TTIP

Begonnen von wwelti, 30. Jan 2014, 02:05:35

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Ich finde es gut, dass das Thema zur Sprache kommt. Es geht immerhin alle was an.
ZitatWenn die chlorgereinigten Hühnchen nicht als solche erkennbar sind, kann man sie auch nicht gut vermeiden.
Ein Ausweg wäre ein Vermerk auf der Packung \"chlorfrei gebleicht\" wie es bei Papier auf vielen Packungen zu finden ist.
Prinzipiell geht es der Qualität und den europäischen Konzernen an den Kragen.
Genfutter, Chlorhühnchen, Hormonfleisch und diverse Lebensmittelzusätze machen Produkte billiger. Die amerikanischen Gefügelproduzenten rechnen mit 500.000.000 Dollar mehr Umsatz. Die kommen nicht davon, dass der Europäer noch mehr Hühnerfleisch isst (der Markt ist schon lange übersättigt). Hier wird dann Fleisch verkauft, dass die europäischen Erzeuger dann nicht mehr verkaufen können, weil sie teurer sind.
Dann hat man die Wahl. Entweder werden hier auch Chlorhühner produziert, oder man erhält die Standards und kann die Produkte nicht mehr verkaufen.
unsere (nicht perfekte aber bessere) Kennzeichnungspflicht steht auch auf dem Spiel.
Unsere hohen Standards wurden hart erkämpft und sind immer noch verbesserungswürdig. Lebensmittel sind bereits billig genug. Ich brauche das Abkommen nicht, die Welt ist schon genug globalisiert.
ZitatDen letztlich am weitesten reichenden Einfluss auf den Markt haben wir, die Konsumenten.
Den Einfluss hat man nur, wenn man entscheiden kann. Wenn die Kennzeichnungspflicht mit aufgeweicht wird, verliert man den Einfluss. Wegen mir können hier auch Chlorhühner verkauft werden, wenn sie als solche gekennzeichnet sind. Dann kann ich mir die Freiheit raus nehmen, sie nicht zu kaufen.
ZitatEigentlich müsste man den Garten umpflügen und Gemüse pflanzen, Brot selbst backen und ein paar Hühner auf dem Balkon halten...
da stimme ich dir zu. Schon mit unseren aktuellen Standards fühle ich mich als Verbraucher verschaukelt.

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Hier kann man sich dagegen stark machen.
https://www.campact.de/ttip/

Jan

Zitat von: Benutzername
ZitatDen letztlich am weitesten reichenden Einfluss auf den Markt haben wir, die Konsumenten.
Den Einfluss hat man nur, wenn man entscheiden kann. Wenn die Kennzeichnungspflicht mit aufgeweicht wird, verliert man den Einfluss. Wegen mir können hier auch Chlorhühner verkauft werden, wenn sie als solche gekennzeichnet sind. Dann kann ich mir die Freiheit raus nehmen, sie nicht zu kaufen.
Das kann man auch anders sehen und handhaben. Beispielsweise, indem man kein Fleisch isst oder es vor Ort beim Bauern oder Metzger kauft. Billiges 2,50 € Suppenhuhn aus dem Discounter wird immer in irgendeiner Form bedenklich sein. Wie soll ein so abartig niedriger Preis sonst auch möglich sein?

Es ist ganz klar, solange Billigfraß gefragt ist, wird er angeboten. Egal ob es sich um Chlorhühner oder Genschweine handelt. Und selbst wenn das Freihandelsabkommen gekippt würde, findet die Industrie Mittel und Wege, noch billiger zu produzieren. Dagegen gibt es nur eine Lösung: nur noch korrekte Lebensmittel einkaufen!
Ich habe gut reden, ich habe einen Job. Die vielen Leute, die vorn und hinten sparen müssen, haben diese Wahl beim Einkaufen oft nicht. Von den tatsächlich armen Menschen nicht zu reden. Da geht es ums Sattwerden, nicht um die Biotomate. Ein Kreuz....!

