Ukulele vermessen (Brüko No. 6)

Begonnen von Lebostein, 02. Jun 2009, 23:17:03

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Lebostein

Wie ich hier berichtete, stimmt was mit meiner Brüko Nummer 6 nicht. Sie scheint entgegen der vielen positiven Erfahrungsberichte hier im Forum nicht bundrein zu sein. Auch ein Saitenwechsel brachte nicht den gewünschten Erfolg. Also hab ich mir mal die Mühe gemacht, das Instrument zu vermessen. Laut Herstellerseite hat das Instrument eine Mensur von 345 mm. Die Abstände der einzelnen Bünde kann man sich ja dann leicht berechnen:

Kleines Python-Script:

mensur = 345.

divisor = pow(2., 1. / 12.) # entspricht 1.05946309436

print \' i,   Sattelabstand,  Seitenlaenge schwingend\'

length = mensur
for i in range(13):
print \'%2d,%16.10f,%16.10f\' % (i, mensur - length, length)
length = length / divisor

Ergebnis:

i,   Sattelabstand,  Seitenlaenge schwingend
 0,    0.0000000000,  345.0000000000
 1,   19.3633621248,  325.6366378752
 2,   37.6399422416,  307.3600577584
 3,   54.8907367375,  290.1092632625
 4,   71.1733185355,  273.8266814645
 5,   86.5420292388,  258.4579707612
 6,  101.0481604906,  243.9518395094
 7,  114.7401251557,  230.2598748443
 8,  127.6636188931,  217.3363811069
 9,  139.8617726620,  205.1382273380
10,  151.3752966666,  193.6247033334
11,  162.2426162230,  182.7573837770
12,  172.5000000000,  172.5000000000

Und siehe da, alle Bundstäbchen scheinen exakt an der richtigen Stelle zu sitzen, so wie man es erwartet. Für die Bilder habe ich die berechneten Werte für die ersten 6 Bünde am Messschieber eingestellt und dann rangehalten und fotografiert:



Das 12. Bundstäbchen sitzt laut den berechneten Werten genau in der Mitte, also auf der Hälfte der freischwingenden Saite bzw. der Mensur. Auch das stimmt exakt: 17,25 cm bzw. 172,5 mm (siehe buntes Bild links). Zum Schluss habe ich dann die Mensur selber vermessen: :shock: *SCHOCK* Da scheint doch glatt der Steg um 2,5 mm zu weit hinten zu sitzen (siehe buntes Bild rechts)!!!



Fazit: Alle Abstände der Bundstäbchen auf Basis einer Mensur von 345 mm stimmen exakt, nur die Mensur selber nicht: die ist 347,5 mm!!!

- Könnte das die Ursache für die Bundunreinheit sein oder ist das vom Ukulelenbauer beabsichtigt?
- Könnt ihr mal die Mensur eurer Brüko No. 6 nachmessen?
- Könnte man einfach ein Sück Holz an den Steg anflanschen, um die Mensur zu korrigieren?

Danke.

H a n s

Das ist doch alles bestens, 2,5mm Kompensation der Saitenlänge ist ein ganz normaler Wert.
Lebe Deine Träume, als ein Leben lang nur zu träumen !!

Werewolve

meine Mensur ist exakt 345mm!

Kay

ca 2mm mehr auf der Stegseite sind eine übliche kompensation, ja.

Lebostein

Zitat von: H a n sDas ist doch alles bestens, 2,5mm Kompensation der Saitenlänge ist ein ganz normaler Wert.
Danke für die Information ... sowas in der Art hatte ich fast vermutet. Leider bin ich kein Instrumentenbauer und kenne mich mit sowas nicht aus....

jetpack

#5
Hallo Lebostein,

ich habe bei meiner Nr.5, Nr.2 und Nr.4 gemessen (haben ja die gleiche Mensur), es sind auch exakt 347,5 mm! Und Bundrein sind se alle!

EDIT: Oh, sorry! Etwas zu spät!

Lebostein

#6
@jetpack: Danke fürs Messen.

Immerhin kann ich das mit der Mensur jetzt ausschließen ... und wieder was gelernt.  :P

jetpack

Zitat von: Lebosteinund wieder was gelernt.  :P

Ja, ich auch!  ;)

PaPauke

Hallo Lebostein,
klingt für mich nach nem Problem am Sattel.
Sind die Kerben so gefeilt, daß die Saiten ab der Sattelkante schwingen?
besten Gruß
PaPauke

wwelti

Hallo Lebostein!

Die Kompensation von ca 2,5 mm ist notwendig, da beim \'Runterdrücken der Saite die Saitenspannung erhöht wird -- deshalb darf der 12. Bund nicht genau in der Mitte liegen. Man findet das übrigens bei einigen billigen, schlecht intonierenden Ukulelen -- dort ist der 12. Bund genau in der Mitte, die Kompensation hat man sich einfach gespart. Entsprechend krumm klingen diese Ukulelen dann.

