Glyph Custom Sopran

Begonnen von wwelti, 07. Sep 2009, 21:28:32

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (23 Antworten, 4.774 Aufrufe)

wwelti

Tja, nun ist sie da... und zwar schon seit fast einer Woche ;)

Also sollte ich endlich mal was zu ihr schreiben.

Zuerst mal die Bilder von der Foto-Session heute: http://www.box.net/shared/5ck21mqtpr
Die älteren Videoaufnahmen und Bilder sind auch noch da wo sie schon waren: http://www.box.net/shared/i2lof99yur
Für diejenigen die Probleme mit den Videos haben hier auch nochmal der Link zur Greensleeves Aufnahme auf Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=QH0XJkF-G24

Die Geschichte dieser Ukulele begann vor gut 3 Jahren, als ich beschloß, mir \"endlich\" eine vernünftige Ukulele zu leisten. Ich hatte nur nicht viel Ahnung wo und wie ... bald wurde mir allerdings klar daß es ein Custom-Instrument sein muß, also maßgeschneidert nach meinen speziellen Wünschen.

Die Wahl fiel dann auf den Ukulelen-Baumeister Dave Means, auf dessen Webseite man viele wunderschöne Ukulelen bewundern kann: http://www.glyphukulele.com/ (Auf den Link \"Instruments\" klicken) Er hat nicht nur einen hervorragenden Ruf, sondern auch noch halbwegs bezahlbare Preise (in Relation zur Qualität seiner Instrumente). Allerdings benötigt man etwas Geduld, denn die Warteliste ist lang...

Ich bestellte also das Instrument und tätigte die Anzahlung. Nun begann das Warten. Ich hatte genug Zeit mir auszudenken, was für eine Ukulele es überhaupt werden sollte... Dave nahm sich unendlich viel Zeit, jedes noch so kleine Detail mit mir per E-Mail abzuklären. Der Mann hat eine Engelsgeduld ;) -- der Details wurden es dann auch ausgesprochen viele.

Die interessantesten Eckpunkte der Spezifikation:

Natürlich ist es eine Sopran ;)

Schalldecke: Alpine Fichte vom Grad AAAA
Korpus: Schwarze Walnuß. Ein bezahlbares, aber erstklassiges Holz für diesen Zweck -- das Beste muß nicht immer das Teuerste sein!
Rope-Binding aus Rosenholz und Ahorn, ebenso die Rosette
Griffbrett:
- 15 Bünde, extra dick
- großzügige Saitenabstände (ein Hauch mehr als bei Brüko) und ausreichend breiter Rand
- Radius, d.h. die Bünde sind leicht gekrümmt, was das Barrée-Spiel vereinfacht.
- Leichte Scallopierung oberhalb des 12. Bundes, d.h. zwischen den Bünden ist das Griffbrett etwas vertieft
- Kompensierter Steg mit \"String-thru\" Brücke aus Rosenholz, die Saiten verschwinden also in der Ukulele ;)
Die Mechaniken sind 1:4 übersetzte \"Pegheads\", sehr leicht, und dank Planetengetriebe gerade und optisch kaum von direkten Mechaniken unterscheidbar.
Ein hochwertiger Pickup ist schon installiert, der Endpin hat eine extra kleine Buchse (Miniklinke).
Aufwändige Schellack-Politur
Ein kleines Inlay auf der Rückseite der Kopfplatte


Zur Bewertung:

Natürlich ist nichts auf der Welt perfekt. Nicht einmal eine Glyph. Aber sehr gut ist sie schon. Sie klingt sehr gut -- wenn man erst die Glyph und dann eine andere Uke spielt, merkt man den Unterschied sofort. Bei den anderen Uken fehlt einfach etwas im Klang -- wenn man es direkt vergleicht. Der Klang ist sehr satt, was die Glyph als Solo-Instrument prädestiniert -- da braucht man einfach nichts zusätzlich. Selbst einstimmige gespielte Melodien klingen schon so voll, daß man gar nichts weiter vermisst -- sehr ungewöhnlich für eine Ukulele... Das Griffbrett ist höchst gewissenhaft verarbeitet und gewährleistet unbeschwerten Spielkomfort.

