Ukulelen-Orchester in Deutschland

Begonnen von kmklw, 15. Mär 2018, 09:54:59

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kmklw

Hallo,

mich würde mal interessieren, welche Gruppen es in unserem Land gibt, die sich nicht als Band sondern wirklich als Ukulelen-Orchester verstehen.

Mit den "Gentle Ukes" ziehen wir ja als Orchester umher, was natürlich seine ganz eigene Dynamik, aber auch seine ganz eigenen Schwierigkeiten hat (welche Bühnen sind z.B. groß genug und welcher Veranstalter holt sich gerne so eine große Truppe ins Haus).

Was macht eine Gruppe zu einem Orchester? Ich meine, es könnten folgende Merkmale sein:
Es gibt einen musikalischen Leiter
Es werden mehrstimmige Arrangements gespielt - auch instrumental
Gruppengröße?
Das Selbstverständis

Was noch (da gibt es sicher noch einiges)? Was meint Ihr?

Wer und wo seid Ihr?

Gruß aus Berlin, Michael (Leiter des Ukulelen-Orchesters "The Gentle Ukes")

Ruth


Lieber Michael, ich freue mich sehr über deine Frage und das gibt mir Gelegenheit einmal ein neues Projekt vorzustellen:

Ich bin gerade dabei, ein kleines Ukulelenorchester aufzubauen, denn im Wiesbadener Raum gibt es meines Wissens nichts dergleichen.

Bis jetzt sind wir erst 3-4 Leute und haben einen musikalischen Anfang gemacht. Und es macht richtig Spaß!

Wenn also jemand Freude hätte mitzuspielen, bitte PN. Ich gebe euch dann alle näheren Infos.
Ein Griff und alles wird uke

Vivaldi

#2
Hallo Michael,

zunächst mal ein großes Kompliment für Deine / Eure Arbeit! Ich habe mir eben auf Youtube eurer Video zum Song "five years, four strings" angesehen und finde das Spitze.  :)

Die von dir genannten, wie ich finde sinnvollen Kriterien für die Definition "Orchester" treffen wahrscheinlich am ehesten auf einige (Musik-) Schulorchester zu. Man könnte noch überlegen, ob aus einem Ukulelen-Stammtisch nicht hin und wieder projektbezogen, also für kurze Zeit, z.B. nur für einen Auftritt ein Orchester wird, wenn das auch zählt ::)

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch noch die Frage, ob ein Orchester und ein Stammtisch nicht eine sinnvolle Kombination darstellen würden... der Stammtisch liefert dem Orchester den Nachwuchs und das Orchester bietet ambitionierten Spielern die Möglichkeit, sich auch mal sehr intensiv mit einzelnen Stücken zu beschäftigen, um das Beste rauszuholen (z.B. Mehrstimmigkeit, instrumentale Arrangements etc.).

Das Thema ist spannend und gewinnt glaube ich an Bedeutung.

Viele Grüße Walid
http://www.ukulelentreff.de   ... finde bzw. gründe den nächsten Ukulelen-Stammtisch in deiner Umgebung!

Bebopalula

Eine schöne Anfrage, Michael, mal sehen, was es so alles gibt in Deutschland.... :)

Über das 1. Bremer Ukulelenorchester brauche ich ja nichts zu schreiben, da es hier bekannt ist und im weitesten Sinne deine oben angelegten Kriterien (musikalische Leitung, Arrangementspiel- und gesang, feste Probenzeiten, 30er-Aufnahmegrenze, geregelte Rechtsfragen, überwiegendes U-Musik-Selbstverständnis) erfüllt.
Deine Eingangsfrage: ,,Was macht eine Gruppe zu einem Orchester" ist sehr berechtigt, insbesondere weil die meisten Ukulelenspielgruppen doch eigentlich Gesangsgruppen, also Chöre sind, die sich der Ukulele als Begleitinstrument bedienen. Klassischer Weise versteht man unter einem Orchester eine Kompositionen bzw. Melodien spielende Instrumentalgruppe, während bei unseren Gruppen die Texte und Melodien, die sich vorrangig aus der Unterhaltungsmusik der letzten 100 Jahre speisen, gesungen werden. Instrumentale oder improvisatorische Einlagen gibt es nur selten, und auch nur, wenn die Gruppe über eine/n entsprechende/n Spieler/in verfügt.
Seit einigen Jahre wird darüber spekuliert, weshalb die Ukulele einen solchen Zulauf erfahren hat. Ich habe auch immer nach Erklärungen gesucht, bei mir selbst angefangen. Parallel dazu hat sich aber auch die Begeisterung für das Singen wieder neu entwickelt, so dass auch in den Chören ein Generationenwechsel und ein Wechsel zu moderneren, anderen Gesangsstücken stattgefunden hat. Der Zulauf (zumindest in den Städten) ist wohl auch so, dass viele Chöre inzwischen auch die Aufnahme begrenzt haben. Offensichtlich spielt der Wunsch nach einem Gemeinschaftserlebnis, nach Endorphinausschüttung, nach gemeinsamer Freude, eine zunehmende Rolle. War auch meine eigene Motivation, in die Musik einzusteigen.
Und so scheinen sich die beiden Interessen nach Instrumentenspiel einerseits und Singen in bester Weise zu verbinden, ganz abgesehen davon, dass auch Menschen, die sich lange als Nicht-Singen-Könnende verstanden haben, plötzlich eingebunden fühlen können, wenn in den Arrangements entsprechend passende Singe-Teile eingebaut werden.

