Kala Bocote oder Brüko

Begonnen von Ukusoph, 19. Feb 2013, 19:19:18

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Benutzername

ZitatIst es die Kala Bocote auch?
Nein, das habe ich schon weiter oben geschrieben. So eine abgefahrene Maserung würde voillmassiv ein kleines Vermögen kosten. Sperrholz ist aber absolut kein Nachteil, wie ich auch schon geschrieben habe. Ich glaube es ist alles gesagt worden. Wenn man die abgefahrene Maserung der Kala will, sollte man sie kaufen, sonst bedauert man es wenn es sie irgendwann nicht mehr gibt.

Frolicks

Also mal abgesehen vom ethischen Aspekt - anonyme China-Werkstatt (Sweatshop???) gegen netten mittelständischen Betrieb aus der Nachbarschaft...

ich finde, man kann eigentlich ruhigen Gewissens beides kaufen. Von Kala hatte ich persönlich noch kein Instrument in der Hand, was als totale Niete durchgehen würde. Im Gegenteil, alle (und es waren einige) waren super verarbeitet, angenehm zu spielen, und klanglich... nuja, wie üblich Geschmackssache. Abgesehen von der Akazie Tenor haben mir auch alle klanglich zugesagt, jedenfalls war keine dabei, von der ich abraten würde - bei der Tenor-Akazie war es vielleicht einfach schlechte Tagesform, von mir, vom Instrument oder von uns beiden, wer weiß.
Und das mit dem Sperrholz sehe ich genauso wie Benutzername. Allerdings hatte ich diese BUtterfly/Bocote auch nur mal ganz kurz in der Hand. Bleibenden Eindruck hat sie nicht hinterlassen, aber das ist bei der AUswahl in Rigk Sauers Ukulelenparadies nicht unbedingt aussagekräftig.

Über Brüko würde ich das gleiche wie zu den Kalas sagen, obwohl ich mich schwach erinnere, von den flachen schwarzen Ahörnchen nicht übermäßig begeistert gewesen zu sein. Das gleiche gilt für die Nr 9, die Tenor-Brüko. Das ist eigentlich ne Konzert Longneck, Tenor-Hals, aber Konzert-Korpus, klingt leider überhaupt nicht nach Tenor. Aber als Konzert-Uke ist sie wiederum in Ordnung. Wenn die Nürnberger Lebkuchenherzen nicht schon selber auf die Idee gekommen wären, hätte ich dringend zu einem persönlichen Besuch in Kitzingen geraten. ;)

Ich fass mal zusammen: Die Schülerin von Ukusoph soll sich einfach ihre Favoritin kaufen. Wenn sie das Ukulelenfieber richtig packt, bleibt die eh nicht lang allein. Die nächste kann dann ja ne Brüko sein, ich würde auch immer zu ner Longneck raten.
I plink, therefore I am.

Ukusoph

#32
ZitatUnd bei Brüko kann man auf Wunsch auch über übersetzte statt der
direkten Mechaniken bekommen. Und die übersetzten Mechaniken sind
von Schaller und von genauso guter Qualität wie die Brüko-Ukulelen.

Super Info, danke. Schaller Mechaniken sind aus Franken und weltbekannt durch konsequent gute Qualität. Ich freue mich schon auf die neuen offenen Gitarrenmechaniken, die nach der Musikmesse 2013 herauskommen sollen. (sehn aus wie Waverly´s)

ZitatSo eine abgefahrene Maserung würde voillmassiv ein kleines Vermögen kosten. Sperrholz ist aber absolut kein Nachteil, wie ich auch schon geschrieben habe.

Ich stimme Dir im ersten Punkt zu, im zweiten muß ich Dir widersprechen.

Ein Gitarrenschüler kam vor 4 Wo mit einer 600€ Sigma Dreadnaught (laminierte Zargen und Boden) zum Unterricht. Abgesehen von Mängeln in der Einstellung, leichter Buckel am Halsansatz, Dead spots allenthalben und bleierner Schwere, einem nicht ganz einwandfreien Finish konnte ich kaum was an dem Prügel aussetzen.  :shock: Mein Resümee veranlasste den Schüler sich eine Taylor aus dem gut beratenden Fachgeschäft zu holen  :lol: und die China-Axt per Money Back loszuwerden.

