Slottet Headstock (geschlitzte Kopfplatte)

Begonnen von LokeLani, 16. Mai 2014, 21:00:56

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LokeLani

Was bei Gitarren selten vorkommt und für mich nicht akzeptabel wäre, scheint bei Cavaquinhos und Ukulelen mit solchen Köpfen Normalität zu sein:
Die Saiten berühren das Holz des Fensters! Manchmal alle 4 Saiten, manchmal auch nur die äusseren beiden! :shock:

Hat jemand eine Ukulele, bei der die Saiten das Holz NICHT berühren?
Gibt es Erklärungen dafür?
Mainland Ukulele
APC-Cavaq.Rozini Giannini

Feinstimmer

Habe die Ehre!

Ja, ich habe eine, bei der die Saiten nicht unnötigen Kontakt haben:



Soweit ich das sehen kann, sind bei deinen Instrumenten die Rampen der Fenster zu kurz, sodass die Saiten aufliegen. Grundsätzlich könnte man bei den ersten drei deiner Instrumente die Rampe problemlos mit geeignetem Werkzeug (Feile) verlängern in Richtung Sattel; da ist genug Holz auf der Seite. Beim letzten Instrument müsste man die Rampe asymmetrisch verlängern, weil man schon knapp am Rand der Kopfplatte ist.

Es grüßt recht artig, Gregor

LokeLani

(Es sind mittlerweile nicht mehr alle Instrumente in meinem Besitz, die ich hier zeige)

Also doch eine Frage der Qualität?

UkuWulf

Bei meiner Kala Akazie Tenor berühren die Saiten das Holz ebenfalls nicht. Ist zwar ähnlich wie bei Gregors knapp, aber da ist Luft dazwischen.
Habe jetzt gerade keine Zeit, ein Foto zu machen, versichere diesen Sachverhalt aber an Eides statt  8)
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Review APC-Thin-Sopran

Feinstimmer

Ich glaube nicht, dass es eine Frage der Qualität ist. Es ist eher eine Frage, ob man die nicht ganz barrierefreie Saitenführung als Problem sieht oder nicht. Große Manufakturen oder gar Fabriken, in denen  gelernte Instrumentenbauer vielleicht nur in homöopathischer Dosis vorkommen, haben möglicherweise ein geringeres Problembewusstsein in dieser Hinsicht. In Bezug auf die Funktionstüchtigkeit ist es auch ziemlich wurscht, ob die Saiten ein bisschen anstreifen oder nicht. Elegant ist es halt nicht.

Feinstimmer

Der Saitendruck ist bestimmt ausreichend hoch;  auf Grund des höheren Saitenknickwinkels auf jeden Fall höher als bei den meisten Instrumenten mit massiver Kopfplatte.
Das Stimmproblem halte ich auch für vernachlässigbar. Unterhalte dich mal mit Lautenisten. Die schaffen es auch, ihre Instrumente zu stimmen, obwohl die Saiten über andere Stimmwirbel drüber laufen.
Dass sich die Saiten ins Holz drücken, ist vielleicht nicht schön, aber kein gravierender Mangel.

Gerd

Ich sehe auch das Problem, dass manche Saiten, die das Holz nur leicht berühren, schnarren könnten.

Bei einer Konzertgitarre hatte ich mal einen ähnliche Fall: Die Saiten berührten das Holz bzw. lagen auf. Lösen konnte ich das Problem, indem ich die Saiten anders aufwickelte, d.h.vom Loch, wo die Saite durchgesteckt wird, nach innen hin, nicht nach außen bzw. umgekehrt - je nachdem, wo die Saite aufliegt. Ich könnte mit vorstellen, dass diese Methode beim Instrument auf dem ersten Bild auch funktionieren könnte, zumindest für die C und E Saiten.

LokeLani

#7
(Entschuldige Gregor, ich habe meinen Beitrag dazwischen wieder gelöscht)

@Gerd, ja, mit anders Aufziehen hatte ich bei einem Charango auch schon Erfolg.

Die Mainland habe ich schon lange nicht mehr.
Das Rozini hat verzierte Fenster. Am Einfachsten wäre vermutlich das APC (2.Bild) zu ändern.