apfelrockt

es ist bereits alles gesagt, nur noch nicht von jedem

Benutzername

ZitatDas kann man auch anders sehen und handhaben. Beispielsweise, indem man kein Fleisch isst oder es vor Ort beim Bauern oder Metzger kauft.
Kann man machen, wird aber mit dem Abkommen nichts bringen.
Wenn ein Konzern zum Beispiel Hormonfleisch auf dem europäischen Markt anbieten will, wird das durch die Gesetze verboten.
Die EU (oder das betreffende Land) kann sich nun entweder auf den möglichen Gewinn verklagen lassen, oder passt seine Vorschriften an den jeweils niedrigeren Standard an. Dieser Standard gilt dann auch für deutsche Produzenten, alles Andere wäre ja ein Wettbewerbsvorteil.
Eine Kennzeichnungspflicht würde es nicht geben, denn auch die würde den Gewinn schmälern.
Der Deutsche Rindfleischproduzent bekommt dadurch Druck. Er kann weiterhin ohne Wachstumshormone produzieren, da aber Fleisch mit Wachstumshormonen nicht gekennzeichnet werden muss, wird sich sein teureres Produkt nicht vom billigen Hormonfleisch abheben können. Er zieht also entweder mit, oder geht kaputt.
Die Metzgereien wissen jetzt schon nicht, ob die Tiere mit genetisch verändertem Futter gemästet wurden. Die werden auch nicht wissen, ob sie Wachstumshormone bekommen haben, weil eben in den USA keine Kennzeichnungspflicht besteht.
Der einzige Ausweg wird wohl das Bio Siegel sein, aber ich habe keine Ahnung, ob das dann nicht auch fallen wird.
ZitatBilliges 2,50 € Suppenhuhn aus dem Discounter wird immer in irgendeiner Form bedenklich sein. Wie soll ein so abartig niedriger Preis sonst auch möglich sein?
Es ist einfach. Man darf Medikamente zum Beispiel nicht zur Produktivitätssteigerung einsetzen, sondern nur, um Krankheiten zu behandeln.
Hält man die Tiere unter Bedingungen, unter denen sie ohne Medikamente die Mast nicht überleben würden (sie leben während der ganzen Mast dicht gedrängt auf ihren eigenen Exkrementen), hat man immer die Krankheiten, die einer Behandlung bedürfen. Die Steigerung der Produktivität (schnellere Gewichtszunahme durch viele Medikamente) ist ein sehr angenehmer Nebeneffekt.
Konventionelle Haltung ohne Medikamente geht also nicht, da die Tiere ohne Medikamente alle sofort krank würden. Das Verbot von Medikamenten zur Wachstumsförderung ist also wirkungslos, da schon die Haltungsform Medikamenteneinsatz erfordert.

Deswegen kaufe ich Bio- Fleisch. Das schmeckt eh besser. Dafür gibt es bei mir nur 2 oder drei mal in der Woche Fleisch. So kann ich mir diesen Luxus leisten und nehme durch die vielen fleischlosen oder fleischarmen Gerichte noch dabei ab.

howein

Zitat von: BenutzernameDeswegen kaufe ich Bio- Fleisch. Das schmeckt eh besser. Dafür gibt es bei mir nur 2 oder drei mal in der Woche Fleisch.
Ein bisschen OT ... aber passt gut dazu: Das sagt eigentlich alles aus zu den heutigen Essgewohnheiten ... \"NUR\" 2 oder drei mal in der Woche Fleisch ...!
Das soll jetzt keine persönliche Kritik sein, 2 bis 3 mal erlaube ich mir auch manchmal - aber nicht unter dem Vorzeichen \"nur\".  (Normalerweise eher nur einmal, sonntags, und ggf. ein zweites Mal dann den Rest). Aber man sollte wirklich mal drüber Nachdenken welche Ansprüche wir heute haben, was wir als selbstverständlich, ja als \"Muss\" ansehen ... und wie wir uns im Grunde damit freiwillig selbst schaden, in jeder Beziehung ... gesundheitlich, als Verbraucher, als Verursacher der Produktionsbedingungen, und nicht zuletzt und der Umwelt gegenüber ...

apfelrockt

Zitat von: howein
Zitat von: BenutzernameDeswegen kaufe ich Bio- Fleisch. Das schmeckt eh besser. Dafür gibt es bei mir nur 2 oder drei mal in der Woche Fleisch.
Ein bisschen OT ... aber passt gut dazu: Das sagt eigentlich alles aus zu den heutigen Essgewohnheiten ... \"NUR\" 2 oder drei mal in der Woche Fleisch ...!


