Wie ehrgeizig seid ihr ?

Begonnen von UkuLilli, 27. Mär 2013, 05:49:48

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (37 Antworten, 3.730 Aufrufe)

Juttalele

Man spricht ja auch von gesundem Ehrgeiz.

Gier hat für mich allerdings schon einen negativen Tatsch. Ich würde es dann lieber Hunger nennen. Nach dem Essen bin ich satt und zufrieden. Bei Gier denke ich eher an Unersättlichkeit mit Tendenz zur (krankhaften) Sucht.

Das ist aber ein weites (und schwieriges) Thema.

Grundsätzlich finde in den Umgang mit Leuten anstrengend, die übermäßig ehrgeizig sind und mit Misserfolgen nicht umgehen können, das macht einfach keinen Spaß oder anders gesagt: Da hört der Spaß für mich auf.

howein

#31
Zitat von: JuttaleleGrundsätzlich finde in den Umgang mit Leuten anstrengend, die übermäßig ehrgeizig sind und mit Misserfolgen nicht umgehen können, das macht einfach keinen Spaß oder anders gesagt: Da hört der Spaß für mich auf.
Und solche Leute schaden sich meist selber am meisten ...
Ich habe das in einem anderen Forum (Fotografie) schon mehrfach erlebt. Da gibt es Leute, die machen recht gute Bilder, und bekommen durchaus viel positive Resonanz. Aber sie wollen um jeden Preis in die dortige \"Galerie\" gewählt werde. Sie probieren das verbissen immer wieder, auch mit Tricks, sind todunglücklich und fühlen sich ungerecht behandelt ... Sie haben nur dieses eine \"Ziel\" vor Augen, das sie um wirklich jeden Preis erreichen wollen. Völlig unsinnig, es geht um nichts, jeder kann teilnehmen, jeder kann wählen, ohne jede Vorbedingung. Statt sich über die vorhandene normale positive Resonanz zu freuen, statt einfach mal Spaß am Hobby zu haben ... einzelne haben es sogar aufgegeben ...

Finde ich übrigens in diesem Forum hier wesentlich angenehmer, hier scheinen wirklich die meisten einfach Spaß am Hobby zu haben, man hilft sich statt sich als Konkurrenz zu sehen, und auch wenn man natürlich immer versucht dazuzulernen scheint das meist locker, zwanglos zu geschehen, man bleibt auf dem Teppich ... find ich gut, muss auch mal gesagt werden ...  :)

Juttalele

Ja, finde ich auch. Das Besondere ist hier, dass das Miteinander sehr gepflegt wird -- und dies nicht nur labernd im Forum, sondern an diversen Orten ganz \"real\" (wobei das hier natürlich auch real ist, aber zum Musizieren ist ein Forum nun mal wenig geeignet).

Das kommt meinem Ideal sehr nahe ... jeder lernt von jedem, und da jeder etwas anders und eigen ist, gibt es von jedem auch etwas eigenes und besonderes zu lernen ... egal, ob Anfänger oder Fortgeschrittener, jung oder alt, studiert oder ohne Schulabschluss ... wobei das fürs Fotografieren auch gelten könnte.

Übertrieben Ehrgeizige oder Gewinnsüchtige oder Ruhmhungrige sind meist recht einsam -- Gier und Geiz geben sich ja im Grunde die Hand, von daher passt das schon mit der Herkunft von Ehrgeiz aus Ehrgier. D. h. wer nichts abgibt, bekommt auch nichts geschenkt. Wer einen anderen nicht anlächelt, erntet auch kein Zurücklächeln ... wer nicht liebt, wird nicht geliebt ...

charangohabsburg

Zitat von: JuttaleleMan spricht ja auch von gesundem Ehrgeiz.

Gier hat für mich allerdings schon einen negativen Tatsch. Ich würde es dann lieber Hunger nennen. Nach dem Essen bin ich satt und zufrieden. Bei Gier denke ich eher an Unersättlichkeit mit Tendenz zur (krankhaften) Sucht.
Ich denke dass man bei der Suche nach den Wurzeln eines Begriffs sich nicht zu sehr auf die exakte Bedeutung alter Begriffe fixieren sollte. Schon allein das Problem herauszufinden, wie ein Wort (das, notabene heute nicht mehr in dieser Form besteht!) vor ein paar Jahrhunderten verwendet wurde, kann ziemlich gross, oder gar unlösbar sein.

