Martin Sopran aus den 60er

Begonnen von schmirgel, 12. Apr 2009, 17:49:03

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (30 Antworten, 4.364 Aufrufe)

schmirgel

Kann ich heute mit einer Martin Anfang 1960 einfach so spielen?
Wahrscheinlich nicht!
Warum?
Der Sattel und die Stegeinlage sind aus Plastik (?), die über die Jahre hinweg
porös wurden. Unterhalb der Saiten nutzt sich die Stegeinlage ab,
die Aktion am 12. Bund wird zu gering und die Saiten schnarren.
Kann die Stegeinlage, die sehr dünn ist, entfernt werden? Nein!
Bei mir war die so verkebt, daß ich die ganze Brücke abschlagen mußte.
Der unschöne Plasik-Sattel ist weniger problematisch, platzt aber leicht ab.
Ich schnitze aus einer Hanalima-Brücke für Konzert/Tenor-Ukes einen neue
Brücke mit einer Stegeinlage aus Knochen.
Der Sattel ist jetzt ebenfalls aus Knochen. Die alten Tuner sahen nicht schön aus,
hätten aber noch verwendet werden können. Ich ersetzte sie durch Gotoh-Tuner.
Der Lack ist wie immer seidenmatt auf Nitrobasis und wird in einigen Wochen
endgeschliffen. Brücke und Griffbrett wurden mit Hartöl dunkler gemacht.
Im Gegensatz zu den hawaiianischen Sopranos ist die Decke bei den Martins plan,
die Brücke fällt nicht in Richtung Schalloch über. Im aktuellen Zustand hat die Uke
den Klang der mittelalten Martins mit der Spielbarkeit einer neuen Uke.
Fast alle Martins, die bezahlbar sind und auf Ebay, ukulelefriend.com u.s.w. angeboten
werden haben diese Teile aus Plastik und natürlich wird beim Kauf nicht auf die Problematik
hingewiesen. Mir persönlich egal, aber nicht jeder möchte seine Uke umbauen.

Hier sind die Bilder: http://picasaweb.google.com/schweinswal/MartinUkeEarly60SSoprano#

Viel Spaß mit den Bildern.

Poltergeist

Danke für die Info! Martin steht zwar nicht auf meiner Wunschliste, aber es ist immer gut zu wissen, auf welche Dinge man beim Kauf achten sollte.

ukefloh

Hallo Schmirgel,
da steckt ja ganz schön viel Arbeit dahinter. Wenn du die Ukulele spielst - riecht die dann etwas \"modrig\"?
Würd mich mal interessieren.





so schaut meine aus - war sofort spielbereit - riecht aber a bisl

schmirgel

Deine sieht im Original schöner als meine \"alte\". Bei meiner waren tiefe Kerben drin, die ich rausschmirgelte.
Auch waren meine Original-Tuner häßlicher. Deine Stegeinlage und Sattel sehen so aus wie bei meiner
im Urzustand. Meine sieht jetzt aus wie neu und sie riecht  nach frischem Lack und Hartöl. Dieser Geruch
verschwindet  in einigen Wochen.

jazzjaponique

#4
Hallo Ukefloh,
Hab bei einer meiner stinkenden neuen Ukulelen einfach mal ein paar edle Räucherstäbchen ins Schallloch geräuchert,
jetzt riechen sie nach dem Duft meiner Wahl.  :lol:

bruekolele

Hallo \"Schmirgel\",

Du hast meine uneingeschränkte Bewunderung.
Da ist jetzt ein sehr schönes Instrument draus geworden.
Die ist doch jetzt wertvoller, als im Neuzustand.
Gratuliere!

Hätte ich übrigens nie gedacht, dass die allseits hochgelobte \"Martin\" mit primitiven Plastikelementen aufwartet.
Vielen Dank auch für die aussagefähigen Bilder.

Viel Spaß mit der neu erwachten Schönheit  :D

H a n s

Bei den alten Matins (1940-60) waren Stegeinlage und Sattel aus Bakelit.
Bei den ganz alten war es noch Knochen
Lebe Deine Träume, als ein Leben lang nur zu träumen !!

RISA

Deshalb sind die Martins vor 1940 auch die begehrtesten Sammlerstücke.

Ukulix

Nicht schlecht, wieder ein Bastler mehr unter uns ;) Daher wohl auch der treffliche Name, nehm ich an?
Es ist schon komisch, dass diese alten Instrumente, grad von Martin, Gibson und so weiter sich durch ihren Ruf als \"Vintage\"-Instrumente so einer riesigen Beliebtheit erfreuen können - ob der Klang da wirklich so eine große Rolle spielt? Kann mir nicht vorstellen dass ne 61`Fender auch ihre 32 Riesen wert ist, so toll kann sich der Klang doch gar nicht entwickeln, oder doch? Und wenn man dann so etwas hier liest, nämlich dass schon die Bauqualität ihrem Preis nicht entspricht... :(  
Hat jemand von euch vielleicht nen Klangvergleich zwischen zwei baugleichen Ukulelen, nur halt mit ein paar Jahren Altersunterschied? (Die heutigen Martins sind ja zumindest optisch kaum von ihren Vorgängern zu unterscheiden)

