Kontext: Ich habe mehrere Bücher mit Stücken aus dem späten 16. Jahrhundert für Cister. Eine Cister war/ist ein Instrument mit doppelten oder dreifachen Metallsaiten, verwandt mit Mandoline und Bouzouki. Die spezielle Stimmung, die in den Büchern (Anthony Holborne, Sebastian Vreedmann, Pierre Phalèse) verwendet wird, ist mit der high-g-Stimmung der \'Ukulele nahe verwandt. Vereinfacht gesagt ist die Stimmung g-h-d\'-e\'. Eine Quarte höher wäre das e\'-c\'-g\'-a\', und eine \'Ukulele in high-g hat g\'-c\'-e\'-a\', also gewissermaßen nur die g- und e-Saiten miteinander getauscht. Im Prinzip lassen sich diese Stücke also alle auf einer normalen \'Ukulele spielen.
Problem: Diese Stücke gehen regelmäßig rauf bis in den 15. Bund, und da klingt eine normale \'Ukulele recht dünn. (Vor allem, weil diese hohen Stellen meist am Höhepunkt der Komposition sind, und der sollte eher laut und voll klingen.) Ich denke mir, dass das mit den relativ kurzen Nylonsaiten auch schwierig wird, überhaupt eine \'Ukulele zu finden, die im 15. Bund noch voll genug klingt. Mit Metallsaiten dürfte das vielleicht weniger problematisch sein, oder? Es gibt aber ja Metallsaiten für \'Ukulele. (Da die eine recht geringe Spannung haben, dürften die im Klang sogar gut zu den Cisterstücken passen, denn Cistern hatten auch eine eher geringe Saitenspannung.)
Frage: Wer von euch hat Erfahrungen mit Metallsaiten für \'Ukulelen? Wie klingen die in den hohen Bünden, 12. Bund aufwärts? Haben die da noch einen vollen, lauten Klang, oder kann man das auch mit Metallsaiten vergessen, weil prinzipiell alle \'Ukulelen ab dem 12. Bund klanglich versagen? Und wenn dem leider so wäre, woran liegt das? An der Bauweise der \'Ukulelen oder an der Kürze der Saiten?
Die Alternative: Nylonsaiten und ein nicht zu weiches Plektrum benutzen. Aber so ganz sagt mir das auch nicht zu. Ich bitte um eure Ratschläge.
Stahlsaiten auf Ukulelen sind so ne Sache. Du weißt ja daß normalerweise die Ukulelen die höhere Saitenspannung nicht aushalten werden. Es gab irgendwo mal extra dünne Spezialsaiten mit entsprechend geringerer Saitenspannung. Ob die dann aber noch im 15. Bund voll klingen ist die andere Frage.
Ganz subjektiv würde ich solche Dinge wohl mit meiner Brüko Longneck Soprano spielen. Ich will zwar nicht behaupten daß sie extrem voll klingt im 15. Bund, aber verhungern tut der Ton auch nicht. Der Sustain ist da natürlich nicht mehr besonders.
Ich habe natürlich den unfairen Vorteil daß ich mit Nägeln spiele. Sozusagen angewachsene Plektren. Vielleicht kannst Du ja Fingerpicks verwenden...
Edit: Ich habe natürlich KEINE Stahlsaiten auf der Brüko Longneck. Worth Flurcarbon. Im Gegensatz zu vielen gegenteiligen Behauptungen finde ich daß die Worth Saiten sich nicht schlecht machen in den hohen Lagen. Liegt vielleicht wieder an den Nägeln? Keine Ahnung...
Gruß
Wilfried
Mit einer E-Risa geht das wunderbarst!
aloha :)
mit stahlsaiten kenne ich mich jetzt gar nicht aus, aber mit nylon und carbon hab ich recht viel rumprobiert. das ein instrument in den höchsten lagen etwas anders klingt und etwas weniger sustain hat, liegt wohl in der natur der sache.
bei der ukulele hatte ich selber auch schon festgestellt, daß viele saiten in den hohen lagen nicht besonders klingen. die beiden ersten saiten (also die a- und e-saite) klingen eigentlich noch bei fast allen herstellern gut. bei der c saite und erst recht (in meinem fall) bei der low-g saite, fand ich die meisten aber spätestens ab dem 12. bund ziemlich bescheiden. ich habe eine konzert-mensur mit 17 bünden. mittlerweile hab\' ich auch meine lieblingssaiten gefunden. für die ersten drei saiten benutze ich die hannabach goldin (super-carbon; medium/high tension) und als low-g-saite die d\'addario pro arte (lp composites; high tension). die sind eigentlich für die gitarre und recht teuer (die vier saiten kosten knapp 14 euro), aber dafür besser als alles, was ich für die ukuele finden konnte und ausprobiert habe. drei monate halten die locker bei mir.
