Anfängerfrage: Fingerhaltung

Begonnen von Pamphilus, 11. Mär 2013, 09:50:04

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Pamphilus

Seit ein paar Tagen besitze ich nun endlich auch eine Ukulele und mache für meinen Geschmack schon ganz gute Fortschritte, aber ich will mir gerade am Anfang nichts Falsches angewöhnen, daher die Frage: welcher Teil des Fingers (an der linken Hand) greift eigentlich die Saite? Ich habe bisher gelesen, die Finger müssen vor allen Dinge möglichst senkrecht stehen, heißt das, ich drücke die Saite mit der Spitze des Fingers runter, direkt neben dem Fingernagel? Das scheint mir die saubersten Töne zu ergeben, tut aber ehrlich gesagt nach einer Zeit ganz schön weh. Oder eher mit der Fingerkuppe, also etwas unterhalb der Spitze? (Habe bisher nur Flöten und Sackpfeifen gespielt, und da greift man halt eher so.)

wwelti

#1
Hallo Pamphilus!

In der Tat, wenn man die Finger senkrecht aufsetzt hat man die größte Beweglichkeit mit der linken Hand und kann viele Griffe sauberer ausführen. Die Saite sollte natürlich nicht zwischen Fingernagel und Finger geklemmt werden ;) Es ist ratsam, die Nägel der linken Hand ziemlich kurz zu halten.


Davon abgesehen ist es ratsam, am Anfang regelmäßig, aber nicht zu lang zu üben! Weiterhin haben viele Ukulelen ab Werk eine zu hohe Saitenlage. Das schmerzt dann gerade für Anfänger mehr als es müsste. Ein Kapodaster im 1. Bund (oder zur Not ein Bleistift mit ein paar Gummibändern) zeigt, wie viel leichter sich eine Ukulele bei korrekt eingestellter Saitenlage am Sattel greift. Und im 12. Bund sollte sie (für Sopran-Ukulelen) etwa 2,5 mm betragen. (Die Saitenlage bezeichnet nicht die Strecke zwischen Saite und Griffbrett, sondern zwischen Saite und Oberkante der Bundstäbchen.)

Und wie gesagt: Täglich üben, aber nicht zu lange! 10 Minuten am Tag sind besser als einmal pro Woche eine dreistündige Tortur.

Frolicks

#2
Hallo Pamphilus, willkommen im Forum! Schön, dass du auch endlich das richtige Instrument für dich entdeckt hast... ;-)

Um deine Frage zu beantworten: die erste ist die richtige Haltung, mit den Fingerspitzen müssen die Saiten gedrückt werden. Es stimmt, dass das für Anfänger ziemlich gewöhnungsbedürftig ist und auch nach kurzer Zeit sogar schmerzen kann. Das lässt aber nach ein paar Tagen nach, bzw hört völlig auf, wenn sich auf den Fingerspitzen Hornhaut gebildet hat. Das kommt natürlich drauf an, wieviel und wie oft du übst, aber es dauert in der Regel eben nur ein paar Tage, danach spürt man nichts mehr. Deshalb ist es wichtig, gerade am Anfang mit dem Üben nicht zu übertreiben, lieber jeden Tag ne Viertelstunde, als einmal die Woche eine Stunde.


Es gibt dazu bereits verschiedene Threads hier im Forum, einige mit vielen Bildern, z.B. den hier: http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?id=9981
Da gibts einiges Anschauungsmaterial.

Alsdann, viel Spaß beim Üben!

EDIT: Und wieder war einer schneller, während ich noch schrieb. Dieses ständige VErtippen aber auch...
I plink, therefore I am.

Lelchen

#3
Zitat von: wweltiIn der Tat, wenn man die Finger senkrecht aufsetzt hat man die größte Beweglichkeit mit der linken Hand und kann viele Griffe sauberer ausführen.

Und außerdem, finde ich, ist man so am \"treffsichersten\" (das meinte wwelti wahrscheinlich mit sauberem Ausführen). Wenn ich mich recht erinnere - an den Physikunterricht - braucht man auch weniger Kraft, wenn man direkt senkrecht drückt, als wenn man schräg oder gar mit dem ersten Fingerglied drückt. Also bei mir bestätigt sich das jedenfalls...

Pamphilus

OK, dann scheine ich es richtig zu machen, trotz Schmerz (im moment habe ich den Eindruck, es gilt die Regel: je mehr es weh tut, umso besser ist der Ton). Die Bilder im anderen Thread sind ja ziemlich eindeutig. Aber jeden Tag nur eine Viertelstunde üben? Das krieg ich nicht hin. Ich weiß nicht, ob das anderen auch so geht, aber wenn ich das Ding einmal in der Hand hab, kann ich es nicht mehr weglegen.

