide Ukulelen sind gleich alt...

Saitensprung

Könnte es sich um Auswirkungen der momentan extrem trockenen Luft handeln? Da fällt die Decke gerne mal etwas ein.

allesUkeoderwas

Siehe.....

http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?post=196356#post196356

...sofern es nicht der dünnen Decke geschuldet ist, das haben viele  - bei mattem Lack fällt es bei den meisten Ukulelen nur nicht auf.
Ukulelen: Nur Schrott

Rena

Mhm, Trockenheit würde ich eigentlich ausschließen! Meine beiden Liebsten stehen naemlich im Ständer neben der trocknenden Wäsche. Das sollte ja eigentlich ein gutes Ukulelenklima sein...

Ich werde mal die Saiten entspannen. So selten wie ich sie spiele hatte ich das vermutlich schon viel eher versuchen sollen, ich Depp!

Ich hoffe, dass es an der Deckendicke liegt und beobachte mal weiter.

allesUkeoderwas

Wenn die Luftfeuchte stimmt, dann laß Dich durch die Delle nicht beirren. Dann ist da eben eine Delle - na und ???
Saiten entspannen brigt nix, die Delle kommt ohnehin wieder - Du mußt dann später nur ständig nachstimmen, bis die Delle wieder da ist.
Wenn sie stimmstabil ist und sich nix zum schlechten verändert, ist alles OK !!!
Ukulelen: Nur Schrott

Rena

Stimmt. Nachstimmen ist auch doof. Dann beobachte ich erstmal!

Puh, bin ich froh. Ich war auf solche Antworten gefasst:

\"Da kann man nichts mehr machen. Ist die Decke einmal eingefallen wird es immer schlimmer. Erst wird sie unrein und irgendwann kracht die Decke dann ein!\"

faltukulele

Täusch Dich nicht - hier verdunsten auch Tag für Tag fast 10 Liter Wasser (bei geschlossenen Fenstern), und die Luftfeuchtigkeit kratzt gerade mal die 40%-Marke. Einmal kurz gelüftet, und schon sind es gerade noch 30%. Bei noch trocknerer Luft fangen Decken und Böden an sich bedenklich zu verformen - jedenfalls dort, wo sie durch einen innen aufgeleimten Balken quer zur Faserrichtung daran gehindert sind, zusammenzuschnurren. Diagonalbebalkung mindert den Effekt, läßt ihn aber nicht verschwinden.

Eine andere Sache ist die Verformung unter Last: Jedes Bauteil verbiegt sich, je nach Dimensionierung oft so wenig, daß Du es gar nicht bemerkst, aber eben doch.
Die Saiten ziehen durch die Umlenkung an der Oberkante des Steges und verbiegen die Decke s-förmig (Du kannst es Dir vielleicht besser vorstellen, wenn Du Dir den Steg nicht 10 mm, sondern 10 cm hoch denkst). Die Decke muß sich also unterhalb des Steges etwas nach außen wölben und zwischen Steg und Schalloch entsprechend nach innen. Eine gut abgestimmte Bebalkung verhindert dabei das Einfallen der Decke, also eine Höhenänderung der Decke dort, wo der Steg sitzt. Wenn Deine Decke nicht hoffnungslos überdimensioniert ist, solltest Du einige cm oberhalb des Steges auf alle Fälle eine Delle finden.

Dauerhaft unter Last verformte Hölzer geben im Lauf der Zeit ein bißchen nach, nehmen also nach dem Wegnehmen der Belastung nicht mehr ganz die ursprüngliche Form an. In Maßen ist das normal und hat in der Regel auch keine nachteiligen Folgen. Absolute Werte darfst Du nicht erwarten, da spielen zu viele Faktoren hinein. Ich würde aber mal ganz entspannt davon ausgehen, daß bei einer Stagg 80 C die Grenzen des Leichtbaus noch lange nicht erreicht sind.