Als Kind der frühen 50ziger weiss ich natürlich genau was du meinst, Howein. Dennoch, die Zeiten sind nicht mehr und wenn wir alle den Fleischkonsum auf 2-3mal die Woche reduzieren würden, wäre schon sehr viel gewonnen. Auch auf die Gefahr hin dass wir uns zu sehr auf einen Teilaspekt des Problems (TTIP) reduzieren, es hat mich unheimlich geärgert wie der Vorschlag der Grünen, Stichwort Veggieday, damals in der öffentlichkeit diskutiert wurde. Entmündigung des Verbrauchers usw. was wurde nicht alles geschrieben.
Demokratie ist klasse, aber es gibt leider viel zu wenig Leute dir bereit sind über ihren Tellerrand hinaus zu schauen.
es ist bereits alles gesagt, nur noch nicht von jedem

Benutzername

ZitatEin bisschen OT ... aber passt gut dazu: Das sagt eigentlich alles aus zu den heutigen Essgewohnheiten ... \"NUR\" 2 oder drei mal in der Woche Fleisch ...!
in einer Zeit in der kein Mangel herrscht halte ich das für ein vernünftiges Maß. Wichtig finde ich auch die Menge pro Mahlzeit.
Klar, Fleisch gehört einfach zur menschlichen Ernährung, aber viel davon braucht man nicht. Zu zwei bis drei mal in der Woche Fleisch zähle ich zum Beispiel die 100g Mettwurst in dem Eintopf, von dem ich mich die letzten 2 Tage ernährt habe.
Viele Leute merken nicht wie oft und viel Fleisch sie essen. Das ist ja nicht nur das Stück Fleisch als Hauptgericht, sondern auch die Scheibe Wurst auf dem Brot, die Speckwürfel in der Soße, die Füllung in Tavioli oder Tortellini, Schinken auf der Pizza oder Putenstreifen im Salat. Da kommt ordentlich was zusammen und viele merken es gar nicht. Ich denke nicht, dass du so etwas mit \"einmal sonntags\" gemeint hast. Ich behaupte mal, dass ein Großteil der Bevölkerung täglich Fleisch isst, oft sogar mehrmals am Tag. Um sich das auch bei geringem Einkommen leisten zu können, braucht es billiges Fleisch und schon sind wir wieder bei Hormonfleisch und Chlorhühnern. Ich könnte mir auch gutes Fleisch öfter leisten, aber das will ich gar nicht. Wenn ich mal ein dickes Stück Fleisch auf dem Teller habe, ist das für mich was Besonderes. Dadurch nehme ich mir schon bei der Zubereitung mehr Zeit und der Genuss ist größer als wenn ich jeden Tag irgend was schnell zubereitetes Fleischhaltiges habe. Gesünder ist es auch, das merke ich beim Gewicht.
ZitatAuch auf die Gefahr hin dass wir uns zu sehr auf einen Teilaspekt des Problems (TTIP) reduzieren, es hat mich unheimlich geärgert wie der Vorschlag der Grünen, Stichwort Veggieday, damals in der öffentlichkeit diskutiert wurde. Entmündigung des Verbrauchers usw. was wurde nicht alles geschrieben.
Demokratie ist klasse, aber es gibt leider viel zu wenig Leute dir bereit sind über ihren Tellerrand hinaus zu schauen.
es ist ein Aspekt, den man ruhig ausführlich diskutieren sollte. Ernährung ist wichtig, sogar das Wichtigste. Ich will nicht einfach fressen was mir die Industrie vorsetzt, deswegen verzichte ich wo es geht auf Fertigprodukte. Jetzt drifte ich doch etwas weiter ab, als ich es ursprünglich vor hatte.

Was mir neben unseren Vorschriften für Nahrungsmittel und  Verbraucherschutz im Zusammenhang mit TTIP die größten Sorgen bereitet ist die damit einhergehende Deregulierung des Finanzmarktes. Kommt das durch, wird gezockt wie noch nie gezockt wurde ohne staatliche Kontrolle und Regeln. Es ist nicht schwer sich vorzustellen wohin das führen kann, man konnte es in den Nachrichten verfolgen und wird noch ewig an der letzten durch unkontrollierte Zockerei ausgelösten Krise zahlen.

Klingt polemisch, aber ich habe die große Befürchtung, dass sich ein paar Wenige nochmal ordentlich die Taschen voll machen wollen, bevor der ganze Laden den Bach runter geht.

der Neue

Kann es sein, dass Victoria Nuland in ihrem Telefonat mit dem US-Botschafter in der Ukraine versehentlich den geheimen Arbeitsnamen des Projektes Freihandelsabkommen genannt hat?