Nun zu den Haaren in der Suppe:
- Tatsächlich ist offenbar sogar bei einer Glyph die Einstellung der Saitenlage am Sattel \"ab Werk\" konservativ. Es ist zwar nicht viel, aber doch erkennbar mehr als nötig.
- Bei aller Klangfülle muß man sagen, daß es doch einige Töne gibt, die etwas verhalten klingen. Ein Phänomen, das mir vor allem bei hochwertigen Instrumenten auffällt -- bei einer Schaepe gibt\'s sowas nicht ;)
- Die Intonation ist zwar sehr gut, aber nicht perfekt. Liegt aber vor allem den Saiten, soviel weiß ich inzwischen. Die werde ich bei Gelegenheit austauschen. (Auch bei hochwertigen Saiten kann es passieren, daß eine mal nicht so toll ist -- hier ist der Bösewicht die A-Saite)
- Der Koffer taugt weniger als ich es gerne hätte. Jedenfalls verdient das \"Schloß\" in der Schnalle schon mal seinen Namen nicht -- als ich es mal abgeschlossen hatte, hat ein Freund es problemlos öffnen können -- er merkte nicht mal daß es überhaupt abgeschlossen war, der Widerstand war nur wenig größer als im nicht abgeschlossenen Zustand. Seitdem ist das Schloß ganz hinüber. Aber auch sonst habe ich nicht allzuviel Zutrauen zu dem Koffer.

Natürlich ist eine Glyph nicht so anspruchslos wie eine Brüko. Das Hygrometer ist mehr als nur ein Gag. Die Luftfeuchtigkeit werde ich in Zukunft überwachen müssen, vor allem um im Winter eine Austrocknung zu verhindern.

Soviel zu den ersten Eindrücken. Hoffe es wurde nicht zu langweilig beim Lesen ;)

Gruß
  Wilfried

-Jens-

Spannende Geschichte, nach wie vor und bis zum Ende. Freue mich immernoch für dich.
Die gedämpferen Töne hier und da werden besser mit der Häufigkeit ihrer Benutzung, das Holz der Fichte (ich nehme an auch andere Hölzer) muss diese Schwingungen \"erlernen\", zumindest ist mir das Phänomen bei Meisterinstrumenten vertraut.
Wünsche dir lebenslange Freude an der ersten Glyph ;-)
Jens

jazzjaponique

Danke für deinen ausführlichen Bericht und die schönen Bilder.
Ich glaub auch die Kleine muss erst vom Meister lernen wie sie zu schwingen hat.
Das kommt schon.

Henk

Vielen Dank für Deine Einschätzung und die superschönen Fotos! Ich kann mich nur Jens anschließen: Ich freue mich wirklich für Dich. Und ich freue mich darauf, wenn ich Dich und die Ukulele mal bei einem Treffen sehe und Du ein paar Deiner Stücke spielst.  :D

ZitatDie Intonation ist zwar sehr gut, aber nicht perfekt.
\"Sehr gut\" in Weltidimensionen ist für den normalsterblichen Ukulelisten = perfekt.  ;)

charangohabsburg

#4
Hallo Wilfried,

vielen Dank für den aufschlussreichen Bericht. Die Fotostrecke ist sehr schön geraten! Die Decke ist tatsächlich vom Feinsten: wenn die Markstrahlen sichtbar sind bedeutet dies, dass das Holz exakt senkrecht zu den Jahrringen geschnitten wurde. Es scheint mir nicht ganz einfach solche Decken zu beschaffen, wenn man nicht beim Holzproduzenten bzw. Händler sich genau diese Decken aus dem Stapel ziehen kann die man will (was bei Fichte in Hawaii schwieriger bzw. nur mittels guten Händlern zu bewerkstelligen ist als in europäischen Alpenländern  :roll: ).
Auch sonst ist Dein \"Neuzugang\" durch und durch ein Schmuckstück!

Hast Du das mit der Saitenlage im 1. Bund denn nicht mit Dave Means besprochen? Wenn nein, ist es ja völlig normal. Kein Hersteller wird sich diesbezüglich auf die Äste hinaus begeben, denn wenn die Saitenlage (egal wo) relativ tief ist, kann man das Instrument jederzeit mit rüder Zupftechnik zum Scheppern bringen...  ;)

Weiterhin viel Spass, und zudem Glück mit der Saitenwahl. Dass die dünnste Saite am ehesten Probleme macht, ist ja nichts Neues.

Gruss,
Markus

P.S.
Zitat von: wwelti[...] Hoffe es wurde nicht zu langweilig beim Lesen ;)
Diese Bemerkung gehört in die Rubrik Trash, Witze, ...,  :mrgreen:

Floyd Blue

Sehr schön. Ich freue mich schon darauf sie mal in natura zu sehen und zu hören.

LokeLani

#6
Hallo Wilfried

Vor mir haben sich schon echte Kenner zu deinem Instrument geäussert, Decke mit Markstrahlen u.a.
Du selber schreibst sehr interessante Details, von denen der Laie kaum weiss, dass es diese gibt. :shock:
Von den Details, die nicht perfekt sind, ist wohl der unperfekte Koffer kein Jammer, und auch nicht D.Means\' Schuld, oder macht er auch Koffer?  :mrgreen:
Die Aufnahmen sind natürlich schön so, im grünen Kontrast (wie der Samt des Koffers).Was mich etwas wundert ist, dass du die Aufnahmen im Gebüsch gemacht hast :o , keine Angst vor Kratzer?

