schiefe Töne durch falschen Sattelschlitz?

Begonnen von taktlos, 17. Dez 2010, 20:02:16

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taktlos

Ahoi,
heute kam endlich die heiß ersehnte Luna Honu für mein Schwesterlein an. Ich hatte ja ursprünglich eine Selbstimport über eine US-amerikanische Freundin geplant, mich dann nach einiger Rechnerei doch dafür entschieden, sie in Deutschland zu bestellen.
Nun ist sie also da und ich bin hin- und hergerissen. Ein richtiges Review werde ich bei Gelegenheit noch verfassen.

Da ich aber Eure Hilfe zur Entscheidung \"behalten/verschenken\" oder \"zurückschicken\" brauche, soviel jetzt schon mal:
Die Verarbeitung ist annehmbar bis gut, die Bespielbarkeit ein wahrer Traum - ich hatte ja noch nicht soo viele Uken in der Hand, aber dies ist für mich die am besten spielbare bisher!  :P Und das ist auch der Grund, warum ich das Ding nicht gleich wieder in den Karton gepackt habe.

Das Problem: Von Bundreinheit kann man hier nicht reden. Mein Eindruck ist, dass es an der C-Saite liegt, denn alle Akkorde, bei denen die C-Saite gedrückt wird, klingen mehr oder weniger daneben. Spielt man die Saite bei anderen Akkorden offen an, klingt sie ok. Meine Vermutung ist, dass es daran liegt, dass der Sattelschlitz nicht breit und tief genug ist (alle Schlitze sind gleich tief und breit bzw. schmal und die C-Saite scheint mir nicht genug Platz zu haben). Wie schlimm die Disharmonie ist, kann ich nicht beziffern, da ich kein Stimmgerät habe, dass Centabweichungen messen kann. Mein Gehör sagt aber bei so manchem Akkord \"Aua\". Bin allerdings auch recht empfindlich. Vielleicht hilft auch die Info, dass beim \"Saitenabgleich\" die G-Saite im 2.Bund einen leicht höheren Ton gibt als ein A, die G-Saite im 4. einen höheren als ein E usw (alles etwas zu hoch).
Ich hab mal versucht, das zu fotografieren:

Nun die Fragen an die Spezis unter Euch:
- Kann das wirklich am Sattelschlitz liegen?
- Wie sehen die Chancen aus, wenn man den Schlitz breiter/tiefer feilt, dass sie dann tatsächlich besser klingt? Immerhin verfällt dadurch die Garantie, da müsste ich schon guter Hoffnung sein, um es wirklich zu versuchen. Immerhin gehört die Uke mit 85,- nicht zur ganz untersten Preiskategorie.
- Der Sattel ist aus einem seltsam aussehenden Kunststoffmaterial (wirkt irgendwie leicht porös) - gibt es Materialien, die man garnicht unfallfrei feilen kann?
- Für den Fall, dass die Stegeinlage auch korrigiert werden müsste: kann man alle Stegeinlagen einfach rausnehmen? Die sieht nämlich so fest eingelassen aus:

 :?
Außerdem haben die Mechaniken sehr viel Spiel (man muss beim Stimmen ewig drehen, bis mal was passiert, und dann \"springt\" die Saite gleich um einen halben Ton oder so) - da müsste ich das Schräubchen fester ziehen, oder?

Ich hab vor, am Sonntag das Teilchen beim Mini-Hotspot mal rumzuzeigen, aber ich wäre für erste Rückmeldungen von Euch schon sehr dankbar.
Schließlich möchte ich enttäuschte Gesichter unter dem Weihnachtsbaum vermeiden.