Jan

#24
:mrgreen:

Und auch wenn es jetzt im Nachhinein natürlich alles GANZ GANZ anderes gemeint war.....präziser hätte sie die amerikanische Haltung nicht formulieren können.

gerald

Wie bereits beschrieben schützen die aktuellen Regelungen zu Lebensmitteln die Verbraucher an
vielen Stellen nicht ausreichend vor schlechter Ware. Sowohl im Grenzbereich der gesetzlichen
Regelungen als auch im kriminellen Bereich gibt es einige Beispiele...
Die vorgenommenen Hormon- und Medikamentenbehandlungen in der Landwirtschaft kann wohl
keiner leugnen. Und offenbar ist da vieles noch im gesetzlichen Rahmen. Das betrifft auch die
kleinen Metzger und Landwirte um die Ecke.
Und ausserhalb der Gesetze gibt es jährlich mindestens einen größeren Skandal. Teilweise sind auch
kleinere Produzenten darin verwickelt. Abgesehen von der Nachricht, dass sich vor einigen Jahren
ein Metzger aus einem kleinen bayrischen Dorf das Leben genommen hat, nachdem seine Verwicklung
in einen Gammelfleischskandal publik wurde, nehme ich das so wahr, dass in der Regel zwar sehr
großflächig sehr viele Menschen und Unternehmen darin verwickelt sind, aber die verhängten
Strafen bekomme ich nicht mit - das obwohl ich recht nah an einer Gegend wohne, wo es eine sehr
hohe Dichte an den landwirtschaftlichen Massenproduktionsbetrieben gibt.

Jede Globalisierungsstufe dieser Produktion hatte einerseits ein Aufweichen bestehender Regelungen
zur Folge sowie eine größere Intransparenz, die wiederum das Umgehen der Regelungen mit
krimineller Energie vereinfacht hat.

Und an den mündigen Verbraucher aufgrund von Kennzeichnungsvorschriften mag ich auch nicht
glauben. Trotz der regionalen Nähe zu den \"Eierfabriken\" in Deutschland findet man in den
Geschäften hier durchaus Eierpackungen, auf denen deutlich \"Eier aus Freilandhaltung in Deutschland\"
zu lesen ist, die dann Eier mit Stempelcodes aus den Niederlanden enthalten.
Wenn der Verbraucher eindeutig falsche Hinweise zur Herkunft erhalten darf, um diese dann anhand
kryptischer Codes korrekt zu erkennen, helfen die Kennzeichnungsvorschriften nur wenig.
Abgesehen davon, dass ich es in unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr für möglich halte, dass
alle Menschen ihre Eier beim Bauern um die Ecke kaufen, glaube ich auch nicht, dass das hilft.
Bereits vor vielen Jahren ist meine in diesen Punkten sehr sensible Schwester ohne Eier vom Bauern
nach Hause gekommen... Als sie dort welche kaufen wollte, gab es die peinliche Begegnung mit
dem Menschen von der Massenhühnerfarm, der gerade Nachschub geliefert hat.

Bei unserem Fleischkonsum sollten wir zudem berücksichtigen, dass wir vermutlich alle einiges an
Fleisch in ganz anderer Form unbewusst konsumieren. Einiges an Überproduktion wird in
Biogas-Anlagen zur Energiegewinnung verwertet.
Spätestens hier wird steuerbegünstig das Verbrauchervotum ausgehebelt.

Und wenn wir schon bei Energie sind, wenn aufgrund von Freihandelsabkommen mit den USA
amerikanische Unternehmen Methoden wie Fracking anwenden dürfen, nachdem dies bei
europäischen Unternehmen gerade so eben teilweise verhindert werden konnte, halte ich das
auch für ziemlich tiefgreifende Schritte.

Malama

Großen Dank, wwelti für Dein Engagement!!!!!

Ich will nicht lang diskutieren, schnacken, wie man hier in Hamburg sagt, sondern handeln!
Ich habe grad unterschrieben!!

wwelti

Bald ist übrigens Europawahl. Da kann jeder ganz einfach seinen Beitrag zu dem Thema leisten!

Und einen Wahl-O-Mat zur Europawahl gibt\'s auch. Damit lässt sich leicht herausfinden, wen man wählen sollte, und wen nicht!

https://www.wahl-o-mat.de/europawahl2014/

Ach ja... noch was! Weitersagen! Einfach den Link zum Wahl-O-Mat weitergeben und vielleicht ein paar Worte.

Gruß
  Wilfried

99orangen

Die beste Antwort darauf ist: kaufe regionale Produkte.

So ist es

wwelti

Schöner Vorsatz! Der wird aber nicht verhindern, daß eine unheilige Allianz von Politikern und Industriellen zur Zeit den letzten Rest Demokratie in Europa unterminiert, während der deutsche Michel und mit ihm alle anderen europäischen Völker den Schlaf der Gerechten schlafen, und weiterhin brav ihr Kreuzchen da machen, wo die Industrie längst die Zügel in der Hand hat. Mir tut\'s leid um die kommenden Generationen.