Glauben und Wissen

Begonnen von kurt, 11. Nov 2009, 17:59:43

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kurt

:D Weil ich nicht weiß, wohin so eine Diskussion führt, fang ich jetzt in dieser Rubrik an.

Sollte ich jemand auf den Schlips treten oder irgendwelche Regeln übertreten, bitte ich die Moderatoren um Löschung dieses Beitrags.

Es geht auch nicht wirklich um Ukulelen , außer im weitest möglichen, konstruierten Zusammenhang. 8)

Im Sinne des Konstruktivismus behaupte ich, zu Diskussionszwecken, es gibt kein Wissen sondern nur Glauben. 8)

Damit meine ich, die Wissenschaft ist nur so klug wie der heutige Tag und keiner von uns hat auch nur die geringste Chance sogenannte Tatsache von reinen Erfindungen abzugrenzen.


Weil alles was wir gelernt haben falsch sein könnte. Alles.

Wir brauchen aber die Konstruktion einer Wirklichkeit, weil wir sonst überschnappen. :D

Es wäre in der Impfdebatte ein solches Wissen notwendig, daß es einfacher ist mit reinem Glauben zu agieren.

 :shock:  jetz liest sich das aber sehr ernst, na dann geh ich lieber eine Runde Ukulele klimpern... :D

Poltergeist

Ich hab mich vor kurzem noch mit einem Deutsch- und Katholizismuslehrer unterhalten, der \"Glaube und Wissenschaft\" als Thema in einer Klasse hatte. Leider ohne jemals Naturwissenschaft betrieben zu haben - insofern also auch ohne darüber qualifiziert reden zu können...

 :roll:

Der Zusammenhang zwischen Glauben und Naturwissenschaften ist ein sehr grundlegender. Physik und Mathematik etwa gehen beide von Axiomen aus. (Und andere Naturwissenschaften gibt es für mich auch nicht!  :P  )Ich hab keine Lust, jetzt zu erklären, was ein Axiom ist, deshalb: Wikipedia. In der Physik sind das beispielsweise die berühmten Newtonschen Axiome: Wikipedia. Die Newtonschen Axiome als solche sind nicht beweisbar, sondern müssen schlicht und ergreifend geglaubt werden. Aber die Newtonschen Axiome entsprechen unserer Erfahrung, und noch nie hat jemand eine Erfahrung gemacht, die ihnen widersprechen würde. Und von diesen \"Glaubenssätzen\" aus wird dann ein großer Teil der Physik geschlussfolgert.

Mal etwas greifbarer: \"Jeden Morgen geht die Sonne auf\" als Beispielaussage ist letztendlich nicht beweisbar, denn vielleicht tut sie das morgen ja nicht. Hat sie aber in den letzten Jahrtausenden immer gemacht, also kann man das ruhig glauben. Und man kann daraus dann logische Schlüsse ziehen. Und das was man daraus schließt, darf man getrost als \"Wissen\" bezeichnen.

-Jens-

#2
Irgendwo im Raum steht Gottes Kind, hält eine kleine glitzernde Kugel in der Hand, die im sein Vater zum spielen gab. Diese Kugel beinhaltet unser gesamtes Universum. Im Verhältnis dazu ist unsere Existenz im Grunde vernachlässigbar, und unsere Realität entspringt nur dem Spieltrieb einer Kinder-Phantasie.

In diesem Falle ist der Glaube gefragt, im Falle von unserer Konfrontation mit Neuramidase und Hämagglutinin und Evolutionsbiologie brauche ich aber keinen Glauben, sondern Wissen, welches mit unseren gegebenen Fähigkeiten geschaffen werden muss. Der wissenschaffende Wissenschaftler wird dann versuchen sein Wissen zu vermitteln. Das kann man dann glauben oder auch nicht :)

Am Ende bleibt uns nur die Liebe.


... und mindestens Eine Ukulele  :mrgreen:

susa

Vielleicht gibt es einfach \"Glaube innerhalb des Wissens\" und \"Glaube ueber das Wissen hinaus\"???

Vielleicht sind Wissen und Glauben zwei Formen von \"Wahr\"nehmung?

Kugel

Zitat von: Jens aus FürthIrgendwo im Raum steht Gottes Kind, hält eine kleine glitzernde Kugel in der Hand, die im sein Vater zum spielen gab. Diese Kugel beinhaltet unser gesamtes Universum........

Danke, ich fühle mich sehr geschmeichelt!!!

Gruß

(glitzernde) Kugel

dubois

Zitat von: kurtes gibt kein Wissen sondern nur Glauben.

Das hängt davon ab, was Du glaubst, dass Wissen sei ;-)
Ich weiß zum Beispiel ziemlich sicher, dass meine Ukeulele 4 Saiten hat. Innerhalb begrenzter Systeme kann man schon von Wissen im Sinne von Kenntnissen und Erfahrungen sprechen, die dem in diesem System vorherrschenden Realitätsverständnis entsprechen. Das ist aber natürlich eher eine soziale Norm als eine universelle Wahrheit.
Glauben hingegen wird gerne als Ersatzwahrheit (oder Ersatzwissen) hergenommen: Indem man etwas glaubt, macht man es ohne bestätigende Erfahrung zum Quasi-Wssen oder zur Quasi-Realität; denn wenn man diese Erfahrung gemacht hätte, wäre es ja Wissen und nicht Glaube.
Interessantes Thema.
Liebe Grüße,
Michael

.kunzi

([o.o])
O|--|O
..d..b..

susa

Zitat von: dubois
Zitat von: kurtes gibt kein Wissen sondern nur Glauben.