Noch wieder eine ganz andere Sache sind Fehler und deren Folgen. Bei einer Serienukulele darfst Du getrost annehmen, daß die Bauteile alle so dimensioniert sind, daß die Uke nicht aueinanderfliegt (Ausnahmen bestätigen die Regel). Was die Qualität der Verleimungen und deren Kontrolle angeht, sind Zweifel viel eher angebracht. Normalerweise sollte natürlich nirgends Leim an der Brücke zu sehen sein - aber mehr kann ich ohne ein erläuterndes Foto dazu kaum sagen.

Viele Grüße

Christoph

UkuBlues

#7
Holz hat ja die Angewohnheit zu arbeiten und bei der momentanen Luftfeuchtigkeit neigt Holz halt zum \"Schwinden\", sprich es schrumpft und das Resultat können dann eben Verformungen oder gar Risse sein. Massivholz ist hier natürlich gefährdeter als Laminat. Die Stagg hat ja eine Mahagonidecke und Mahagoni ist nicht unbedingt die \"erste Wahl\" wenn es um Gitarren- / Ukulelendecken geht. Nicht dass es eine schlechte Resonanz hat..., es liegt mehr an der Biegfestigkeit und Verformung. Fichte ist da um Längen besser. Es gibt da eine Untersuchung vom Gitarrenbauer W. Kraushaar, der die Steifheit verschiedener Hölzer getestet hat... Da kam Fichte gleich hinter Ebenholz.

(http://www.kraushaar-gitarren.de/cms/biegefestigkeit.html). So eine Verformung lässt sich auch reparieren, allerdings ist es ja immer die Frage, in wie weit sich das lohnt...

Ich will jetzt aber nicht Mahagoni als Deckenholz schlecht machen, bei sorgsamer Holzauswahl, guter Verleistung und generell höherwertiger Verarbeitung wird natürlich auch eine Mahagonidecke lange die Form halten.

Ciao, Peter

Lydia

@Rena: hast Du die Luftfeuchtigkeit mal gemessen? Ich trockne seit paar Tagen auch meine Wäsche im Wohnzimmer, hab extra nasse, große Tischdecken aufgehängt, nutzt aber alles nix. Hygrometer kommt noch nicht mal an die 35%... Meine geliebte Zebrano (massiv) bekam nämlich auch vor kurzem Risse. Ich hätte heulen können als ich es bemerkte :\'(   ..........
Sie liegt jetzt im 1. Stock in einem kaum benutzten, kühlen Zimmer, mit lockeren Saiten, eingepackt in die Tasche und mit einem Befeuchter drin. Mal sehen, ob das was bringt.

Schöne Grüße
Lydia
Wer nach allen Seiten hin offen ist, kann nicht ganz dicht sein...

Rena

Oh nein, das ist ja schrechlich, Lydia! Ich wünsche deiner Zebrano möglichst gute Besserung.

Ich messe mal nach...

Bugle

#10
Habe heute in der Mitagspause einen Youtubeclip von Bob Taylor von Tylor Guitars gesehen wo er durch gezielte Einbringung von Feuchte einer total vertrockneten Guitarzupf neues Leben einhauchte.

Link: http://www.youtube.com/watch?v=tB8tELj43RE

Danach kommt noch Part 2 usw. - klingt interessant.

bruekolele

#11
Die Risse sind nie quer zur Laufrichtung der Saiten.
Warum? Ganz einfach:
Die Faserrichtung verläuft immer parallel zu den Saiten.
Weil die Fasern überwiegend seitlich quellen, wenn sie feucht sind und seitlich auch schrumpfen wenn sie austrocknen.