Und die neue Taylor? Zugegeben 1100,- sind kein Pappenstiel, aber eine Anschaffung fürs Leben. Aber das Ding ist in amerikanischer Fertigung traumhaft verarbeitet und - jetzt komme ich zum Punkt - MASSIV! Dies macht einen so gravierenden Unterschied, das man den Ohren kaum traut. Die Axt schwingt und singt dass es eine Freude ist  - uns beiden haben gestern fast die Augen getropft.

Und warum das so ist? Laminat = Sperrholz = verleimte Holzschichten. Da ist Leim dazwischen, der die Schwingungen des Bretts ausbremst und das Gewicht des Instruments erhöht. Beim massiven Instrument hat man immer \"Headroom\" in der Dynamik. Je mehr Anschlags-Energie Du einsetzt, desto lauter und komplexer wird das Klangbild. Natürlich gibt es auch hier eine Grenze und die ist da wenn die Anschlags-Energie so hoch ist das die Saiten an den Bünden anstossen und scheppern. Aber das ist die Extreme und das will man nicht haben.

Beim Laminat Instrument entsteht eine Dynamikbegrenzung gleich einer Kompression. Ab einem bestimmten Krafteinsatz wird das laminierte Instrument nicht das mehr an Lautstärke und Volumen produzieren. Das Instrument geht schneller in die \"Sättigung\" und wandelt mehr Anschlagsdynamik nicht in mehr Ton um. Die vom Spieler erwartete Klangentwicklung wird nicht (mehr) umgesetzt. Ketzerisch gesagt: Spieler mit laminierten Instrumenten werden in Ihrer musikalischen Entwicklung ausgebremst.

Bestes Beispiel, um wieder auf die Ukulele zu kommen ist meine Koaloha. Dünnste Brettchen Koa, ohne unterstützende Reifchen stumpf zusammengeleimt - auf den ersten Blick etwas schludrig verarbeitet. Aber schlag sie mal an und gehe langsam bis zur Dynamikgrenze - Wahnsinn. Ein raumfüllendes Erlebnis aus so einem winzigen Kistchen.

Fazit: Massiv ist Pflicht (wenn der Geldbeutel mitspielt). Wer gleich mit einem guten Instrument lernt hat langfristig mehr davon und dazu noch Geld gespart.

UkeDude

Sorry wenn ich hier reingrätsche, aber so allgemein kann man nicht sagen das Massiv immer besser als Laminat ist. :D Ich hab eine Kiwaya (laminat) und die ist lauter und vor allem leichter als manch eine Vollholz Uke die ich auch hab.  Ich denke es kommt halt bei Laminat noch mehr auf die Verarbeitung an als bei Vollholz.

In Deinem Fall würde ich aber auch zur Brüko tendieren. :D

Guchot

\"Massiv\" vs. \"Laminat\" ist wie \"mit Ohren\" gegen \"ohne Ohren\". Beides hat seine Vor- und Nachteile. Wobei ich über das Urteil über die Sigma etwas erstaunt bin, die kriegen allenthalben eigentlich gute Kritiken. Ich habe vor 2 oder 3 Wochen selbst etliche davon im MusicStore in Köln angespielt und fand die absolut in Ordnung.

Ukusoph

Kiwaya ist aus Japan. Japanische Hersteller produzieren in der Regel qualitativ in der obersten Liga, auch wenn sie nicht IN Japan produzieren. Das Know How spürt man ausser im Klang dann auch preislich. Es gibt immer auch Gegenbeispiele mit besonders gelungenen Produkten. Ich bleibe aber bei meinem Grundsatz, da er meiner Erfahrung entspricht.

Vielleicht bekomme ich ja noch Schützenhilfe vom Fachmann - man wird sehen...

Floyd Blue

Zitat von: Ukusoph...
Vielleicht bekomme ich ja noch Schützenhilfe vom Fachmann - man wird sehen...
Was verstehst Du in dem Zusammhang unter Fachmann? Jemand der Instrumente baut, verkauft oder spielt?