@wwelti: läßt sich die Saitenlage einfach so erniedrigen oder ist das komplizierter?

wwelti

#5
Hallo Pamphilus,

Dann wird das die eigentliche Herausforderung für Dich sein, um Fortschritte zu machen: Die Ukulele rechtzeitig weglegen... Denn Verletzungen werden Deinem Fortschritt sicherlich nicht dienlich sein.

Zum Thema Einstellen der Ukulele empfehle ich folgende zwei Videos zu schauen:
http://www.youtube.com/watch?v=Zbp7dApxAuE
http://www.youtube.com/watch?v=SGGz14ohX9Y

Wobei aus meiner Sicht der Aspekt der Spielbarkeit sehr wichtig ist.

Ich hab\' nochmal ein Bild gemacht wie ich die Finger setze:

haltung0 von wwelti auf Flickr

Nachtrag:
Um die korrekte Handhaltung zu unterstützen ist auch eine vorteilhafte Haltung der ganzen Ukulele an sich wichtig. Ich persönlich finde ja die beste Haltung ergibt sich im Stehen mit Gurt. Der darf nicht zu lang eingestellt sein. Die Ukulele sollte nicht nach oben, sondern nach vorn schauen (Schalloch zeigt nach vorn), der Hals schräg aufwärts (ca. 45 Grad).

Nachtrag 2:
Die Sache mit der Haltung ist nochmal etwas anderes wenn man hauptsächlich Akkordbegleitung spielt. Ich persönlich strebe die perfekte Haltung für das solistische Spiel an, um die maximale Bewegungsfreiheit beider Hände zu haben. Deshalb auch mit Gurt. Viele Spieler, die vor allem Akkordbegleitung spielen, halten die Sopran-Ukulele jedoch (auch im Stehen!) ohne Gurt, und verwenden auch eine etwas andere Haltung der linken Hand, wodurch die Ukulele besser gehalten werden kann, jedoch die Bewegungsfreiheit ein wenig eingeschränkt ist.


Viele Grüße
  Wilfried

Pamphilus

Bei dem Bild fällt mir jetzt spontan auf, daß Du den Daumen ganz anders hast als ich: ich habe ihn eher oberhalb des Sattels ein wenig um den Hals gelegt (so ähnlich wie in dem von Frolicks verlinkten Thread auf den ersten Bildern). Ist das Geschmackssache oder gibt es da Regeln, an die man sich halten sollte?

wwelti

Nein, Geschmackssache ist es nicht. Die \"andere Haltung\" (Daumen um den Hals legen) ist das was ich als \"Haltung für Akkordbegleitung\" bezeichne, so kann man die Ukulele leichter halten.

Für meine Spieltechnik bevorzuge ich es jedoch, wenn die Ukulele auch schon ohne die Hilfe meiner Hände einigermaßen stabil ist, somit habe ich die Freiheit, die linke Hand so zu halten wie auf meinem Foto. Damit habe ich dann wesentlich mehr Bewegungsfreiheit.

Linho

#8
@Pamphilus: wweltis Bild spiegelt wohl die \"korrekte\" Haltung wider, doch ist für meine Begriffe gerade das Schöne an der Ukulele, dass man auch mit \"schluderigen\" Haltungen wie dem \"Schwiegermuttergriff\" (also mit um den Hals gelegten Daumen) sehr gute Ergebnisse erzielen kann. ;)

Ich persönlich greife ganz bewusst so, dass der Ukulelenhals in der \"Beuge\" zwischen Daumen und Zeigefinger liegt, der Daumen schaut weit um den Hals herum. Das liegt zum Einen daran, dass ich grundsätzlich ohne Gurt spiele (auch beim Picking im Stehen) und man so die Ukulele einfach besser \"im Griff\" hat, zum Anderen lassen sich so mit dem Daumen auch Töne Greifen oder Saiten dämpfen die man nicht mit strummen will. :D

Klar, bei Barreegriffen oder bei nötiger maximaler Fingerspannweite muss man halt in den Griff wechseln, den wwelti gezeigt hat, aber ich sehe keinen Grund, sich zu der \"Daumen immer hinter dem Hals\"-Haltung verpflichtet zu fühlen. Meine Spieltechnik ist das Gegenteil, der Daumen ist nur hinter dem Hals wenn es unbedingt notwendig ist. Der will schließlich auch was sehen! :mrgreen:

Wenn\'s dich in bewegten Bildern interessiert, ich hab kürzlich einige Videos mit Close-Up-Aufnahmen hochgeladen, da siehst du dass mein Daumen fast immer zu sehen ist, und wie komfortabel und schnell der Wechsel zwischen beiden Handhaltungen geht:

http://www.youtube.com/user/LinhoLuke

Einen Anteil daran hat sicher auch mein \"Ukulelenvorbild\" Rainer, der greift ähnlich:

http://www.youtube.com/user/rawuke

Gruß
Linho


PS: Vielleicht sollte ich mir mal ein Gesicht auf meinen Daumenballen malen, würde sicher lustig aussehen wenn da ständig einer um den Hals herumguggt.  :roll:

howein

Zitat von: wweltiNein, Geschmackssache ist es nicht. Die \"andere Haltung\" (Daumen um den Hals legen) ist das was ich als \"Haltung für Akkordbegleitung\" bezeichne, so kann man die Ukulele leichter halten.

