Klangveränderung

Begonnen von Ukulela, 24. Feb 2013, 21:24:17

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Ukulela

In einem anderen Tread schreibt BackSlashMetal:

Zitat von: BackSlashMetalIch habe den Korpus mit Leinöl (garantiert 60 Jahre abgelagert!) geölt, sowie auch das Griffbrett mit Lemon-Öl behandelt , was ihren Klang noch brillanter und klarer erscheinen lässt.

Stimmt das, wenn man eine Ukulele ölt, das sich dann der Klang verändert?  :shock:

LG Ukulela

Benutzername

#1
Wenn man die Decke ölt verändert das den Klang. Das Öl wiegt auch was und härtet aus. Die Decke wird dadurch schwerer und die Oberfläche wird fester. Es ist logisch, dass sich dadurch ( in Abhängigkeit von der verwendeten Menge) der Klang verändert.

Mit einer Ölschicht erreicht man eh kaum etwas, das saugen die meisten Hölzer schnell weg. Mit ein paar Schichten und Zwischenschliffen kann man mit Leinöl eine schöne, seidenmatte, robuste Oberfläche schaffen, ohne dass sich auf dem Holz eine Schicht bildet wie bei Lack. Die Behandlung mit Leinöl oder Leinölfirnis ist recht langwierig, weil man zwischen den einzelnen Schritten recht lange warten muss bis es aushärtet.
Leinöl(firnis) unterschiedet sich von Lack in 3 Punkten.

Es entstammt einer natürlichen Quelle. Man hat nicht den Geruch von Lösungsmitteln, der bei Lack recht lange anhalten kann. Ich verwende es gerne weil ich dabei nicht immer an giftige Dämpfe und einen künstlichen Chemie Cocktail denken muss.

Es bildet bei richtiger Verarbeitung keine Schicht auf dem Holz, es füllt die Zwischenräume im Holz aus. In die meisten Nadelhölzer kann man ohne Probleme mit dem Fingernagel Macken rein drücken. Bei einer gut geölten Oberfläche geht das nicht so einfach.

Leinöl trocknet nicht. Lack trocknet, das Lösungsmittel verdampft und der Lack verliert an Masse. Leinöl reagiert mit dem Sauerstoff in der Luft. Es trocknet nicht, sondern härtet aus. Es verliert nicht an Masse.
2k Lack härtet auch aus, der Lack reagiert mit dem Härter. 2k Lack enthält aber auch Lösungsmittel, die verdampfen. Halböl (eine Mischung aus Öl und Terpentin) enthält auch Lösungsmittel(Terpentin), das verdunstet. Halböl nimmt man wenn das Öl besonders tief eindringen soll, oder das Holz nicht besonders saugfähig ist.

Ich hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen

The Ukelites

Zitat von: BenutzernameIch hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen

Sehr gute und auch für mich interessante Info, danke für die ausführliche Erklärung :)

hinnerk

Also Leinöl und Leinölfirnis unterscheiden sich schon. Mit dem einen kann ich ohne Bedenken einen Salat anmachen, mit dem anderen nicht. Die sogenannten Sikkative (im Firnis) sind alles andere als gesund. Ich mußte im Instrumentenbau immer wieder drauf hinweisen. LG Axel

apfelrockt

Zitat von: hinnerkAlso Leinöl und Leinölfirnis unterscheiden sich schon. Mit dem einen kann ich ohne Bedenken einen Salat anmachen, mit dem anderen nicht. Die sogenannten Sikkative (im Firnis) sind alles andere als gesund. Ich mußte im Instrumentenbau immer wieder drauf hinweisen. LG Axel

Ganz zu schweigen von der extremen Neigung zur Selbstentzündung. Ich finde es bedenklich wenn hier Leinöl als finish angepriesen wird ohne auf all dies hinzuweisen.
es ist bereits alles gesagt, nur noch nicht von jedem

Ukulela

@Benutzername: Danke für die ausführliche Erklärung! Man lernt tatsächlich immer dazu... ;)

@hinnerk: was empfiehlt sich denn am besten für die Oberflächenbehandlung? Und geht das nun mit dem Salatöl oder ist es eher nicht geeignet?  :shock:

Ukulela

Zitat von: apfelrocktGanz zu schweigen von der extremen Neigung zur Selbstentzündung. Ich finde es bedenklich wenn hier Leinöl als finish angepriesen wird ohne auf all dies hinzuweisen.


Um Himmelswillen.

Benutzername

Bei Leinölfirnis ist ein Hilfsstoff drin, das stimmt. Das Leinöl das man für die Oberflächenbehandlung benutzt wurde aber auch bearbeitet durch Kochen zum Beispiel. ich würde mir damit nicht mehr einen Salat anmischen, auch ohne Sikkative. Es wäre aber unschädlich.
Die im Leinölfirnis als Sikkative verwendeten Metalloxide und Metallsalze sind teilweise schädlich. Der Vorteil ist aber dass man davon nichts in der Raumluft findet. Bei vielen lackierten Gegenständen entwichen noch nach langer Zeit Stoffe in die Luft.
Bei einer mit Firnis behandelten, gehärteten Oberfläche habe ich keine Bedenken.

Die Selbstentzündung bei Leinöl halten viele für ein Gerücht, das stimmt aber nicht. Ein geöltes Stück Holz wird sich genau so wenig entzünden wie Leinöl in einem Gefäß. Gefährlich wird Leinöl auf einem Lappen oder einem Papiertuch. Durch den Lappen wird die Oberfläche des Öls extrem vergrößert, die Reaktion mit der Luft findet schneller statt und es entsteht Hitze. So ein lappen geht natürlich nicht sofort in Flammen auf, er wird auch nicht schlagartig heiß, das ist das Gefährliche dabei. Der Vorgang findet langsam statt und der lappen würde erst brennen wenn man mit der Arbeit schon lange fertig ist.