Sir-Roy

Natürlich bemisst sich der Preis einer vintage Uke nicht allein am Klang, sondern auch nach der verfügbarkeit der instrumente.
Die ganz alten und kostbaren Ukulelen von Martin, Gibson, Lyon & Healy etc. sind einfach nicht unbegrenzt verfügbar, wer sie einmal in den Fängen hat, lässt sie nicht mehr entwischen.
Ich stehe total auf den alten sound. Die Ukulelen sind nicht so \"gitarrig\" wie viele neuen Modelle, sehen toll aus (so sie gut erhalten sind!), mit einer \"gewachsenen\" Patina. Dazu gehört auch die ein oder andere ehrlich verdiente Schramme, Macke oder der ein und andere Lackfehler. Niemals würde ich eine alte Ukulele dieser Preisklasse neu lackieren, selbst wenn sie noch so abgeschrammelt aussieht! das gehört dazu und i.d.R. ist es eine massive Wertminderung.
Aber:
Alte Instrumente sind mehr als nur spielbare Instrumente, sie sind auch Sammelobjekte. Und der Wert bemisst sich immer an dem Preis, den ein Sammler dafür zu zahlen bereit ist. Momentan erleben wir weltweit einen neuen Uke-Boom, d.h. die Preise werden noch deutlich nach oben gehen.
Hauptsache aber ist, dass ihr das Instrument gerne in die Hand nehmen müsst um darauf zu spielen.
Von den ca. 100 alten (1915-ca.1960) Ukulelen, die ich seit ca. 3 jahren in der Hand hatte sind die alten prewar Martins diejenigen, die mir am besten gefallen haben vom Klang und der Intonation, Spielbarkeit, saitenlage etc.
Alte Martins sind mehr als nur ein Markenname, das steht fest! Die neue Martin SO ist leider nur noch ein Markenname, sonst finde ich sie grässlich!
SR

Sir-Roy

Zum Thema alte Martin Sattel und Steg.
vergesst nicht: Zwischen Knochen- und Bakelit Ära gab es Ebenholz! (1934 Katalog Martin!)
SR

Ukulix

Cool mal die Meinung eines Kenners zu hören, wie kommst Du denn an soviele uralte Ukulelen??
In der Vintage-Ukulelen-Szene bin ich jetzt nicht so bewandert, ich weiss nur, dass es bei Gitarren, die älter sind als 30 Jahre, Mode geworden ist, \"vintage\" in die Artikelbezeichnung einzufügen - was den Preis dann anhebt. Ich hatte selbst mal so ein 60er Jahre Teil und bin froh, dass ich es endlich wieder los bin, es war einfach nur grottig^^ Gut, aber das will ich jetzt auf keinen Fall verallgemeinern, es gibt (gab) einfach Tausende Hersteller und Millionen Instrumente und es MÜSSEN auch tolle Stücke darunter sein ;)

Es ist einfach interessant wo dieser Trend alt=geil herkommt, muss ja irgendwie begründet sein, hatte nur leider noch keine Gelegenheit so eine uralte Ukulele in die Hand zu nehmen ;) Würde man bei einem \"Blindtest\" denn heraushören können, dass da so ein Altersunterschied (bzw Unterschied in Bauweise und so weiter) besteht?
Und die Sache mit dem Zustand seh ich zwiegespalten, einerseits sieht man an Kratzern und Schrammen ja, dass das Instrument bespielbar ist (oder war)  und es ist ja nu mal auch ein Gebrauchsgegenstand, bei dem kleinere Schäden kein Drama sein sollten...wenn ich aber Geld (in so einem Fall viiiel Geld :D ) für so ein Stück bezahle, will ich auch die Gewissheit, dass mir der Zustand und die Bespielbarkeit auch einige Zeit gut erhalten bleibt, und ein vorgeschädigtes Instrument verträgt ne Macke doch bestimmt schlechter als ein nagelneues...

bruekolele

#12
:D

Sir-Roy

@bruekolele und schmirgel:
Ein \"Paddel\" taugt nicht zum drauf musizieren. Voraussetzung ist IMMER, das die musikalische Funktionalität gewährleistet ist. Alt heißt nicht unbedingt geil.
Wenn man viel Geld erübrigen kann, kauft man sich eine alte Uke (wenn man das denn will) in mint condition.
Die Fotos von schmirgels Martin sahen vorher gut aus. Kleine Schönheitskorrekturen am Rand der decke und gut wäre es gewesen. Du hast m.E. aber dem Instrument die Seele genommen, indem du das finish runtergeschliffen hast und v.a. eine komplette neue Stegform, die nicht auf eine Martin gehört verwendet.
JEDER Sammler und Händler alter Martins, jeder Restaurator.. würde die Hände über\'m Kopf zusammenschlagen...

Deine Restaurierungsarbeit, Schmirgel, will ich nicht schmälern, die ist sehenswert. (ich bin gelernter Schreiner, wollte immer Instrumentenbauer werden. Man sieht, das du tolle Arbeit geleistet hast). Aber gefallen will es mir trotzdem nicht, die Martin so verändert zu haben. damit hast du den Marktwert deutlich verringert, nicht den Wert als Instrument an sich...
SR

bruekolele

#14
:D