Es gibt aus meiner Sicht also berechtigte Hoffnung, dass mehr und mehr Spiel- und Singegruppen entstehen, egal ob sie sich Orchester, Chor, Chor-Orchester, Band oder sonstwie nennen. Da kommt den VHS (in Bremen sind die Kurse immer schnell ausgebucht) und den Musikschulen noch eine schöne Aufgabe zu. Danke für dein Musikschul-und Gentle Ukes-Engagement! :)
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https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos

kmklw

Vielen Dank schon einmal für Eure netten Antworten - ich hoffe auf diesem Wege natürlich von noch mehr deutschen Orchestern zu hören.

Gruß Michael

bierlaus

Hallo,

aus mehreren Anfängerkursen hat sich ein kleines Orchester ergeben, die "Ukulele Harmonists" in Waldachtal bei Freudenstadt. Wir sind ein Anhängsel des Männergesangvereins und mittlerweile mehr aktive Ukulelespieler als Sänger.

Wenn wir alle anwesend sind, sind wir 20 Leute, davon ein Kontrabass. Ab und zu sind noch als Gäste ein Cellist, ein Cajon-Spieler oder ein Mundharmonikerspieler dabei. Unser Gründer und Vorspieler Peter schreibt uns die Arrangements, wir spielen alles mögliche von Tom Dooley bis zu "Der Dritte Mann", mit mehreren Ukulelestimmen. Instrumental und mit Gesang.
Wir werden regelmäßig zu Veranstaltungen, zu Hochzeiten, Geburtstagen u.ä. zum Spielen eingeladen und dürfen auch das Kurkonzert spielen.

Unser Motto ist: muß nicht immer richtig sein, aber mit Leidenschaft.

Trotzdem ich schon vor fast einem Jahr dort weggezogen bin, fahre ich jede Woche gern die 60 km zur Probe. In der Gruppe spielen macht einfach viel Spaß.

Gruß aus dem Schwarzwald
Sylke

kmklw

#6
Vielen Dank schon mal. Ich hab von einigen gehört, von denen man sonst nicht soviel hört. Es sollte also noch mehr geben, wo seid Ihr so?

LokeLani

Hallo Michael

Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, dich an den "Bund deutscher Zupfmusiker" zu wenden?
Die Gitarren- und Mandolinenorchester sind auch organisiert, weshalb nicht Ukulelenspieler? Oder über diesen Verband Ukulelenspieler anwerben, die an einem Orchesterprojekt interessiert wären?
In Korea gibt es Ukulelenorchester, wie in D. Mandolinenorchester


In der Schweiz, wo ich wohne, gibt es den Zupfmusikverband. Selber habe ich noch nicht genügend Spieler, um ein Orchester zu bilden.
Jedoch im Rahmen der Auftritte in der Musikschule bilden die Ukulelenschüler meistens eine Gruppe und es gab so schon eine schöne Zusammenarbeit mit dem Gitarrenensemble, ein kleines Orchester eben.  ;)

kmklw

An den Verband Deutscher Zupforchester hab ich mich schon mal gewandt - allerdings waren die sehr zurückhaltend, was eine Rückmeldung anging.

Mir geht es ja auch nicht speziell um das Anwerben neuer Mitspieler - eher um eine Vernetzung. Mir fiel auf, dass man auf den meisten Festivals eher Solokünstler und kleinere Bands sieht.

Vielleicht scheuen die Veranstalter die großen Gruppen - die vermutlich ja schonmal prinzipiell mehr kosten, als eine Drei-Personen-Combo. Vielleicht gibt es auch in Deutschland keine guten großen Gruppen, vielleicht sind auch Orchester nicht so beliebt.