Ukusoph

Zitat von: Guchot\"Massiv\" vs. \"Laminat\" ist wie \"mit Ohren\" gegen \"ohne Ohren\". Beides hat seine Vor- und Nachteile. Wobei ich über das Urteil über die Sigma etwas erstaunt bin, die kriegen allenthalben eigentlich gute Kritiken. Ich habe vor 2 oder 3 Wochen selbst etliche davon im MusicStore in Köln angespielt und fand die absolut in Ordnung.

Ein Vorteil von Laminat: es brennt länger :mrgreen: alter Kalauer, sorry! Abends am Lagerfeuer ist meine Koaloha in und mit Sicherheit im Koffer. Da brauche ich dann wohl doch eine Laminat Uke. :roll:  Es kommt auch drauf an, was man damit vor hat.

Der MusicStore hat vermutlich Einkäufer, die Montagsmodelle direkt nach dem Auspacken zum Grosshändler zurücksenden

Ukusoph

Zitat von: Floyd Blue
Zitat von: Ukusoph...
Vielleicht bekomme ich ja noch Schützenhilfe vom Fachmann - man wird sehen...
Was verstehst Du in dem Zusammhang unter Fachmann? Jemand der Instrumente baut, verkauft oder spielt?

Fachmann könnte sein, jemand der Gitarren baut oder in seiner Werkstatt repariert. Auch ein erfahrener Verkäufer wäre so jemand.

Floyd Blue

Nun, dann kann ich helfen. Habe jahrelang in verschiedenen Musikgeschäften Instrumente verkauft und dabei viel massiven Schrott und viele hochwertige und  taugliche Sperrholzinstrumente in den Händen gehabt. So einfach kann man nicht verallgemeinern, dass Laminat (wie es heute heißt) schlecht ist.

Ukusoph

Zitat von: Floyd BlueNun, dann kann ich helfen. Habe jahrelang in verschiedenen Musikgeschäften Instrumente verkauft und dabei viel massiven Schrott und viele hochwertige und  taugliche Sperrholzinstrumente in den Händen gehabt. So einfach kann man nicht verallgemeinern, dass Laminat (wie es heute heißt) schlecht ist.

Danke für die Stellungnahme, schön wäre noch ein Kommentar eines Instrumentenbauers :D

Mein Fazit ist die Tendenz aus der Summe meiner Erfahrungen.

Benutzername

#41
ZitatLaminat = Sperrholz = verleimte Holzschichten. Da ist Leim dazwischen, der die Schwingungen des Bretts ausbremst und das Gewicht des Instruments erhöht
Dafür kann eine laminierte Decke viel dünner hergestellt werden als eine Vollholz Decke. Bei meinen laminierten Uken sieht und hört man das. Du vergleichst 2 Instrumente, von denen eines fast doppelt so teuer ist. Es wäre schlimm, wenn man da keine Unterschiede sehen und hören würde. Es gibt sowohl gute laminierte Instrumente, als auch schlechte massive Instrumente.  Vollholz liest sich besser als Sperrholz oder Laminat und hört sich auch besser an. Mir ists egal, ich pfeif´ auf den Prestige Faktor.  Ein gutes Vollholz Instrument würde ich natürlich auch kaufen. Die letzten zwei Ukulelen die ich gekauft habe waren beide laminiert, da möchte ich besonders die günstige Gretsch heraus heben, die wirklich hervorragend klingt, laut ist, massig Sustain mit bringt und schon ab Werk gut spielbar ist. Spätestens nach dieser Uke zweifelt man nicht mehr an den klanglichen Qualitäten von Sperrholz, zudem ist es viel unempfindlicher, was den Einsatz bei wechselnden Temperaturen und schwankender Luftfeuchtigkeit erlaubt.
Ob eine Sperrholz Ukulele was taugt muss man wie bei einem massiven Instrument im Einzelfall bewerten.

Guchot

Ich bin kein Instrumentenbauer, habe mich aber mal mit zwei meiner Meinung nach recht kompetenten Exemplaren dieser Gattung intensiv unterhalten, da ich mir mal eine 8saitige Baritonukulele bauen lassen wollte. Beide sagten mir das eine massive Decke ca. 90% des Klangs ausmacht. Ob der Rest jetzt auch noch massiv ist, macht dann nicht mehr den soo großen Unterschied in Sachen Klang, mehr in Richtung Lautstärke.