-Jens-

#1
Hm, wo hast du die her? Hab sowas vor 2 Wochen gesucht, hatte keiner :( Aber zu deinem Problem ... wohl Saitenlage zu hoch, breiter, tiefer hilft. Anleitungen dazu gibt es einige hier im Forum.
Die Bespielbarkeit wird sich dadurch aber sicher auch ändern. Verschenken/behalten ist eine Option, zurückgeben nicht, eher verkaufen ... an mich, versteht sich :D

taktlos

Die hab ich von GaD. Lieferung hat ein bisschen gedauert, hat dann aber alles geklappt. Die Anleitung zum Ändern hab ich schon gefunden, aber ich kann eben nicht abschätzen, wie groß wirklich die Chance ist, dass das was bringt. Und mir ist eben auch unklar, ob man die Stegeinlage wirklich rausnehmen kann.

-Jens-

#3
Die Stegeinlage sollte rausnehmbar sein, zum bearbeiten der Sattelschlitze musst du die Saiten ohnehin entspannen, so daß du an der Einlage mal ziehen kannst. Die Chance, daß das was bringt, liegt meiner Meinung nach bei ca. 97,634% ;)

... wie lange hat die Lieferung gedauert?

taktlos

97 Prozent hört sich doch schonmal gut an!

Nachdem ich bestellt hatte, kam die Info, dass das Modell momentan nicht am Lager ist und nächste Woche wieder reinkommen sollte. Ich dachte schon \"oh-oh!\" - die Mail war aber gekommen, bevor ich bezahlt hatte, also alles gut. In der kommenden Woche (ca. 8 Tage später oder so) kam dann die Mail, dass die Uke wieder da ist. Ich hab am nächsten Tag bezahlt und ca. 3 Tage später war sie auch schon da.
Was Du noch wissen solltest, wenn Du einen Kauf erwägst: Die mitgelieferte Tasche ist ein ziemlicher Witz, davon hatte ich mir wirklich mehr versprochen. Sie hat zwar Schultergurte, aber so eine dünne Wattierung, dass man sie kaum merkt. Wer das Instrument öfter rumschleppt, wird wohl eine andere Tasche zukaufen müssen.
Das hat auch übrigens meine \"US-Import vs. Deutschland-Kauf\"-Rechnung ziemlich über den Haufen geworfen. Wenn ich die Uke nun wirklich auch noch selber bearbeiten muss (und damit die Garantie hopps geht) UND evtl. noch ein Gigbag kaufen muss, wäre ein US-Selbst-Import doch um einiges günstiger geworden.  :roll: Aber der Zug ist nun abgefahren.
Hinterher ist man eben immer schlauer.

ukelmann

#5
> Uke schwer/nicht stimmbar

Nichts übereilen. Meine Vita-Kopie hat ewig gebraucht, bis sich die Saiten gesetzt hatten (min. 2 Wochen). Erst dann kann man wirklich abschätzen, ob die Stimmbarkeit i.O. ist. Die Senkung des Stegs hat dann nochmal was gebracht. Es spielt, bei der Kürze der Saiten, auch immer eine Rolle, wie gut man seine Finger setzt. Also erstmal etwas warten.
Das verzögerte Reagieren der Saiten muss nichts mit den Mechaniken zu tun haben, da spielt auch die Reibung in den Schlitzen/Glätte der Saiten ein große Rolle. Eben entdeckt: Poröser Sattel? Das könnte ja Knochen sein, also rauer als Plastik.

Meine Vita hat letztendlich sehr gut geklungen.

Heinz \"und Doc Dick hat sie mir ja im Nörgelbuff abgekauft\"
Plinke-ti plinke-ti plinke-ti PLING

taktlos

#6
Hallo ukelmann, danke für Deine Hinweise! Es ist sicher eine gute Idee, den Saiten etwas Zeit zu geben. Leider ist aber schon nächste Woche Weihnachten und die zu Beschenkende ist 11 Jahre alt. Ich bin nicht sicher, ob sie so viel Verständnis hat, wenn ich sage, sie soll sie ein paar Tage ausprobieren und wir entscheiden dann, ob wir sie doch zurückschicken. Abgesehen davon wohnt sie eine mehrstündige Anreise von mir weg, das heißt, mit einer Rückgabe nach Weihnachten wird es vom Timing her dann schwierig, da man bei Internet-Geschäften doch wohl \"nur\" 14 Tage zur Rückgabe hat, oder? Ideal wäre es, wenn ich ihr ein fertig eingestelltes spielbares Instrument schenken könnte - aber das wird wohl in der Kürze der Zeit eher nix mehr werden, wie es scheint.