Der Instrumentenmacher weiß das natürlich und ist bestrebt Holz zu verwenden, welches in seiner Lagerungszeit diese Zyklen möglichst oft erlebt hat.
Mit der Zeit lässt dieses Faserleben aber nach und gut abgelagertes Holz macht das nicht mehr nennenswert mit.
Das ist der Zeitpunkt des Instrumentenbaus.
Leider hat man diese Zeiträume in der industriellen Fertigung nicht.
Dort wird das frische Holz in Trockenkammern innerhalb sehr kurzer Zeit auf die Wunschfeuchte gebracht.
Es leuchtet ein, dass dies nicht dasselbe sein kann, als eine Lagerung über mehrere Jahre.
Leider hat man deshalb selbst bei teuren Instrumenten ein erhöhtes Risiko.
Die Fasern können in unseren trockenen Wintern so schrumpfen, dass Längsrisse entstehen.
Die Decke ist ja am Rand fixiert. Bei Schrumpfung bleibt ihr nur der Weg des Reissens.
Wenn ich nun diese trockene Decke einseitig befeuchte tue ich ihr auch keinen großen Gefallen.
Wer also kein Instrument aus gut abgelagertem Holz hat, tut gut daran, die Raumluft des Hauptbewahrungsortes zu befeuchten (nicht das Instrument).
Da ist der Vorschlag nicht schlecht, im Winter Wäsche im Raum zu trocknen.
Das tut auch den Menschen gut.
Man muss das nicht übertreiben. Weil ein gewisses Toleranzverhalten hat denn doch fast jedes Holz.
Wasserschalen auf den Heizkörpern, oder Wäschestücke auf dem Wäscheständer reichen da gut aus.
Möglichst das Instrument an keine Aussenwand hängen und auch nicht gerade über die Heizung.
Mehr ist nicht notwendig zum Schutz des Instrumentes.

Man kann mal mit einem Blatt Papier experimentieren.
Ein A4-Bogen (21 x 29,7 cm) hat die Hauptfaserrichtung in Ausrichtung zur langen Seite.
Hauche diesen Bogen mal einseitig an und beobachte was passiert.
Das verbessert das Verständnis von Klimaproblemen (bei Papier und Instrument :-)

bruekolele

Zitat von: CADzenkloHabe heute in der Mitagspause einen Youtubeclip von Bob Taylor von Tylor Guitars gesehen wo er durch gezielte Einbringung von Feuchte einer total vertrockneten Guitarzupf neues Leben einhauchte.

Link: http://www.youtube.com/watch?v=tB8tELj43RE

Danach kommt noch Part 2 usw. - klingt interessant.

Ein Instrumentenmacher würde über den Mann laut lachen.
Der sollte seine Instrumente vorher gut behandeln.
Diese Gitarre könnte er mir nicht einmal schenken.
Wenn das bei einer Klampfe passiert, schmeiße ich dieselbe weg und kaufe eine neue.
Ein echtes, gutes Musikinstrument so zu behandeln, dass es reißt zeugt von Ignoranz.
Von einem Ignoranten würde ich mich wohl kaum beraten lassen.
Auch nicht mit dem schönsten Video.
Der Mann hat keine Ahnung! :mrgreen:

Gerd

Zitat von: bruekoleleEin Instrumentenmacher würde über den Mann laut lachen.
Der sollte seine Instrumente vorher gut behandeln.

Soweit ich das Video verstanden habe, war die gerissene Gitarre nicht von Bob Taylor, sondern von einem Kunden. Bob Taylor demonstriert, wie seine Firma (die meiner Meinung nach sehr gute Gitarren baut) solche Risse repariert.

Im übrigen bin ich natürlich voll Deiner Meinung, dass man seine Instrumente pfleglich behandeln sollte  ;)

Bugle

1. Der Mann ist Instrumentenbauer. Taylor Guitars baut weltweit bekannte und geschätzte Instrumente und die haben mit Sicherheit eine Menge Ahnung.
2. Gerd hat es völlig richtig verstanden. Hier wird nur gezeigt wie einem völlig misshandeltem Kundeninstrument wieder ausreichend Feuchtigkeit zugeführt wird (um die Form wiederherzustellen) und danach die eigentliche abschließende Reparatur durchzuführen. Deshalb verwies ich auf Video Teil 2, wo dies zum Schluss explizit erwähnt wurde.
3. Könnte das in meinen Augen durchaus eine Möglichkeit sein um die Decke von Renas Stagg wieder zu \"entdellen\".