generell klingen nylon saiten etwas weicher als carbon-saiten und deshalb würde ich es an deiner stelle eher mit carbon-saiten versuchen. das passt vielleicht eher zu der musik die du spielst. der nagel hilft natürlich ungemein um einen klaren und lauten ton zu bekommen. mit dem weichen teil des fingers klingen die oberen lagen immer recht schlapp und leise. ich hatte auch verschiedene plektren ausprobiert, wobei mir dünne definitiv besser gefallen als dicke. die dicken klingen dumpfer und sind vor allem für\'s schnell-spielen gemacht, weil sie nicht nachgeben. mit den dünnen bekommt man meiner meinung nach einen schöneren und klareren ton. ich zupfe normalerweise mit dem weichen teil des fingers und möchte ein plektrum eigentlich nur einsetzen, wenn ich einen entschieden anderen sound haben möchte. ist auch irgendwie schwieriger als mit dem finger...
viele grüße
losguidos
Ich finde, dass sich gerade die Aquila Saiten in höheren Lagen sehr gut machen.
Danke erst einmal!
Die \'Ukulele, auf der ich das spielen möchte, ist eine \'Ohana Sopran mit Aquila-Saiten, wenn ich mich nicht irre. Viele der Stücke haben als Höhepunkt eine meist einstimmige Passage, die ein einzelnes hohes c im 15. Bund der a-Saite erfordert, dass dann auch noch genug Klang haben muss, um einen Moment alleine zu stehen und sich gegen den darauf folgenden, tieferen Teil der Komposition zu behaupten. Offensichtlich war das auf der Cister damals kein Problem, sonst würden die Kompositionen nicht ständig über den 12. Bund hinaus gehen. (Und ich rede hier von melodischen Passagen, nicht von schnell hintereinander geschlagenen Akkorden!!) Auf der \'Ukulele klingt das aber fast immer sehr dünn. Deshalb mal drei Fragen:
1. Frage: Woran genau liegt es, dass die hohen Töne auf der \'Ukulele schlechter wirken als z. B. bei der Mandoline?
2. Frage: Wie kann man das Problem mit Darm/Nylon/Nylgut/Carbonsaiten auf kleinen Instrumenten lösen?
3. Frage: Exakt die dünnen Stahlsaiten für \'Ukulele mit geringer Spannung: wie klingen die in den hohen Lagen?
Es gibt Stahlsaiten für Sopran Ukulelen und ich hoffe, dass die bald auch wieder bei mir lieferbar sein werden.
Ich persönlich mag aber das Handling und den Klang auf einer Ukulele nicht so.
Für ne Banjolele, die mehr nach Banjo klingen soll sind sie sehr gut.
Zitat von: H a n sEs gibt Stahlsaiten für Sopran Ukulelen und ich hoffe, dass die bald auch wieder bei mir lieferbar sein werden.
...
Gut zu wissen...
@kāne ipu: Deine Fragen kann ich leider im Detail nicht beantworten, aber ein paar meiner Erfahrungen schildern. (Vielleicht hilfts ja)
Auf meiner Stagg US80-SE habe ich Aquila nylgut gespielt und die waren nicht schlecht. Besser noch gefallen mir die Fremont Fluorocarbon (klare Saiten). Die klingen meiner Meinung nach, auch im 15. Bund noch schön nach. Und mit diesen Saiten schaffe ich es die Uke ordentlich zu stimmen, so dass Akkorde auch noch im 7. Bund sauber klingen.
An Stahlsaiten habe ich bisher immer Gitarren-Saiten genommen (habe noch so viele). Das möchte ich aber nur meinen Schrott-Ukes zu Testzwecken antun. Zuerst habe ich es mit .010\"ern probiert und schließlich mit .012\"ern (die anderen Saiten-Stärken weiß ich jetzt nicht auswendig). Die dickeren Saiten halten die Stimmung deutlich besser als die dünneren, dürften allerdings der Uke auch nicht besonders gut tun. Getestet habe ich Stahl-Saiten bisher auf einer selbst gezimmerten Solid-Body mit vorhandenem Hals (Ja, dafür habe ich eine Harley-Benton-Uke geopfert :mrgreen: ) und einer Noname-Hyper-Schrott-Uke (die hatte Stimmwirbel aus Holz und ist in einem hässlichen Sunburst lackiert). Da das Teil sowieso nicht bundrein ist, habe ich auch die Saitenlage hoch belassen und nehme das Teil als Slide-Uke in open C-tuning (zu hören hier:
http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?id=4269).