Das hängt davon ab, was Du glaubst, dass Wissen sei ;-)
Ich weiß zum Beispiel ziemlich sicher, dass meine Ukeulele 4 Saiten hat. Innerhalb begrenzter Systeme kann man schon von Wissen im Sinne von Kenntnissen und Erfahrungen sprechen, die dem in diesem System vorherrschenden Realitätsverständnis entsprechen. Das ist aber natürlich eher eine soziale Norm als eine universelle Wahrheit.
Glauben hingegen wird gerne als Ersatzwahrheit (oder Ersatzwissen) hergenommen: Indem man etwas glaubt, macht man es ohne bestätigende Erfahrung zum Quasi-Wssen oder zur Quasi-Realität; denn wenn man diese Erfahrung gemacht hätte, wäre es ja Wissen und nicht Glaube.
Interessantes Thema.
Liebe Grüße,
Michael

Dass die Uke 4 Saiten hat (wenn es keine Bastarduke ist), ist etwas, was wir wahrnehmen, und zwar mit unseren Sinnesorganen, wenn sie \"normgerecht\" funktionieren.

Wenn wir andere Sinne haetten und wir nicht bis 4 zaehlen koennten, wie wäre es dann? Wenn wir ein anderes Gehirn hätten, das Sinneseindrücke anders verarbeitet? Vielleicht wären wir uns der Moeglichkeit, Uke zu spielen, gar nicht bewusst?

Dann waere Wissen also \"von den meisten anderen Leuten bestätigte Wahrnehmung\"
und Glauben \"nur von einigen anderen Leuten bestätigte Wahrnehmung\"?

 ;)

kurt

Oh ,das fängt an spannend zu werden ! :D

Wenn dubois schreibt , es sei Wissen das seine uke 4 saiten hat , so stimme ich ihm voll zu.

Wenn susa schreibt, daß die uke 4 Saiten hat, als \"Bastard-Uken\" gelten wohl 6- und 8-Saiter, dann ist das bereits anzuzweifeln, weil es offfensichtlich so ist, daß susa IHRE Uken über 4 Saiten definiert. Was weder der von mir wahrgenommenen Realität, noch der mir zugänglichen geschichtlichen Aufzeichnung entspricht !

zu Jens : wohl weiß ich wie ein Gaschromatograf zu bedienen ist, aber ich kann ihn nicht bauen. Ich kann nicht überprüfen, ob er so arbeitet wie ich gelernt habe, daß er es tun soll.

Ernst Mach sagte schon über die Atome :\"zeigen Sie mir eines!\"


Neuramidase ist ein Konstrukt, daß bisher alles erklärt, was passiert.
 Was wirklich passiert weiß kein Mensch.
Und gerade Evolutionbiologie ist ein fragwürdiges Beispiel !

Floyd Blue

#9
Höchst interessante Diskussion!

Es glauben scheinbar viele zu wissen, glaube ich zumindest. Wenn ich bloß wüsste an was ich glauben kann, dann könnte ich vielleicht glaubhaft wissen oder gewissenhaft glauben??? :roll:

susa

Also...wie haben wir frueher gesagt: Wir wissen nichts, haben nichts dazugelernt und haben alles wieder vergessen.

Nicht alles, was wir mit 4 Saiten wahrnehmen, bezeichnen wir als Ukulelen ;-)

dubois

#11
Wahrnehmung ist ein sehr subjektiver und selektiver Prozess, der tatsächlich zu höchst unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann. Derselbe Gegenstand kann dabei zu gänzlich unterschiedlichen Interpretationen, Wahrheiten oder Wissen führen. Der eine sieht eine \"Kindergitarre\", der andere ne Uke. Wissen ist relativ, subjektiv, temporär, ... Und letztlich ist doch nichts wie es scheint.
Aber viel spannender als die Frage nach dem Wissen ist die nach dem Nichtwissen :-)
Liebe Grüße,
Michael

Poltergeist

Letztendlich muss man sich aber doch entscheiden, bestimmte Dinge als Wissen anzusehen, sonst bleibt letztlich jede Kommunikation sinnlos.

susa

Wahrnehmungen sind durch Sprache etc. miteinander abgleichbar.

Die Leute, die eine aehnliche Wahrnehmung der Welt und daher aehnliche Ziele und Interessen haben, schliessen sich meist als Freunde oder als Club zusammen.

Die Kommunikation ist dann meist angenehm und friedvoll, hilfsbereit und liebevoll.

Wenn die Wahrnehmungen der Welt extrem stark differieren, gibt es oft Streit oder man moechte eben nichts voneineinander wissen.
Kommunikation findet selten oder als unangenehme Diskussion ohne konstruktive Loesung statt.

Ein Beispiel: Ein sanfter, friedvoller und wahrheitsliebender Mensch wird sich kaum ernsthaft mit einem korrupten Politiker befreunden - und auch andersherum wird es kaum Sympathie geben.
Oder: Einer, der Ukulele spielt und dieses Instrument als  toll, wichtig, angenehm und ernsthaft wahrnimmt und es auch Ukulele nennt, wird sich
kaum mit jemandem befreunden, der dieses vierseitige \"Ding\" als Kindergitarre, Spielzeug etc. wahrnimmt und ebenso behandelt.

Floyd Blue

Zitat von: susa...Einer, der Ukulele spielt und dieses Instrument als  toll, wichtig, angenehm und ernsthaft wahrnimmt und es auch Ukulele nennt, wird sich
kaum mit jemandem befreunden, der dieses vierseitige \"Ding\" als Kindergitarre, Spielzeug etc. wahrnimmt und ebenso behandelt.

Ich glaube da könntest Du Recht haben, außer...

...man ist missionarisch unterwegs.