Dass das Setzen der Finger auch einen Einfluss hat, denke ich mir auch. Allerdings frage ich mich dann, warum meine anderen Uken besser klingen - ich setze die Finger ja nicht mal so, mal so. Abgesehen davon darf es für meine Schwester auch nicht zu diffizil werden, sonst vergeht ihr der Spaß sicher schnell.

Wenn die verzögerte Stimmreaktion an der Reibung liegen würde, würde da das \"Tieferlegen\" der Sattelschlitze auch helfen?
Dass der Sattel aus Knochen ist, halte ich für wenig wahrscheinlich. Einmal wegen der Preisklasse und außerdem, weil die Brücke genauso aussieht und da ist deutlich ein Grat (vom Guss) erkennbar.

ukemouse

#7
Was für Mechaniken hat die Uke denn? Foto wäre toll.

Meinst du die Schrauben die in dem Zahnrad sitzen? Das bringt Erfahrungsgemäß micht wirklich viel, die fester zu schrauben.
Ich habe an einer meiner Uken offene Mechaniken, bei denen auch die Knöpfe mit Schrauben befestigt sind. Bei denen hatte ich dein erwähntes \"Phänomen\" auch. Da half es, diese Schrauben fester zu drehen. Seitdem funktioneren die Mechaniken einwandfrei.

Der Steg sieht aus wie bei den Kala Uken und bei denen kann man die Stegeinlage rausmachen. Gehe also davon aus, daß es bei der Luna auch geht.

Daß beim Stimmen die Töne ganz plötzlich gleich viel höher gehen, kenne ich auch. Bei meiner Uke waren die Sattelschlitze zu eng (bei Aquila Saiten) und die Saiten \"rutschten\" da halt nicht richtig durch.
Ich habe das gelöst indem ich Martin Flourcarbon Saiten aufgezogen hab. Die sind ziemlich dünn. Auch die Bundreinheit war mit den dünneren Saiten besser.

Ich finde die Luna auch toll (wenn ich nicht grad so pleite wär  :\'(  )

wwelti

#8
Hallo taktlos!

Wenn die C-Saite am Sattel deutlich höher liegt als die anderen Saiten, muß es natürlich zu Intonationsproblemen kommen. Die gute Nachricht: Da ja nur die C-Saite schlecht intoniert, kann\'s letztendlich nur an der Saite selbst und ihrer Einstellung liegen.

Meine Beobachtung ist, daß Aquila Saiten aufgrund ihrer Rauhigkeit und Dicke generell ein bisschen schlechter \"flutschen\". Wenn man ein bisschen Erfahrung hat ist das kein großes Problem, aber ein Einsteiger kann damit Schwierigkeiten haben, dann klingt seine Uke halt gelegentlich mal etwas schief. Mit Worth Saiten hatte ich das Problem noch nie, die sind aus Fluorcarbon, somit deutlich dünner und gleiten deutlich besser. Zudem intonieren Fluorcarbon-Saiten meistens generell ein bisschen besser. Also, ein Saitenwechsel könnte Dir vielleicht schon was bringen.

Aber die Saitenlage über dem 1. Bund sollte schon schön gleichmäßig sein. Optimal ist so flach wie möglich -- aber eben auch nicht zu flach! -- so daß es auch bei beherztem Spielen noch nicht schnarrt. Das sollte bei einem gut gemachten Griffbrett weniger als 1 mm sein!

Nachtrag: Die Saitenlage bezeichnet den Abstand zwischen Unterkante der Saite und Oberkante des Bundstäbchens. Also die Distanz, die die Saite zurücklegt, wenn man sie runterdrückt.

