Lack abziehen mit Ziehklinge

Begonnen von howein, 06. Jan 2014, 14:56:58

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howein

Winterzeit ... Bastelzeit ...   :D
Ich bin grad dabei, an einigen Schrottukulelen vom Flohmarkt ein bisschen handwerkliche Fähigkeiten zu lernen/trainieren, bevor ich auf teureres Material losgehe um einige Ideen umzusetzen. Im Moment steht das Entlacken einer dick mit klarem Lack zugekleisterten Decke an, und ein Hals soll geölt statt lackiert werden. Bisschen was habe ich im Forum schon dazu gefunden ... ich veranstalte also keine Schleiforgie wie zunächst gedacht, sondern arbeite mit Ziehklingen. Ein paar Fragen noch dazu:

 - Das Abziehen geht eigentlich ganz gut, dauert bei der Dicke des Lacks aber ewig, die \"Späne\" sind sehr fein. Macht man sowas dann trotzdem nur mit der Ziehklinge, oder schleift man doch erst mal eine Schicht runter und macht erst die feinere Arbeit mit der Ziehklinge?

 - Die Oberfläche scheint extrem glatt zu werden. Muss man trotzdem vorm Neulackieren oder Ölen (was mir besser gefällt) noch feinst schleifen, oder genügt das so?

- Bei meinen Kandidaten hier ist das Binding nur aufgemalt und soll eh mit weg. Was wäre eigentlich mit einem richtigen Binding z. B. so ein weißes oder schwarzweißes mehrstreifiges aus Kunststoff? Geht man da auch mit der Ziehklinge vorsichtig drüber, und poliert es vielleicht am Schluss etwas?

 - Meine Ziehklingen sind gebraucht und schon etwas älter. Sie sind rechteckig, im Moment sind einzelne Kanten gut scharf, andere eher nicht ... sind bei solchen Ziehklingen normalerweise alle Kanten scharf, oder nur einzelne?

- Kennt jemand eine gute deutsche Anleitung wie man Ziehklingen richtig nachschärft? In Englisch habe ich schon bisschen was gefunden, aber mein 50 Jahre altes Schulenglisch ist mir da keine wirkliche Hilfe ...

kk

Hallo Howein,

Hier:

http://www.feinewerkzeuge.de/G10004.htm

Findest Du eininge Informationen zum Schärfen von Ziehklingen.

Diese Seite bietet eigentlich alles, was zur Holzbearbeitung benötigt wird. Auch die Oberflächenbehandlung kommt nicht zu kurz.

Ich bin da lediglich zufriedener Kunde, aber das Engagament des Eigentümers ist toll und die Werkzeuge wirklich sehr gute (bis herausragende) Qualität.

Jan

Bei Dick http://www.mehr-als-werkzeug.de/page/homepage.htm gibt es auch eine Menge Infos dazu. Eigentlich sollte eine Ziehklinge mehr/schneller Material abnehmen als Schleifpapier. Das Schärfen stumpfer Ziehklingen ist halt eine Kunst für sich . . . Kanten exakt schleifen und dann mit einem Stahl den Grat anbringen, nicht so einfach!
Ich würde anschließend schon nochmal drüberschleifen, so akkurat bekommt man die Fläche ja nicht abgezogen wenn man nicht gerade Experte ist. Über das Binding kannst du einfach drübergehen, sollte dem nichts anhaben.

jazzjaponique

Hab das schon bei mehreren Ukulelen ganz easy mit ner großen Cutterklinge gemacht. Muss man halt nur aufpassen, das sie nicht bricht oder versehentlich irgendwo reinschneidet.
Und bei extrem dicken Lackschichten hat schon mehrmals sehr gut funktioniert den Lack in Platten abzuhebeln, in dem man vorsichtig zwischen Lack und Holz mit der Klinge quasi Luft dazwischenbringt. Am besten geht das, wenn man bei ner Lackblase anfängt oder bei einer Lackabsplitterung.
Und schleifen muss m. M. n. in jedem Fall hinterher, aber dann eben nur noch das Holz und nur den Feinschliff.

howein

Hoppla, hab ganz vergessen mich zu bedanken!
Vor allem auch die Links waren/sind sehr interessant (einen kannte ich schon, hatte aber gar nicht mitgekriegt das da außer Werkzeug auch Tipps zu finden sind).
Jetzt weiß ich auch warum das so wenig abgetragen hat bei meinen ersten Versuchen, der Winkel in dem ich die Klinge gehalten habe war falsch.