Hmm wieso holst Du Dir nicht einfach ne Cister? Gibts doch garantiert noch irgendwo...bei Ebay gibts zumindest sogenannte Dinger, die sind allerdings ner Mandoline auffällig ähnlich ;)
Zitat von: UkulixHmm wieso holst Du Dir nicht einfach ne Cister? Gibts doch garantiert noch irgendwo...bei Ebay gibts zumindest sogenannte Dinger, die sind allerdings ner Mandoline auffällig ähnlich ;)
Berechtigte Frage! :D Antworten gibt es dafür mehrere:
1. Ich mag den Klang einer Cister nicht:
Klick!2. Eine Renaissance-Cister ist sauteuer, weil handgefertigtes Einzelstück. So um die 2000 €. Eventuell auch noch in Kombination mit einer ewig langen Wartezeit, bis sie endlich mal fertig ist.
3. Moderne Cistern sind billiger, haben aber eine viel zu große Mensur, auf der sich die Renaissance-Stücke nicht realisieren lassen. Z.B. ein Griff für F-Dur: g- und c-Saite im
fünften Bund gegriffen, a-Saite im
zwölften Bund!!
4. Abgesehen davon klingen moderne Cistern auch etwas anders als ihre Vorgängerinnen (höhere Saitenspannung, Stahl- statt Messingsaiten). Da kann ich auch gleich ein Instrument nehmen, das
ganz anders klingt: meine \'Ukulele.
Mich interessiert da aber auch der physikalisch/technisch(instrumentenbauliche Hintergrund des Problems. Liegt das an der Saitendicke oder der Saitenspannung? Spielt da die Stärke der Decke eine Rolle oder die schwingende Oberfläche der Decke? Eventuell die Beleistung? Vielleicht überträgt auch die Brücke einer Cister/Mandoline die hohen Frequenzen besser als die einer \'Ukulele?
hmmm... ich denke mal es liegt am ehesten an der länge des schwingenden teils der saite. in den höheren lagen ist der teil der saite, der schwingen kann, ja wesentlich kürzer und dementsprechend anders entwickelt sich auch der ton. unterschiedliche materialien haben da sicher auch nochmal ein anderes schwingungsverhalten, aber eben auch einen anderen klang. stahlsaiten reagieren darauf vielleicht etwas gutmütiger, klingen aber eben auch ein bißchen metallischer :)
ich habe gerade keine mandoline zur hand, aber ich denke das eigentlich fast jedes zupfinstrument in den mittleren lagen am besten klingt. da macht die mandoline und cister wahrscheinlich keine ausnahme. ein recht guter gitarrist hat mir mal erzählt, daß die ersten lagen bei der gitarre z.b. auch nicht so dolle klingen. ab einem gewissen niveau spielen man da auch eher in den mittleren lagen. zumindest bei den aktustischen.
da die uke ja jetzt nicht gerade einen großen tonumfang hat, kommt man da eben auch recht schnell ans eine, oder andere ende, des tonumfangs und da klingt\'s dann eben anders. ich glaube ein teil des klanges liegt auch an der spieltechnik. wenn ich z.b. bei meiner uke ein plektron benutze klingt auch der 17. bund noch super... mit dem finger bekomme ich so einen ton nicht hin. das liegt also auch ein bißchen an meinem unvermögen :)
vg
kāne ipu, ich kann Dein Problem so überhaupt nicht nachvollziehen.
Schau mal in mein \"Smoke gets in your eyes\" Video. Da spiel ich in den Regionen jenseits des 12. Bundes ganze Akkorde ohne das die Töne absterben.
Was vielleicht noch eine Alternative ist die hohen Töne zu doppeln (zB A Saite 15. Bund plus G Saite 17. Bund), oder, falls sowas erlaubt ist, zu oktavieren, also zB A Saite 15. Bund plus C Saite 12. Bund.
Nee, das ist leider nicht erlaubt. Es geht oft um ein eine einstimmige, melodische Passage mit einem hohen c als Höhepunkt, die mit Akkorden in tieferen Lagen unmittelbar danach konkurrieren muss. Und du kannst nicht die ganze Passage verdoppeln. :?
Ich denke, dass Akkordspiel in den hohen Lagen das Problem etwas abmildert, da sich durch den gegriffenen Akkord Resonanzen auf den anderen Saiten ergeben. Abgesehen davon, dass man einen Akkord sowieso kräftiger anschlagen kann.
Und obwohl du wie immer sehr schön gespielt hast, finde ich doch, dass die Akkorde da oben selbst bei dir recht dünn klingen.
Wobei du auch keine Sopran\'ukulele spielst, wenn ich mich nicht irre. Tenor? Wäre für mein spezielles Problem eine zu große Mensur. Ein Griff etwa ist nur mit Barré im dritten Bund und a-Saite im zehnten Bund gegriffen zu spielen. Mit meinen Fingern geht das maximal noch auf einer Konzertmensur, und auch das nur unter großen Anstrengungen.
Ich habe jetzt im wesentlichen beschlossen, sowohl Nylonsaiten und Plektrum als auch eine \'Ukulele mit Metallsaiten auszuprobieren. Vielleicht lerne ich daraus ja auch noch was über die physikalischen Hintergründe.