Für meine Spieltechnik bevorzuge ich es jedoch, wenn die Ukulele auch schon ohne die Hilfe meiner Hände einigermaßen stabil ist, somit habe ich die Freiheit, die linke Hand so zu halten wie auf meinem Foto. Damit habe ich dann wesentlich mehr Bewegungsfreiheit.

Ich experimentieret als Uke-Neuling (mit Gitarre-Vorkenntnissen) auch gerade mit verschiedenen Spielstilen, Haltungen und Fingerstellungen, um zu sehen was mit am meisten liegt. Und bin dabei auf exakt das gleiche gekommen, für Strumming Daumen UM den Hals (Instrument frei halten möglich), für eher Solistisches/Fingerpicking Daumen UNTER den Hals und nur mit Gurt um die linke Hand frei bewegen zu können. Die Fingerstellung immer möglichst so wie du es auf dem Foto oben zeigst. Anders sind komplexere Griffe gerade bei den kleinen Baugrößen arg schwierig zum Klingen zu bringen. Allerdings spiele ich lieber im Sitzen, vielleicht eine Gewohnheit von den Gitarren her (speziell mit den schweren Resonatorgitarren mit Metallkorpus).

wwelti

#10
Im Prinzip gebe ich Linho da recht, man kann die Haltung leicht während dem Spielen wechseln, und je nach Griff ist das auch sinnvoll. Allerdings tun sich viele Anfänger sehr schwer, weil sie erstmal im \"extremen Schwiegermuttergriff\" verharren und es damit kaum fertigbekommen, selbst grundlegende Akkorde sauber zu spielen.

Daher habe ich in dem Bild die Haltung gezeigt, mit der man die maximale Bewegungsfreiheit der linken Hand hat. So kann man viele Griffe absolut sauber zum klingen bringen, die gerade Anfängern im \"Schwiergermuttergriff\" Probleme bereiten.

Pamphilus

Beim Rumprobieren stelle ich fest, daß ich bei einigen Griffen mit dem Daumen auf dem Rücken tatsächlich sauberer greifen kann, insbesondere in den unteren Bünden. Im Gegenzug muß ich mich dann aber richtig strecken, wenn ich in den ersten Bund kommen möchte, vielleicht liegt das ja an der seltsamen Anatomie meiner Hand.

Wenn ich den ersten Bund bequem greifen möchte, muß ich den Daumen so weit nach oben schieben, daß ich gegen die Mechanik der Wirbel stoße. Oder muß ich da doch was anders machen? Wie sollte denn das Handgelenk stehen bzw. in welchem Winkel zum Arm? Kann man da vielleicht noch was beeinflussen?

wwelti

Das kann ich so leider nicht so recht nachvollziehen. Ein Foto könnte helfen ;)
Das ist das Problem, wenn man versucht sowas in einem Forum zu erklären... Es ist schwierig sowas mit Worten zu erläutern.

Wenn Du Dir mein Foto ansiehst, wirst Du feststellen daß ich viel Platz in alle Richtungen habe. Es wäre kein Problem den Griff um einen Bund weiter in Richtung Kopfplatte zu verschieben, ohne irgendwo gegen zu stoßen.

Pamphilus

Hab leider gerade keinen Fotoapparat zur Hand.. Bei Dir sieht es so aus, als könnten Daumen und Zeigefinger aufeinander liegen, bei mir ist der Daumen deutlich weiter oben, eher so wie auf dem Bild von Dieter in diesem Thread: http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?id=9981

Also, Daumen und Zeigefinger hab ich nicht parallel, sondern fast im rechten Winkel zueinander (Jedenfalls wenn der Zeigefinger im ersten Bund greift)

Linho

Ich finde, Fotos helfen bei so etwas wenig bis gar nicht weiter, da sie immer gestellt sind. Vor allem wenn man sich selbst fotografiert. Am besten schaust du dir auch wweltis Videos an, da siehst du, wie er das mit der Daumenhaltung handhabt:

https://www.youtube.com/user/wwelti

Beschreibungen helfen meiner Meinung nach noch weniger als Fotos. Wenn du die Möglichkeit hast, mach doch ein kurzes Video (Handy reicht), dann sieht man, wie du deine Hand hältst und kann besser helfen. :)


Ansonsten würde ich sagen, gilt: Erlaubt ist, was Spaß macht und funktioniert. Das ist ja das Schöne an der Ukulele, im Gegensatz z.B. zum klassischen Gitarrenunterricht. ;)