Eine Ukulele mit geschlitzter Kopfplatte würde ich nur wollen, wenn diese auch gut gemacht ist, so wie im Beispiel von Grenosi. (Nein, es besteht momentan kein UAS bei mir!)
 Bei Cavaquinhos wird es anscheinend oft schlampig gemacht!

stephanHW

Zitat von: GRENOSIDer Saitendruck ist bestimmt ausreichend hoch;  auf Grund des höheren Saitenknickwinkels auf jeden Fall höher als bei den meisten Instrumenten mit massiver Kopfplatte.
Gibt es jenseits dieses (theoretischen?) Vorteils und der Ästhetik irgendein anderes Argument für eine derart hypertrophe Kopfplattengestaltung?

faltukulele

#9
Hypertroph :mrgreen:

Das ist nicht hypertroph, Stephan, das ist - optisch wie realiter - das notwendige Gegengewicht für die ausladenden Formen, die unten an dem Hals dranhängen.

Der Anpreßdruck auf den Sattel resultiert aus dem Saitenzug und dem Winkel, den die Saite über dem Sattel bzw. Nullbund einnimmt. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Saite auch woanders noch aufliegt. Liegt sie planmäßig auf dem Nullbund und dem Sattel auf, muß der Gesamtwinkel natürlich größer sein. Wenn sie außerdem noch auf dem Fensterrand aufliegt, eben noch größer.

Liegt die Saite umgekehrt unplanmäßig noch woanders auf, mindert das natürlich den Druck auf den Sattel oder Nullbund, was für die Einleitung des Tones in den Hals im Prinzip nicht gut ist.

Nur ganz zart im Fenster anliegende Saiten können eine (von 103) fiesen Schnarr- oder Zirpquellen sein.

Blanke Saiten rutschen auch über solche Hindernisse mindestens so gut wie durch die Sattelkerbe - notfalls hilft ein wenig Vitamin B ;).

Umsponnene Saiten können sich an solchen Ecken regelrecht \"festkrallen\". Das Foto (Rozini Cavaquinho) läßt den Abdruck jeder Saitenwicklung erahnen. Abgesehen davon, daß so etwas nicht eben schön ist, macht es beim Stimmen jedesmal vernehmlich \"Knack\", wenn die Saite von einer Kerbe in die nächste rutscht. Wenn irgend möglich, die Saiten alsoso aufziehen, daß sie von der Mechanik frei bis zum Sattel durchlaufen.


[/img]

Viele Grüße

Christoph

LokeLani

Sehr gut erklärt, Christoph, das zeigt doch, dass es nicht ganz egal ist, wenn die Saiten aufliegen!

Bugle

#11
Zitat von: faltukuleleHypertroph :mrgreen:

Das ist nicht hypertroph, Stephan, das ist - optisch wie realiter ...

Ihr seid echt stark. Jetzt brauch ich schon einen Duden um die Posts hierzu verstehen. Hypertroph, realiter ...

Wahnsinn! :mrgreen:  :mrgreen:  :mrgreen:

Fischkopp

Es gibt ja etliche Gitarren und Bässe mit Saitenniederhaltern, die alle funktionieren. Das ist im Prinzip ja auch nur noch ein mechanisches Hindernis, an dem die Saiten reiben, ähnlich dem Reiben am Holz.


https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Ärztelieder, gemeinfreie Lieder usw.  176 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 355 Videos)

faltukulele

Nee :mrgreen:, das ist zwar auch ein mechanisches Hindernis, an dem die Saiten leider reiben, aber eben nicht nur.
Das ist vor allem eine Maßnahme, um den Druck auf den Sattel zu erhöhen, der bei einem Kopfplattenwinkel à la Strat sonst eben ein bißchen flau wäre. Man nimmt das wohl in Kauf, um den Kopfplattenwinkel und damit die Bruchgefahr bei solchen einteiligen Hälsen nicht größer machen zu müssen. Aber natürlich flutscht die Saite über so ein poliertes Metallhindernis auch wesentlich leichter als über eine (zudem noch leider \"weich\" lackierte) Holzkante. Aber das war Dir wohl eh klar.

Viele Grüße

Christoph

howein

Wenn die Fenster Richtung Sattel länger wären bis die Saiten nicht mehr aufliegen, dann würde doch aber der Winkel sogar steiler und damit der Druck am Sattel höher?