Ich kenne 3 Arten, mit so einem Lappen sicher umzugehen.

Einen Stofflappen, den ich immer wieder für das Öl benutze wasche ich gründlich mit Kernseife oder Spüli aus direkt wenn ich fertig mit der Arbeit bin.

Ein Papiertuch lege ich sofort in den Ofen und zünde es an, dann ists weg.

man kann mit Leinöl getränkte Lappen auch in einem feuerfesten Gefäß in gebührendem Abstand zu brennbaren Gegenständen lagern. Das habe ich nie gemacht, ich wasche den Lappen entweder aus, oder ich verbrenne ihn.

apfelrockt

Zitat von: BenutzernameEin geöltes Stück Holz wird sich genau so wenig entzünden wie Leinöl in einem Gefäß. Gefährlich wird Leinöl auf einem Lappen oder einem Papiertuch.

Genau so ist es. Und deshalb meine Anmerkung dass ich es für unverantwortlich halte hier Leimöl anzupreisen ohne auf die Nebenwirkungen zu verweisen.
es ist bereits alles gesagt, nur noch nicht von jedem

Ukulela

Zitat von: BenutzernameMit ein paar Schichten und Zwischenschliffen kann man mit Leinöl eine schöne, seidenmatte, robuste Oberfläche schaffen, ohne dass sich auf dem Holz eine Schicht bildet wie bei Lack. Die Behandlung mit Leinöl oder Leinölfirnis ist recht langwierig, weil man zwischen den einzelnen Schritten recht lange warten muss bis es aushärtet.


Wie lange muss man zwischen den einzelnen Schichten warten? Und wann macht man die Zwischenschliffe???

Benutzername

ZitatWie lange muss man zwischen den einzelnen Schichten warten? Und wann macht man die Zwischenschliffe???
Die Wartezeit hängt von vielen Faktoren ab.

-Holzart
-Auftragsmenge
-Leinöl oder Leinölfirnis
-Frisch oder abgelagert
-Temperatur beim Aushärten
-Unbehandeltes oder bereits geöltes Holz

Als ich meinen Briefkasten aus Pappelsperrholz mit Leinölfirnis geölt habe konnte ich das teil zum Aushärten auf den Ofen stellen. nach 24 Stunden war der Kasten bereit für die nächste Schicht, obwohl das zeug saugt wie ein Schwamm
Mein Esstisch aus Fichte Kanthölzern hat noch fleissiger Firnis gesaugt, vor der zweiten Schicht musste ich fast eine Woche warten.
Die zweite Schicht hat wieder eine Woche gebraucht.
Wenn ich Leinölfirnis dünn auf ein Ölgemälde auftrage braucht es auch ein paar Tage bis ich die nächste Schicht auftragen kann.
Das Schneidebrett aus Buchenleimholz habe ich mit purem leinöl behandelt und immer wieder nachgestrichen bis es nicht mehr gesaugt hat. Das hat über zwei Wochen gebraucht bis es fest genug war und das Schleifpapier nicht mehr zu gesetzt hat.

Zwischenschleifen ist wichtig. will man eine robuste Oberfläche, schleift man das Holz vor jedem Schritt ein wenig an, damit das Öl tiefer eindringen kann. Man schleift immer feiner bis man zum Schluss bei 600er oder 800er Papier ankommt. Perfekt wird das Finish wenn man die Oberfläche mit einer letzten hauchdünnen Schicht poliert. So etwas bekommt man mit Lack nicht hin, man sieht immer noch die Struktur vom Holz, es bildet sich im Idealfall keine Schicht auf dem Holz und die Oberfläche wird auch bei weichen Hölzern sehr hart.

howein

Gute Tipps hier!
Hab mich auch schon gefragt wie man sowas richtig macht ... sowas gefällt mir auch viel besser als Lackierungen, fühlt sich viel besser an ...

jazzjaponique

#12
Vielleicht sollte man auch erwähnen das überschüssiges Leinöl wieder zu entfernen ist, weil´s sonst glänzende Flecken gibt und das Ölen generell auf lackierten Oberflächen relativ sinnfrei ist.

skiffle

#13
Benutzername schrieb in seinen fleißig zusammengetragenen Erläuterungen :
\"Wenn ich Leinölfirnis dünn auf ein Ölgemälde auftrage braucht es auch ein paar Tage
bis ich die nächste Schicht auftragen kann.\"

Das würde ich allerdings nicht (niemals) tun.
Außer vielleicht bei einer Imprimitur oder als Zusatz bei einem Schluß- oder Zwischenfirnis im Dammar.
Ich erwähne es nur, weil ja einige gern auch ihre Ukulele in mittelalterlicher Manier in Ölfarbe bemalen mögen. ;-)
Ein bespielbares Bild quasi.

Etwas Ergänzendes erfährt man zum Leinöl auch u.a. hier.

Ukulela

Das ist wirklich alles total interessant und hilfreich. Abgesehen von einer Ukulele habe ich schon einiges an Holz abgeschliffen und dann aber lackiert...mit Leinölfirnis habe ich noch nicht gearbeitet.

Vielleicht versuche ich es ja erstmal mit einer billigen Ukulele?!

Danke an Alle für die Tips und Links!

LG Ukulela