Mich würde mal interessieren, was Ihr so für Erfahrungen macht.

Gruß und Danke für Eure Rückmeldungen.

Bebopalula

Bei uns ist es so, dass das Orchester vorwiegend im engeren Umfeld auftritt; Ausnahmen gibt es (Schwedenreise, Groningen-Kontakte u.a.). Die Nachfragen kommen von Stadtfesten, sozialen Einrichtungen, Geburtstagen oder von Veranstaltungen mit Chören, wo wir mit unserem Programm sozusagen den belebenden Teil eines Konzertabends darstellen. Ob Veranstalter wegen der Kosten größere Gruppen scheuen, vermag ich nicht zu sagen. Es ist klar, dass dann auch Fahrtkosten, Essenskosten und gfls. Übernachtungskosten anfallen. Dieses Geld muss ein Veranstalter erst einmal haben. Wahrscheinlich gibt es auch zu wenige Ukulelen"orchester", wie man ja auch an dieser Umfrage sieht. Und es muss seitens eines Veranstalters schon eine besondere Vorliebe für die Ukulelenmusik und die Gruppe geben, ehe man ein solche einlädt. Nehmen wir einmal das koreanische Orchester, welches Lokelani eingestellt hat. Wer könnte Interesse an einem solchen Auftritt haben und die Kosten tragen wollen? Das kann eigentlich nur im Rahmen öffentlich geförderter Projekte und Events gehen (Musikschul-Festival, Kultur-Stadtfest o.ä.) aber wahrscheinlich nicht im ,,normalen" Kultur- und Musikbetrieb. Ich fände eine Vernetzung, wie du schreibst, Michael, auch gut, aber man muss dann auch die Personen oder Gruppen haben, die an einem solchen Netzwerk Interesse haben, mitwirken wollen und auch können. Denn man muss doch sehen, dass die Szene vorwiegend aus Laienmusikern besteht und die Organisatoren vorwiegend ehrenamtlich aktiv sind. Das setzt Grenzen. Vielleicht sind ja die Musikschulen künftig Motor einer weitergehenden Entwicklung. Was sehr schön wäre. :)
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https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos

hilli2

Hallo Michael,

ich bin dabei, in Kiel was aufzubauen! Ich bin momentan noch damit beschäftigt zu sondieren, wer was kann - damit ich entsprechend arrangieren kann. Zur Zeit habe ich hier viele Anfänger und es kommen jedes Mal neue hinzu - aber das macht ja nichts, ist nur erst mal Mehrarbeit. Unsere Ukulelengruppe (Orchester möchte ich das noch nicht nennen...) in Kiel hat demnächst einen ersten kleinen Auftritt, dafür werde ich einfach zu spielende Songs schon mal arrangieren (instrumental und Gesang), mal sehen, wie das klappt! Zur Zeit freue ich mich schon, wenn alle Herren der Schöpfung ihren Einsatz (Gesang) nicht verpassen ;)

Also, wir sind noch kein Orchester, aber das ist das Ziel! Und es ist noch ein weiter Weg, glaube ich....

Kristina
***Music was my first love...***

Wollfroeschin

Huhu...

Die Ukulelis, nennen sich Kinder Ukulelenorchester...  ::) mhhhhh aber warum hab ich die Gruppe so genannt... ?
Ich kann es Dir nicht sagen, mitlerweile würde ich eher sagen sind wir ein Kinderchor, der sich mit der Ukulele selber begleitet.  :-\  Mit den Big Ukulelis treten wir auch hin und wieder auf, eher selten...  ;)

Ich glaube es ist egal wie wir uns nennen, schimpfen oder was weiß ich ... ob Orchester, Band, Stammtisch oder oder... auf jeden Fall sind wir alles Menschen die Spaß an dem kleinen Instrument haben und dies auch gerne zeigen. 

Grüße us Kölle von der Fröschin  :D


Bebopalula

Wenn man einmal das große Wort ,,Orchester" weglässt, dann findet man bei der Durchforstung des Netzes doch eine ganze Reihe von Musikgruppen mit Ukulelen, die sich mehr oder weniger organisiert regelmäßig treffen und spielen. Gemeinsame Kennzeichen sind
-   Relativ lokale Begrenztheit
-   Kombination von Singen und Spielen
-   Weitgehender Verzicht auf ausgefeilte musikalische Arrangements, Melodie- und Solospiel
-   Lust auf ein Gemeinschaftserlebnis
-   Spaß an der Freude
Der zunehmende Einstieg der Volkshochschulen mit Kursen, der Musikschulen sowie die regionalen und überregionalen Events werden auch dazu beitragen, weitere Interessierte zu gewinnen.
Und die eigentliche Grundidee hat @wollfroeschin m.E. sehr gut rübergebracht. :)
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kmklw

Genau darum ging es ja eigentlich bei meiner Frage - nicht alle irgendwie gearteten Gruppen gleich zu betrachten.