Nachtrag 2: Mit dem \"flutschen\" meinte ich, wie gut die Saite durch die Sattelschlitze gleitet. Wenn die Saite darin nämlich \"klemmt\", wirst Du beim Stimmen Probleme haben... Du drehst, aber es passiert erstmal nichts, auf einmal springt die Saite jedoch ein bisschen weiter, und die Stimmung hat sich ruckartig um ein größeres Stück verändert... Das passiert besonders leicht wenn die Saiten etwas rauh sind (wie bei Aquila Nylgut), die Sattelschlitze zu eng sind, oder das Profil der Sattelschlitze ungünstig ist, (z.B. V-förmig), so daß die Saite sich darin festklemmen kann.

Viele Grüße
  Wilfried

ukemouse

Zitat von: wweltiMeine Beobachtung ist, daß Aquila Saiten aufgrund ihrer Rauhigkeit und Dicke generell ein bisschen schlechter \"flutschen\". Wenn man ein bisschen Erfahrung hat ist das kein großes Problem, aber ein Einsteiger kann damit Schwierigkeiten haben, dann klingt seine Uke halt gelegentlich mal etwas schief. Mit Worth Saiten hatte ich das Problem noch nie, die sind aus Fluorcarbon, somit deutlich dünner und gleiten deutlich besser. Zudem intonieren Fluorcarbon-Saiten meistens generell ein bisschen besser. Also, ein Saitenwechsel könnte Dir vielleicht schon was bringen.
....

Hach so schön konnte ich das nicht ausdrücken  :D   Aber gemeint hatte ich das selbe

-Jens-

#10
Danke für den Tipp mit dem Laden, Taktlos :) Weihnachten kann kommen, hab eine geordert, war auf Lager :)
P.S. Ich hab mal eine gespielt, ich fand die nicht nur süß, sie klang auch nicht schlecht.

uke-nukem

Schlechte Intonation durch zu hohe oder zu tiefe Sattelkerbungen halte ich generell für nicht sooo wahrscheinlich, da es sich hier um einen empfindlichen Bereich handelt, der meist penibel bearbeitet wird und selbst eine große Ungleichmäßigkeit, die sich dann auch spielerich bemerkbar macht, einen wahrscheinlich nicht so großen Einfluss auf die Intonation hat.
Was schon eher sein ist, halte ich aber auch für nicht häufig, ist, dass der Schlitz nicht breit genug für die eher dicken Aquila ist. Dann würde sich die C Saite leicht verstimmen.

Ich tippe auch darauf, dass sich die Saiten noch legen müssen. Habe vor zwei Wochen neue Aquilas auf meine Uke gezogen, seit ein paar Tagen hält sie nun die Stimmung und intoniert sauber.

Auch das Problem mit den Mechaniken würde ich nicht überbewerten, wichtig ist, dass sie die Stimmung halten, wenn das Handling nicht so gut wie bei teuren Schaller oder Gotoh Mechaniken ist - who cares...

Achja, eines noch: Kann es sein das die Zeit rauer Nylguts passé ist und die seit kurzem besser poliert werden?


stephanHW

#13
@uke-nukem:   Da spekulierst du fehl, kleine Unterschiede bei der Höhe des Sattels haben große Wirkung. Das kann man hören bzw. messen, das ist keine Glaubensfrage. Bei preiswerten Instrumenten wird ebenda oft nicht peniebel gearbeitet.

wwelti

Stimmt, es gibt ja inzwischen neue Nylguts. Wie gut die gleiten im Vergleich zu Worth, kann ich aber nicht sagen.

@uke-nukem: Da muß ich meinem Vorposter zustimmen, gerade bei günstigen Instrumenten wird dort manchmal sehr geschlampt. Und kleine Unterschiede können wirklich schon eine Menge ausmachen. Hat man ja alles schon erlebt... Da es Taktlos schon auffällt, daß die C-Saite höher liegt, kann man ziemlich sicher davon ausgehen daß da die Sattelschlitze nicht passend für die Saiten sind.

Gruß
  Wilfried