Geschichte der Ukulele in Deutschland

Begonnen von hinnerk, 26. Feb 2012, 12:52:37

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Tuke

#30
Das Instrumenten-Museum in Markneukirchen
http://www.museum-markneukirchen.de/start.html
habe ich mit der Bitte um Informationen angeschrieben.
Die haben auch ein aktives Forum, da werde ich auch mal anfragen.

Edit: Lese gerade, dass Du, Hinnerk, an denen schon dran bist. Ich werde die
dann mal nicht weiter belästigen  8)
Edit II: Da findet man z.B. so tolle Links:
http://www.earlyromanticguitar.com/erg/gallery.htm
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

hinnerk

Im Forum gabs bis jetzt noch nichts zum Thema. Das Team um Heidrun Eichler ist immer sehr bemüht und nimmt sich viel Zeit. Da ich oft in Markneukirchen bin, hatte ich mit Ihnen zu tun. Nur das Thema Ukulele in Deutschland war bis jetzt noch nicht dran.

Frolicks

Und hier das Bild aus dem von Hinnerk oben erwähnten Katalog:



Wohl gemerkt: auch die kleinen viersaitigen Instrumente werden hier als \"Guitarren\" bezeichnet.
I plink, therefore I am.

Pippinne


Frolicks

#34
Hier die beiden oben links und rechts auf der gescannten Seite abgebildeten Instrumente noch mal in größer. Sie sind als \"1/8-Guitarren\" bezeichnet,  leider ist der obige Scan etwas zu klein, als dass man die Bezeichnung richtig lesen könnte:




I plink, therefore I am.

hinnerk

Danke Patrick, ich werde den Text wiedergeben:
Cat.Nr. 7    1/8 Grösse, Ahorn, Imit. Jaccarand, gelben Hals, Jaccarand fournirten Kopf, Pferdholz-Griffbrett, 4 saitig
Cat.Nr. 10  1/8 Grösse, Ahorn, Imit. Jaccarand, wie Nr. 7 jedoch Lyraform, 4 saitig
Cat.Nr. 11  1/8 Grösse, Jaccarand, gelben Hals, Jaccarand fourn. Kopf, Jaccarand-Griffbrett, 4 saitig
Cat.Nr. 14  1/8      \"             \"          wie Nr. 11, (jedoch mit) Lyraform, ... 4 saitig
Interessant ist die Tatsache, daß neben der Spalte \"Cat.Nr.\" eine weitere mit der Bezeichnung \"Alte Nr.\" befindet und ich vermute, die Instrumente gab es schon in einem vorherigen Katalog (früher hieß die Firma \"C.G.Stark jr.\"). Woraus ich schließe, daß es in Markneukirchen schon ganz früh \"Ukulelen\" gab, die nur nicht so hießen. Auf jeden Fall war sie im Vogtland gut aufgestellt für den bald folgenden Ukulelen-Hype.

Claus

Finde das Thema sehr interessant, vielen Dank.

hinnerk

Hallo oscar, ja es ist der Katalog für die Weltausstellung in Chikago 1893.

der Neue

Zitat von: Frolicks

Das ist ja eine tolle Form. im Buch \"Famous Solos & Duets for the Ukulele\" von John King  ein Hawaiianer abgebildet, der eine ähnliche Ukulele in der Hand hält, ich meine, die ist aber eher in Tenormensur, während die hier eine Sopran Uke sein könnte . Dann gibt es ja auch die wappenförmigen Mandolinen, die eine ähnliche Form haben.

hinnerk

Ein Nachtrag von mir: Angaben über Maße sind im Katalog nicht vorhanden. Saiten (Stahl, Darm, umsponnene Seide) nur in Normal-Gitarrenstimmung aufgeführt. Recherche zu \"Pferdholz\"  führte zum \"Pferdefleischholz\", auch \"Bulletrie\" auch \"Massaranduba\", botanisch \"Swartzia tomentosa\". Mehr war nicht zu finden, Angaben nach F.Jahnel, \"Die Gitarre und ihr Bau\".

der Neue

die sah im Prospekt so klein aus ;)

hinnerk

Aus dem Katalog zur Reka-Sammlung Museum Viadrina in Frankfurt/O. (1989) von H. Heyde: \"UKULELE In vogtländischen Werkstätten als 1/8 Gitarre mit 4 Saiten wenigstens seit dem Ende des 19.Jh. gebaut und bezeichnet (Katalog der Handelsfirma Paul Stark1893), gewann dieses Instrument unter dem hawaiianischen Namen Ukulele in den 1920er Jahren in den Mandolin- und Zitherclubs zur Unterstützung der Gitarren und Zithern größere Verbreitung, auch als Ersatz für das viersaitige Banjo in Salon- und Jazzorchestern.\"

Uhu

Ich habe in Meyers Konversationslexikon nachgesehen, ich habe eine mehrbändige Ausgabe von 1890, dort taucht die Ukulele noch nicht auf.
Volks-Brockhaus, Jubiläumsausgabe, 1956, einbändig: auch nicht.
Bertelsmanns Volkslexikon, 5. Auflage 1957, einbändig: auch nicht.
dtv-Atlas zur Musik, zweibändig, 4. Auflage 1979: Ukulele = hawaiische Machete mit vier Saiten (a d1 fis1 h1)
Der große Brockhaus, mehrbändig, 1980: Hier wird die Ukulele mit einem Satz als hawaiische Gitarre bezeichnet und es werden beide Stimmungen erwähnt.
Im Duden von 1980 ist die Ukulele nicht drin.
Duden 2001 und 2006: Die oder das Ukulele, hawaiisch, kleine, viersaitige Gitarre.

Auf dem Dachboden habe ich noch zwei ältere Dudenausgaben, 1938 und 50er Jahre, da sehe ich bei Gelegenheit nach.

Soweit mein Stöbern in diversen Nachschlagewerken. Spannendes Thema, ich bleibe dran.

Ach ja, ich war neulich in Bochum am Kemnader Stausee, dort gibt es in einer Burg eine kleine, feine Instrumentensammlung zu besichtigen. Mandolinen, Zithern und Lauten gab es reichlich, aber die Ukulele fehlte. Trotzdem: Ein Ausflug zu dieser Instrumentensammlung lohnt sich, außerdem ist der Eintritt frei.

Gruß vom Uhu

QuintusNSachs

Vielleicht das die Jungs von Bear Family mehr wissen? Ich habe vor Jahren mal \'ne CD einer deutschen Hawaii-Band gekauft. Und die Heftchen bei den CDs sind immer sehr detailliert.

http://www.bear-family.de/index.php?sid=7d9ebd9f257c886a908e80f8540c95e2&

hinnerk

Prof. Michel von der FH Zwickau hat mir mitgeteilt, daß es seine Wissens keine Untersuchungen/Erhebungen zur Ukulele aus dem Vogtland gibt. Dazu hat er mir 4 Scans von weiteren Katalogseiten geschickt: Hess 1939, Paulus 1935, Herwig 1920, Merz 1915 (und Stark 1893). Interessant ist die Bezeichnung \"Machettas\" auf der Merz-Katalogseite für kleine viersaitige Guitarren. Leider ist keine Abbildung dabei. Mit Herrn Pfeiffer steh ich in Verbindung, vorab hat er mir schon mitgeteilt, daß durch die Vertreibung der Familie Kollitz aus Rothau es keine Unterlagen aus der Frühzeit (ab ca 1930) der Ukulelenherstellung gibt.