Als Leiter eines Orchesters sehe ich doch schon, dass unsere Arbeitsweise in vielen Dingen speziell auf gewisse Ziele abgestimmt ist. Das soll ja andere Arbeitsweisen gar nicht in Frage stellen.
z.B. ist bei unserer Arbeit ein "weitgehender Verzicht auf ausgefeilte musikalische Arrangements, Melodie- und Solospiel" eben gerade kein erklärtes Ziel.

Ich habe diese Frage unter anderem auch deshalb in den Raum gestellt, da ich mir eben schon länger die Frage stelle, welche Angebote es für alle geben sollte, die vielleicht eben etwas anderes wollen - "mehr" will ich hier gar nicht sagen, da ja alles andere auch seine vollste Berechtigung hat.

Wir haben gerade ein verlängertes Probenwochende hinter uns, welches wir zusammen mit den Uke Hula - einem Ukulelen-Orchester aus Rodgau, gestaltet haben. Da wurde von Donnerstag bis Sonntag richtig hart gearbeitet und viel gelernt. Der Austausch der beiden Orchester war dabei so gewinnbringend, dass wir darüber nachdenken, diesen Austausch unter vergleichbar arbeitenden Orchestern auszuweiten.

Daher bin ich eben auf der Suche nach den entsprechenden Gruppen in Deutschland - aber vielleicht ist das dann doch eher eine Minderheit.

Ruth

Ich bin wirklich sehr froh darüber, dass dieses Thema hier einmal erörtert wird. Wie wir alle wissen, gibt es viele fröhliche Gruppen, die singen und die Ukulele als Begleitinstrument sehen. So ist ja auch Winterswejk weitgehend ,,gestrickt" Das ist auch gut so, und die Begeisterung daüber ist ungebrochen. Prima!

Allerdings fehlt es tatsächlich an Ensembles, die  das  Ukulelespiel mehrstimmig und sozusagen orchestral betreiben und Gesang dazu eine Nebenrolle (wenn überhaupt) spielt.

An dieser Art Ensemblespiel bin ich beispielsweise sehr interessiert. Gleichzeitig ist es wirklich schwer, Spielpartner zu finden. Mein Aufruf hier im Forum - siehe einige Beiträge vorher- hat 0  Resonanz gebracht, obwohl sich  zB. die nahegelegene Mainzer Szene vieler  Ukulelenspieler erfreut.

Die Idee, einen Stammtisch projektweise zum Orchester umzuwandeln ist zwar schön, aber eher nicht durchführbar. Das Spiel nach Tabs und Notenwerten erfordert doch permanente, gezielte Übung im Notenlesen und fingerpicking. Das kann man nicht mal eben so umsetzen als Spieler, der weitgehend akkordisch unterwegs sein will. Ohne gezieltes Üben und den Willen, sich eine rhythmische Grundausbildung anzueignen ist es nicht getan. Das Spiel von Akkorden nach Schema hilft da nicht weiter.

Wir haben immerhin ein Ukulele-Quartett gründen können  und es macht  riesig Spaß! Wenn man geeignete Sätze findet, und wir sind permanent auf der Suche danach, klingen 4 Ukulelen ganz wunderbar zusammen.

Solche Stücke wie ,,Peter Gunn", das Michael so wunderbar mit seinen Gentle Ukes spielt, haben sich als weniger geeignet herausgestellt. Da klingt die Melodie einstimmig dann eher dünn .....

Was ich mir wünschen würde, wäre ein Projekt-Orchester,  wo sich am Ensemblespiel Interessierte aus allen Regionen (vielleicht mehrfach im Jahr) treffen und gemeinsam Stücke erarbeiten  und präsentieren (die man vorher bekanntgegen und geübt hat).
Das wäre traumhaft- und bestimmt auch umsetzbar, oder??
Es wäre mir eine Reise nach Berlin- oder wohin auch immer unbedingt wert.

Lasst uns doch mal den Gedanken verfolgen....sometimes a dream comes true🏵
Ein Griff und alles wird uke