Du hast das beste Instrument gewählt, und  du wirst es optimal zum klingen bringen! da dürfen wir uns ja mit dir auf weitere Aufnahmen freuen :P  :P  (Aber lass dich nicht stressen!)
ZitatDanke für die Foto-Love-Story, wwelti!
das sehe ich auch so ;)


Gruss, Annette

Ukulix

Kann mich nur meinen Vorrednern anschliessen, das Instrument wirkt sehr gut verarbeitet, schon das Wort \"Schelllack\" lässt mich vor Ehrfurcht erzittern ;)
Ich bin schon sehr gespannt auf die weiteren Stücke, die wir noch geniessen dürfen und hoffe, dass ich einmal die Gelegenheit bekomme das Stück auch live und in Farbe zu bestaunen!

wwelti

#8
Vielen Dank, schön wie ihr euch mit mir freut. Natürlich ist die Uke echt toll und ich bin immer noch ein bisschen benommen ;)

Annette, natürlich habe ich bei den Aufnahmen gut aufgepasst. Das \"Gebüsch\" ist trocken und trotzdem weich, von sanften Blättern wird die Uke schon nicht zerkratzt! Die Uke ist ja auch so leicht, daß sie die Gräser und Kräuter gar nicht bis zum Boden durchdrückt!

Grüße, Wilfried

gallier

Herzlichen Glückwunsch ihr beiden. Du hast ja jetzt nicht nur eine ebenbürtige Ukulele, sondern die Uke hat auch einen Spieler der ihrer Qualität gerecht wird.
Nur einen Nachteil hat das ganze... die Vorfreude ist jetzt weg. :)

Kruemel

Hey Wilfried,
ich wollte dir auch noch schnell zu deiner neuen Schönheit gratulieren ;) !
Das ist wirklich eine extrem schöne Uke!
Da hat sich das Warten auf jeden Fall gelohnt.
Ich wünsch dir noch viel Spaß mit deiner neuen Errungenschaft
und bin gespannt, wann ich die Schönheit mal Live bestaunen darf ;)

wwelti

Danke Gallier und Krümel :)

Gallier, nicht ganz ... ich bin gerade dabei eine weitere Glyph zu bestellen ;)

Die Uke nehme ich natürlich zum Treffen am 4. Oktober in Mörlenbach mit! ;)

Viele Grüße
  Wilfried

Jeanette Bos

Nochmal herzliche Glueckwuensche zur neuen Schoenheit, Wilfried! Und vielen Dank fuer deine Review!

Was die Sustain-Sache anbelangt: ich habe kaum je eine echte Custom-gebaute Klasse-Sopran getroffen die an allen Buenden auf allen Saiten total voll klingt. LoPrinzi\'s von $1000-$2500 oder Joel Eckhaus\' kleine Beauty die er gebaut hat nach Vorbild einer alten Franzoesichen Gitarre - Alle haben sie Stellen wo der Klang weniger Kraft hat. Und Billiguken haben\'s nicht oder selten, daran hast du auch Recht.

Ich habe darueber geredet mit Joel Eckhaus (Earnest Instruments) und mit Paul Okami (KoAloha). Beiden sagen auch dass es gehoert zum Sopranmensur, dass mann besser ein grosseres Model nehmen soll wenn man garantiert ueberal perfekte Sustain haben woll. Also, als Sopranverliebte(r) muss man einfach damit leben, so habe ich mich entschlossen. 8)  :D

Juku

Glückwunsch! Wenn Du Dich jedesmal, wenn Du sie in die Hand nimmst für einen Euro freuen kannst, dann macht sie sich schnell bezahlt.

Wo stützt sich der Knoten am Ende der Saiten ab? Gehen die Bohrungen in der Brücke durch die Decke? Muß man die Saiten erst weit durchschieben, durchs Schallloch angeln, den Knoten machen und wieder heranziehen?

Uki-Zwucki

Herzlichen Glückwunsch, Wilfried!

Hast ja echt einige Zeit drauf gewartet, aber es hat sich ausgezahlt, sie ist echt wunderschön geworden. Und features hast du da, die hab ich noch gar nicht gekannt. Radius-bünde für Barree, tiefergelegtes Griffbrett ab dem 12. Bund- seh ich zum ersten mal, interessant!

Ähem, was heißt \"Glyph\" eigentlich, gibts da eine Erklärung?

Viel Freude mit der neuen Uke,
schöne Grüße, Thomas