Um nochmals auf den Zusammenhang zwischen \"gite - gitsung - Gier\" zurückzukommen: diese Wörter haben ziemlich eng auch mit \"begehren\" und \"begierig sein\" zu tun. Zur besseren Übersicht hier nochmals der entsprechende Passus des vorher zitierten Wörterbuchs von 1837:



Den heute gebräuchliche Begriff \"Ehrgeiz\" durch \"Ehr-Gier\" zu ersetzen wäre bestimmt nicht angebracht. Dies nicht nur wegen der heute selbstverständlichen Differenzierung zwischen Geiz und Gier (ob früher für beide Begriffe ein einziges Wort verwendet wurde oder nicht sei dahingestellt - das wäre unter Umständen ein Forschungsobjekt für eine vollständige Dissertation...), sondern auch wegen der \"Ehren-Anteil\" im Ehrgeiz. Unter dem, was man üblicherweise als \"gesunden Ehrgeiz\" bezeichnet geht es ja nicht um Ehre, sondern darum ein erstrebens- und lobenswertes Ziel zu erreichen, und auch beim \"ungesunden Ehrgeiz\" geht es nicht zwingend um Ehre, sondern generell darum ein Ziel zu erreichen das in erster Linie in direkter oder indirekter Weise nur für den Strebenden \"lobenswert\" ist.

Juttalele

Mir geht's ja nicht in erster Linie darum, die Wurzeln eines Begriffes zu finden oder definieren, sondern um die Lockerung des Glaubens, ein Begriff sei eindeutig. Das war er weder vor 400 Jahren noch ist er es heute. Ich sag einfach mal, ein Begriff ist so vieldeutig, wie er von vielen gedeutet wird.

Ich bin auch keine Sprachwissenschaftlerin, sondern eher eine Sprachspielerin. Dabei spiele ich natürlich mit Begriffen, die eine lange Tradition haben und nicht von mir selbst geboren wurden, so dass ich dieser (Tradition) nie gerecht werden kann (und schon gar nicht will).

Rein vom meinem Empfinden her drückt das Wort Gier und in diesem Falle Ehrgier eher das aus, was ich unter Ehrgeiz bisher verstanden habe. Allerdings werde ich das Wort Ehrgier jetzt nicht in mein alltägliches Vokabular aufnehmen ;) ... oder gar einen eigenen Duden verfassen (spaßeshalber andeutungsweise natürlich immer gerne – für eine ernsthafte Ausarbeitung bin ich schlicht und einfach zu faul oder sagen wir unmotiviert).

Die Wurzeln von verbalen Begriffen liegen für mich übrigens nicht in anderen verbalen Begriffen, sondern – wenn wir schon mal dabei sind – eher in der Musik, und die Wurzeln der Musik in ... und diese ... tja, wer weiß das schon oder könnte es beweisen? ... somit weiß ich überhaupt nix und das ist gut so :)

wwelti

Auch wenn der Weg das Ziel ist, so ist es dennoch schwer, ohne ein Ziel den Weg zu finden.

Juttalele

... was ist denn das Ziel beim Musizieren? Die letzte Note? Der Applaus? Der Erhalt der Gage? Kreischende Fans? Die Pause? Wenn ich musiziere und das genieße, dann möchte ich am liebsten gar nicht mehr aufhören ... und kaum bin ich am Ende angekommen, beginne ich gleich wieder von vorne ... bis ich aber mal in diesen Flow gelange, muss ich lange trainieren und manch eine Hürde überwinden ... somit ist alles richtig, der Weg ist der Weg, das Ziel ist das Ziel, das Ziel wird zum Weg und der Weg zum Ziel und am Ende ist alles weg ... ich jetzt auch. Gute Nacht :)

charangohabsburg

Zitat von: Juttalele... was ist denn das Ziel beim Musizieren? [...] Kreischende Fans? [...]
Ja klar, was sonst?  :mrgreen: