Mikrofonierung einer akustischen Band

Begonnen von Floyd Blue, 03. Jan 2011, 12:48:37

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Floyd Blue

Leider gibt es kein Unter-Forum \"Beschallungstechnik\". Deshalb, denke ich, dass das Thema hier am besten aufgehoben ist.

Es geht darum eine vierköpfige Band mit möglichst geringem Aufwand zu verstärken. Dazu würde ich gerne ein paar Meinungen und vielleicht auch Ratschläge hören.

Folgendes Szenario ist angedacht: Die Besetzung der Band besteht aus zwei Ukulelen, einer Gitarre und einem Kala U-Bass. Drei der Mitglieder singen. Veranstaltungsort ist ein Café/Bistro mit ungefähr 100 Leuten Publikum.

Mir fallen auf Anhieb verschiedene Möglichkeiten ein.

1. Ein Großmembran-Kondensator-Mikro (welches?), Nierencharakteristik, um das sich die Bandmitglieder verteilen. Der Solist/Sänger tritt einen Schritt vor in Richtung Mikro. Der Bass wird separat abgenommen.

2. Zwei Kleinmembran-Kondensator-Mikros (welche), Anordnung vielleicht XY, alles andere wie bei 1.

3. Wie zwei, plus ein Solisten-Mikro.

4. Jedes Instrument und jede Stimme separat abgenommen, mit entsprechenden Mikros (welche?)

5. Jedes Instrument über PickUp abgenommen, jede Gesangsstimme separat (vielleicht auch nur zwei Vokalmics).

Vielen Dank im voraus für Eure Meinungen und Tips.

Jan

Unser früherer Schlagzeuger war immer der Meinung, es gäbe nur ein Gesangsmikro, das etwas taugt: Shure SM-58. Also haben wir die genommen, für alles außer das Schlagzeug. Bei kleinen Gigs wurde für jeden Sänger/Instrument ein Mikro in einen winzigen 16-Kanalmischer gestöpselt und dann verstärkt. Ich glaube, manchmal nur über den Keyboardverstärker.

So ähnlich würde ich es in eurer Situation auch versuchen. Jeder ein Mikro, mehrere Leute auf ein Mikro stelle ich mir problembehaftet beim Abmischen vor. Ukulelen könnten z.B. in einen Keyboardcombo, die haben oft drei oder vier Kanäle, selbst der U-Bass kann da notfalls mit rein.
Zwei kleine Aktivlautsprecher, ein Mixer dazwischen, fertig.

faltukulele

Hallo, Floyd Blue rightinthemiddleofnowhere :mrgreen: ,

was meinst Du denn mit \"möglichst geringem Aufwand\"? Wenig Technik, wenig Kabelsalat, wenig Vorbereitungszeit, geringe Kosten?

Wenn es in erster Linie um ein gutes Klangergebnis geht, sind separate Mikros / Pickups erst mal das Mittel der Wahl - mit dem ganzen Rattenschwanz vom Mischpult bis hin zu geeigneten und gut aufgestellten Speakern nicht eben wenig Aufwand...
Soll das Ganze vor allem kostengünstig werden, würde ich erst mal schauen, welches Equipment (z. B. bei den Musikern) schon vorhanden ist.
Steht die (konkrete) Location vor dem Auftritt ausreichend früh, oft und lang genug zur Verfügung? Oder soll die \"Mikrophonierung\" allgemein für Austragungsorte der angegebenen Größe geeignet sein? Fragen über Fragen...

Wenn Du Deine Frage ein wenig konkretisieren könntest...
bekämest Du ruck-zuck gute Antworten (von den Bühnenprofis).

Viele Grüße

Christoph

Floyd Blue

Danke Jan. Es geht mir nur um die Mikrofonierung, nicht um das, was hinten dran hängt. PA-Krempel haben wir genügend zur Verfügung.

Das SM-58 ist schon klasse für den Gesang. Für akustische Instrumente taugt es aber nur bedingt.

Floyd Blue

#4
Zitat von: faltukulele... Wenig Technik, wenig Kabelsalat, wenig Vorbereitungszeit...

Genau darum geht es. Technik und Gerätschaften sind genügend vorhanden. Jeder könnte seinen eigenen Amp benutzen. Jeder könnte sowohl PickUp, als auch ein Mikro benutzen.

Es geht hauptsächlich um Austragungsorte der genannten Art, nicht um eine konkrete Lokation.

Gut klingen soll es am Ende natürlich auch noch. ;)

Jan

#5
Die Uken/Gitarre sind pickuplos?

edit: erledigt (Postüberschneidung)

Floyd Blue

Zitat von: JanDie Uken/Gitarre sind pickuplos?

edit: erledigt (Postüberschneidung)

Trotz Edit: Die Instrumente können sowohl pickuplos als auch mit PickUp ausgestattet sein, je nach Laune, Stimmung etc. Sogar der Bass kommt schon mal ohne Tonabnehmer daher (dann aber nicht der Kala).

losguidos

Hallo Floyd :)

Ich gebe mal den \'Senf\' dazu, den ich bei dem Thema für wichtig erachte.

Prinzipiell kann man mehrere Deiner anfangs erwähnten Moglichkeiten einsetzen, aber einige sind vielleicht weniger sinnig. Ob Groß- oder Kleinmembran, hat eher etwas mit der Empfindlichkeit und den Übertragungseigenschaften zu tun, als mit der Anzahl der eingesetzen Mikros, oder deren Richtcharakteristik.

Einzelne Mikros und ein Mischpult sind schon sinvoll (bei Bühnenanwendungen werden die Musiker meist Monofon abgenommen). Für Bühnenanwendungen nimmt man gerne dynamische Mikros (wie z.B. das Shure), weil die besonders robust sind. Außerdem Gradientenemfpänger (also gerichtete Mikros) um Feedback-Probleme gering zu halten. Je höher die Richtwirkung (Niere, Super-, oder Hyperniereniere), desto geringer die Wahrscheinlichkeit für Feedbacks, vorausgesetzt man kennt die Polardiagramme und weiß in welcher Richtung die geringste Empfindlichkeit des Mikrofons liegt. Der Praktiker kann das auch durch Einsprechen aus verschiedenen Richtungen ausprobieren. Die Richtung mit der geringsten Empfindlichkeit, sollte dann in Richtung Lautsprecher (mögliche Feedbackquelle) zeigen. Dynamische Mikros sind nicht sonderlich empfindlich, weshalb man normalerweise recht nah vor dem Mikrofonkorb singen/spielen muß. Mit statisch plazierten Mikrofonen kann man das Feedback bei einem vorherigen Soundcheck weitestgehend ausschließen. Läuft der Musiker samt Mikro über die Bühne, kann es schnell auch mal zu Feedback-Problemem kommen. Generell gilt logischerweise, daß je weniger Mikrofone eingesetzt werden, desto geringer ist die Feedback-Gefahr. Man muß allerdings auch genauer auf die jeweilige Position der Musiker achten damit es ausgewogen klingt und wenn ihr dabei auch noch singt, wird das mit nur einem Mikrofon wohl kaum gelingen. Wenn ihr euch zu dritt z.B. ein Gesangsmikro teilt, werdet ihr, mehr oder weniger, Wange an Wange singen müssen, weil die Empfindlichkeit und Richcharakteristik eines Shure wohl kaum etwas anderes zulassen wird. Da hilft dann nur ein empfindlicheres Mikro, oder eben einzelne für jeden. Auch für die Instrumente (solltet ihr nicht ohnehin Pick-Ups benutzen wollen) würde ich eher separate Mikros nehmen. Aber zu dem Thema können sicher die Bühnen-Profis bessere Tips geben.

VG

Floyd Blue

Danke für Deine Gedanken zum Thema, losguidos.

Vielleicht noch etwas zum Ziel: Wenn wir akustisch spielen, werden (oder wollen) wir keine große Lautstärke erreichen, was die Rückkopplungsgefahr doch erheblich mindert. Normalerweise würden wir auch komplett unverstärkt spielen (außer dem Bass). Das reicht auch bei sehr kleinen Locations gut aus, wenn das Publikum zuhört. Was auf jeden Fall verstärkt werden muss, ist der Gesang, da wir alle recht leise singen (besonders ich). Meistens singen wir einzeln, d. h. kein Harmoniegesang (kommt vielleicht noch). PickUps würde ich gerne bei einem rein akustischen Lineup vermeiden (außer Kala U-Bass). Viel herumspringen werden wir nicht - wir sind schließlich alte Leute ;). Es geht also durchaus mit statischen Mikrofon-Positionen.

Bei größeren Auftritten, oder auch wenn es lauter werden soll, wird sowieso PA und Tontechniker vor Ort sein und dann werden wir wahrscheinlich auch (zumindest zum Teil) elektrische und elektronische Instrumente verwenden.

Ich überlege auf einen kleinen Achtkanal-Mischer mit entsprechenden Mikrofonen zurückzugreifen. Das sollte für die meisten Fälle, wenn wir selbst die Anlage stellen, ausreichend sein. Das wären dann 3 mal Vox, 3 mal Uke/Git, 1 mal Bass und einmal Orgel/Rhythmusgerät (über DI-Box). Für den Gesang würde ich wohl auf die bewährten SM-58 zurückgreifen. Für die akustischen Instrumente, weiß ich es noch nicht. Bass über einen eigenen Amp und DI-Box ins Pult. Sollten wir dann elektrisch spielen, werden wir Instrumentalamps verwenden und diese abnehmen oder auch nicht, je nach Bedarf.

Vielleicht wäre ein Testgig, bei dem man mal alle, in Frage kommenden Varianten ausprobieren kann, sinnvoll.

Floyd Blue

Danke oscar! Die Ausführungen, die unter den Links zu finden sind, sind sehr aufschlussreich. Die 1-Mikro-Technik ist auf jeden Fall ein Top-Kandidat im Rennen um die, für uns sinnvollste Technik.

gallier

@floydblue:
Zu deiner Frage auf youtube.
Dieser kleiner Videoausschnitt sollte ein kleines Beispiel dafür sein das man nicht unbedingt verstärkt werden muß. Die Band spielte in Berlin auf dem Potsdamerplatz . Der Gesang war ohne Mikrofon sehr gut zu hören. Allerdings sang er auch sehr laut. Darum würde ich bei leisen Sängern den Gesang  verstärken. Event. reicht ja dafür schon ein Megaphon.

Floyd Blue

#11
Vielen Dank Gallier!

So richtig unverstärkt spielen die aber nicht. Ich habe zumindest zwei Amps entdeckt. Den Gesang, von dem Du schreibst, vermisse ich in dem Beispiel leider und für den \"dünnen\" Sound ist wahrscheinlich die Kamera verantwortlich. Ansonsten sind die Klasse.

So haben wir auch schon gespielt:
http://www.youtube.com/watch?v=KVsz56ANUck mit Gesang
http://www.youtube.com/watch?v=dclRajW_M5I ohne Gesang

Bei den Aufnahmen wurden zwei verschiedene Kameras benutzt, aber jeweils das eingebaute Mikrofon. Einzig der Gesang ging über die PA. Jeder hatte seinen Amp für sein Instrument und wurde nicht abgenommen. Der Saal fasst etwa 500 Personen unbestuhlt. Es waren etwa 100 Leute da, allerdings war der Saal betischt und bestuhlt, da es sich um eine Veranstaltung mit Diner handelte. Damit war der Raum voll. Das war die elektrische Variante der Band. Aber um die geht es hier ja nicht, sondern um die rein akustische Besetzung.

Das mit dem Megaphon fasse ich mal als Scherz auf.