Daß Deine Brüko nicht ganz präzise intoniert kann verschiedene Gründe haben. Zum Beispiel die schon mal erwähnte Saitenlage im 1. Bund. Außerdem spielen die Saiten selbst eine große Rolle -- es kann schlicht und einfach sein, daß Du einen Satz schlecht intonierender Saiten \'drauf hast.

Gruß
  Wilfried

Lebostein

#10
Leider hab ich das hier erst heute früh entdeckt: http://luthier.ukulele.de/Design/design.html
(Leider verstehe ich nicht, wieso der Autor dieser Seite, der offensichtlich aus Deutschland bzw. Europa kommt, nicht mm sondern inch verwendet. Naja Liberia, Myanmar und die USA (Hawaii nicht vergessen!) werden es ihm danken :D http://de.wikipedia.org/wiki/Metrisches_System)

Zitat von: wweltiAußerdem spielen die Saiten selbst eine große Rolle -- es kann schlicht und einfach sein, daß Du einen Satz schlecht intonierender Saiten \'drauf hast.
Da werd ich wohl demnächst mal \'ne Saitenaktion starten und ein bisschen experimentieren.... und natürlich die Sache mit dem Sattel nochmal genau unter die Lupe nehmen... werde weiter berichten, wenn es was neues gibt...

kurt

Das ist doch die neue Seite vom Rigk !

Aber tatsächlich in englisch und mit inch Angaben ! :lol:

Ich vermute auch das du nur einen schlechten Saiotensatz erwischt hast !
Kann bei jeder Firma vorkommen !

wwelti

Hallo nochmal, Lebostein!

Super! Da hat Rigk ja inzwischen einen kompletten Ukulelenbaukurs online, und ich hatte es noch nicht bemerkt! Ist ja echt klasse geworden!

Was die Saitenaktion angeht, noch ein paar Tipps:

- Leider ist die Qualität von Saiten nicht immer konsistent. Sprich: Selbst bei qualitativ hochwertigen Saiten kann mal ein schlecht intonierender Satz vorkommen, selbst bei Saiten die eigentlich nicht so viel taugen kann mal ein besserer Satz dabei sein. Aus einem einzelnen Saitensatz lässt sich daher nur begrenzt auf die Qualität eines Saitentyps schließen... zum Glück sind Ukulelensaiten nicht so arg teuer, selbst die besseren...

- Es gibt grundsätzlich die Materialien Nylon, Nylgut und Fluorcarbon. Die Materialien unterscheiden sich unter anderem durch das spezifische Gewicht. Ein höheres spezifisches Gewicht bedeutet, daß die Saite bei gleicher Saitenspannung dünner ist. Nylon hat das niedrigste, Fluorcarbon das höchste spezifische Gewicht.

- Dünne Saiten haben generell den Vorteil, daß sie sich (bei gleicher Materialsteifigkeit) leichter biegen lassen. Schlecht biegsame Saiten schwingen an ihrer Aufhängung nicht so gut mit, was auch intonationstechnische Folgen hat:
http://de.wikipedia.org/wiki/Inharmonizit%C3%A4t

- Macht man bei gleichem Material die Saiten dicker, bedeutet dies eine Saitenspannung. Aufgrund der höheren in der Schwingung speicherbaren Energie und des höheren Anpressdrucks erhöht sich die Lautstärke.

- Nach meiner persönlichen Erfahrung können verschiedene Saitentypen aus demselben Material trotzdem sehr unterschiedlich klingen. Man muß es wahrscheinlich einfach mal selbst erfahren haben.

Ich habe auch schon einige Saitenvergleichsaktionen gemacht. Eine war im alten Board: http://4377.forum.onetwomax.de/  -- leider kannst Du das nur lesen wenn Du Dich da auch anmeldest. Die Links zu den Soundfiles funktionieren wohl auch nicht mehr alle...

Immerhin habe ich auch hier im Board schon mal Saiten verglichen: http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?id=3732

Viele Grüße
  Wilfried

H a n s

Wenn die Sattelkerben nicht richtig ausgeführt sind, dann merkt man das sofort, weil die leeren Saiten schnarren.
D.h. die Saite liegt entweder zu gerade oder zu weit in Richtung Kopfplatte im Sattel auf.
Schnarrt nichts, dann liegt es nicht an den Sattelkerben.
Lebe Deine Träume, als ein Leben lang nur zu träumen !!

wwelti

#14
Kleiner Nachtrag. Weil die Klangqualität auf YouTube eher schlecht ist, habe ich das Video vom letzten Saitenvergleich nochmal auf Box.net hochgeladen.
(Der Vergleich ist hier: http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?id=3732 im Forum)