LokeLani

#5
ZitatWinterzeit ... Bastelzeit ...  
es ist immer Bastelzeit, wenn man die Gelegenheit dazu bekommt, z.B. durch einen unverhofften Kauf aus der Bucht oder einem Flohmarkt ;)

Ich habe auch in Erwägung gezogen, die Decke eines Cavauquinhos mit einer Ziehklinge vom hässlichen Lack zu befreien. Da ich aber nur eine dicke Ziehklinge habe und sie nicht fachmännisch schärfen könnte, nahm ich Schleifpapier.
...und siehe da, es ging ganz leicht. (Insgesamt habe ich höchstens 1Stunde geschliffen)
Das lag sicher daran, dass die Decke aus sehr dichtem Holz gemacht ist (Marafim ist ein häufig verwendetes Holz für Cavaquinhos)

howein

Wie machst du das mit dem Binding und der Rosette ... einfach mit schleifen?

LokeLani

#7
Ja! Auf dem Bild siehst du, wo schon geschliffen wurde und wo nicht.

howein

Danke! Ich war mir beim ersten Bild nicht ganz sicher.
Ich hab nämlich auch noch so eine Abziehkandidatin rumliegen, wo ich aber unsicher bin was mit dem Binding machen ...

allesUkeoderwas

#9
Auch wenn Fachleute jetzt evtl. zusammenzucken...

Ich hab meine Ziehklingen schon immer selbst gebaut.
Ob käuflich erwerbbare besser sind, kann ich nicht beurteilen (hatte noch keine).

Es fing damit an, daß ich einen Spachtel anschliff und endete in der sehr viel effektiveren Methode eine alte Glasscherbe zu benutzen. Einfach mit dem Glasschneider einen geraden Schnitt...

Die Bruchkante ist ideal zum Abziehen...
Wird nicht so schnell stumpf wie der Spachtel...
Es lassen sich auch Stellen abziehen, die nicht großflächig sind...
Ich schneid mir einfach das Werkzeug so, wie ich es brauche...

Schleifen, selbst elektrisch, ist nicht nur ineffektiver, es ist auch ungenauer. Ohne Entfernung von Hals und Brücke sind die Kanten kaum hinzukriegen, zudem schleift man Unebenheiten in die Decke. Bei schönen Laminatoberflächen ist die oberste Schicht schnell mal durchgeschliffen.

Hier meine Stagg US 20/40 mit high G Stahlbesaitet...



Hals und Zargen sind offenporig mit Schellack, Decke, Boden und Kopfplatte sind matt gewachst.

Zum Thema Binding:

Echte Bindings und Schallochrosetten kann man getrost schleifen und abziehen Sie sind dick genug, um das zu überleben. Aufgemalte und Abziehbilder würde ich ohnehin wegschleifen.

Viel Spaß beim werkeln!
Ukulelen: Nur Schrott

LokeLani

ZitatEinfach mit dem Glasschneider einen geraden Schnitt...

Kannst du mal ein Foto deiner Werkzeuge posten, also Glasschneider und die Scherbe.
Wie dick muss die etwa sein?

allesUkeoderwas

#11
:shock:  ???

Ganz normales Fensterglas von kaputter Scheibe, oder anderen Glas-Abfall...
Schenkt Dir vermutlich jeder Glaser.

Vorsicht Kinder !!!

Nicht ohne Verbandskasten und gut auf die Mama aufpassen!
Wenn Mama sich schneidet und Blut fließt, kann sie sehr böse werden !!!
Lieber einen Schritt zurücktreten und muxmäuschenstille sein....


Für ebene Flächen ein Stahllineal auf den Glasplattenabfall legen und entlang dem Lineal mit dem Glasschneider schneiden. Es kann auch der Verlobungsring benutzt werden, solange er mit einem echten Brilli bestückt ist. Ein kurzes, sanftes Klopfen auf die Glasplatte und fertig ist der Schnitt...

Die Herstellung eines solchen Werkzeugs ist also Sache von Sekunden. Ich schmeiß die Scherben immer weg, wenn ich sie nicht mehr brauche, daher sieht\'s schlecht aus mit Fotto.  ;)
Ukulelen: Nur Schrott

LokeLani

Ich finde diese Galsscherben-Methode super! Der Lack der Rückseite und des Halses ist auch schon weg, mit kleineren Scherben kommt man in jeden Winkel. - Danke für den Tip! :P

allesUkeoderwas

Immer wieder gerne!

Und wie ich sehe, alles ohne Blutverlust.  :D
Ukulelen: Nur Schrott

LokeLani

#14
Ein primitiveres Werkzeug kann man sich kaum vorstellen!  :roll:
Doch mit gekrümmten Scherben (ich habe keinen Glasschneider und keine Diamanten im  Haus) brachte ich den ganzen Lack sauber weg bis hinein zwischen die engsten Bundstäbchen. (sogar das Griffbrett war lackiert!)

Nun wird es mit TruOil behandelt und die schöne Maserung des Holzes kommt gut zum Vorschein