Was man nur schlecht vergleichen kann, ist ein Konzert im Freien mit einem Konzert in einem geschlossenem Raum, sind doch die akustischen Verhältnisse sehr unterschiedlich. Wenn wir im Wohnzimmer proben und Aufnehmen, klingt das mit einem Mikro ja schon ganz passabel (http://www.youtube.com/watch?v=qeQwsugMPdM). Aufnahmen mit Gesang werde ich bei Gelegenheit posten. Das kann man allerdings wiederum mit einem Auftritt vor Publikum nicht vergleichen, da die räumlichen Verhältnisse sehr unterschiedlich sind und ein evtl. vorhandes Publikum sehr viel Schall (und oft auch anderes) schluckt.

Trotzdem ist das Video eine gute Anregung.

gallier

Entschuldigung, ich wollte einfach nur sagen das man gar nicht soviel verstärken muss.  Mit unverstärkt meine ich natürlich \"nicht abgenommen\" und das mit dem Megapfon ist meiner voller Ernst. Ich finde bei  euerer Musik würde das gut passen.   Klingt wie durch ein Grammophon gesungen und wenn man es genau betrachtet wurde in den Anfängen der Verstärkungstechnik auch nicht anders verstärkt.

Floyd Blue

Hey, brauchst Dich nicht zu entschuldigen! Du hast selbstverständlich Recht damit, dass man nicht immer soviel verstärken muss. Das ist auch so bei mir angekommen. Deshalb habe ich ja auch die Links zu unserem Konzert gepostet. Ansonsten mache ich mir eben sehr viele Gedanken zu dem Thema, wie der Klang am besten zum Publikum gebracht werden kann.

Ein Megaphon könnte ich mir mal für eine Nummer als Effekt vorstellen, allerdings wirklich nicht, um damit den Gesang komplett verstärken zu wollen. Da würde dann ja auch nur der Gesang nach Grammophon klingen.

osmu

#14
Moin zusammen!
Es passt nicht 100% zu deinem Thema, aber es könnte evtl. anderen helfen, wenn sie über die die Suche hierher gelangen:
Ich habe jetzt mehrfach mit Aufnahmen mit verschiedenen Mikrofonen und Geräten gemacht.
Als (für mich) beste Mikrofone für Allround-Einsatz haben sich bei mir die Rode NT5 (Stereo-Set / kein NT 4 !) und NT 3 herausgestellt.
Ein MXL Großmembran Mikrofon nutze ich auch, allerdings nur für spezielle Sachen wie extrem gehauchte Blues oder Jazz Songs. OK,
das sind alles Kond-Mikrofone, aber wie gesagt - für Aufnahmen.
Das so gerühmte SM-58 hört sich im Vergleich dazu eher .... naja, wie soll ich sagen.. \"Bäh!\" an. Das AKG D-5 dagegen hat einen
-für ein dynamisches Mikro- hervorragenden, klar differenzierten Sound. Ist aber auch wieder Geschmackssache. Manchmal will man eben
auch ein SM58 (welches ursprünglich so weit ich weiß ein reines Schlagzeugmikro war und von Phil Collins damals als Gesangsmikro etabliert wurde)
haben, weil andere es auch benutzen/benutzten. Das NT3 habe ich auch schon für einen Messeauftritt auf der Bühne benutzt. Obwohl es
ein empfindliches Kondensator-Mikro ist, war es leicht einzustellen ohne Rückkopplungen zu produzieren. Gerade für Gitarre, Ukulele und sogar Cello
war das Ding absolut klasse. Kommt natürlich immer auf die Lautstärke, den Raum und die Einstellung an...
Ich habe auch schon Aufnahmen gemacht, bei denen ich ein Olympus LS-5 Rekorder auf einem Stativ vor die rein akustisch spielende Band gestellt habe.
Das Ergebnis war beeindruckend! Sehr klar, natürlich, stereophon und in die Raumtiefe gehend. Im Vergleich hatte ich ein Edirol 09HR (preislich 50% teurer), welches auch sehr klar aber dafür etwas dumpfer und nicht so brilliant mithalten konnte.