Ukusoph

Zitat von: GuchotIch bin kein Instrumentenbauer, habe mich aber mal mit zwei meiner Meinung nach recht kompetenten Exemplaren dieser Gattung intensiv unterhalten, da ich mir mal eine 8saitige Baritonukulele bauen lassen wollte. Beide sagten mir das eine massive Decke ca. 90% des Klangs ausmacht. Ob der Rest jetzt auch noch massiv ist, macht dann nicht mehr den soo großen Unterschied in Sachen Klang, mehr in Richtung Lautstärke.

Das wirklich sehr interessant, danke. Folgt man dieser Einschätzung ist die Größe des Instrumentes mit in die Überlegungen einzubeziehen. Was bei einer Gitarre (in meinem Vergleich eine der größten Western-Gitarren - Dreadnought) deutlich hörbar ist, wirkt sich bei dem kleinen Ukulelchen ggf. relativ weniger aus.

Mal sehen was noch so an Argumenten kommt, ich habe vor, bei meinem Brüko Besuch Herrn Pfeiffer auf dieses Thema anzusprechen.

Frolicks

#44
Zitat von: GuchotIch bin kein Instrumentenbauer, habe mich aber mal mit zwei meiner Meinung nach recht kompetenten Exemplaren dieser Gattung intensiv unterhalten, da ich mir mal eine 8saitige Baritonukulele bauen lassen wollte. Beide sagten mir das eine massive Decke ca. 90% des Klangs ausmacht. Ob der Rest jetzt auch noch massiv ist, macht dann nicht mehr den soo großen Unterschied in Sachen Klang, mehr in Richtung Lautstärke.

Ziemlich genau so hat das auch Rigk Sauer formuliert. Und dass was dran ist, beweisen ja u.a. auch die Fleas und Flukes: Holzdecke (laminiert) und Kunststoffkorpus. Und wenn man mal zwei Flukes mit Decken aus unterschiedlichen Hölzern nebeneinander spielt (also z.B. reguläre Pinie vs Mahagoni), dann wird der Unterschied sehr deutlich (obwohl beide laminiert; ein Instrument aus der Reihe mit massiver Koa-Decke ist mir leider noch nicht unter gekommen).

Anderes Beispiel die Kala Travel-Reihe: Massive Fichtendecke (superdünn, geht also auch: Massiv und trotzdem dünn) und laminierter Korpus. Und was da raus kommt...


Ich finde, bis man einen Punkt erreicht, wo einen ein laminiertes INstrument in der musikalischen Entwicklung behindert, muss man schon mal ne ganze Weile üben. Und wenn man da hin kommt, wo Ukusoph schon ist, und dann merkt und vor allem hört, dass das eigene Instrument doch nicht so doll ist, wie man einige Zeit früher mal dachte, dann hat man vielleicht auch schon wieder genug Geld für eine Uke aus massivem Koa oder anderen hochwertigen Klanghölzern zusammengespart.

Denn so ein feines Gehört braucht ja auch erstmal ein gewisses Training, bis es so fein wird. Das hat man (oder zumindest die meisten Leute) ja nicht automatisch oder von Natur aus.

Versteh' mich bitte nicht falsch, Ukusoph, ich bin überzeugt, dass du das so hörst, wie du es beschreibst. ich bin aber auch überzeugt, dass das reichlich Training braucht, bis man da hinkommt, und zwar sowohl, was das Spielen angeht, als auch das Hören.
Natürlich macht es Sinn, gleich auf einem ordentlichen bis guten Instrument spielen zu lernen. Eine richtig hochwertige Uke kann andererseits aber gerade Anfänger wieder abschrecken oder frustrieren, weil ein solches Instrument kleinste Ungenauigkeiten beim Spielen i.d.R. gleich hörbar macht.


Immer wieder verblüffend, wie sich aus so einer scheinbar einfachen Frage hier im Forum so ziemlich fundamentale Debatten entwickeln können. ;)
I plink, therefore I am.