Die Ukulele - sie regt zu Diskussionen und Austausch an wie kein anderes Instrument. Woran liegt das?

Begonnen von Meg, 25. Dez 2012, 12:49:47

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Meg


pi

Na, das hat viele Gründe:
* Zum Spielen braucht man den Mund nicht (anders als bei Flöten und bei Blech)
* Die Uke ist nicht so laut dass man sich beim Spielen nicht unterhalten kann (anders als bei... fast allem)
* Sie ist nicht so schwer zu spielen, so dass man sich nebenher noch unterhalten kann
* Wenn man halbwegs Uke spielen kann glaubt man nicht automatisch, ein Meister oder Guru zu sein.
* Die Uke ist kein \"Mainstream\"-Instrument, so dass die Community automatisch zusammenhält

Und ganz wichtig: Sie entspricht dem \"Kindchenschema\": \"[...] kindliche Proportionen, die als Schlüsselreiz wirken und Fürsorgeverhalten und Kümmerungsverhalten auslösen\".
Vielleicht mit ein Grund, warum unsereiner gerne mehrere davon hat...  8)

Und die anwesenden Eltern können auch bestätigen, dass man bei Nachwuchs auch automatisch ein Gesprächsthema hat.
Passt also auch.

Gruß
pi

EDITH: Noch ein Zitat aus dem o.g. Artikel:
Zitat von: \'WikipediaDie Assoziation des Kindchenschemas mit ,,süß" und ,,niedlich" wirkt allgemein und auch in Bereichen, die über die ursprüngliche biologische Funktion hinausgehen.

Viele Produkte [...] werden mit Hilfe des Kindchenschemas gezielt niedlich gestaltet.
Ich glaub, mir geht grade ein Kronleuchter auf.

Anke

Ich glaube auch, dass vor allem ihre Größe und was man trotz ihrer geringen Größe so alles mit ihr anstellen kann (musikalisch) viele sehr beeindruckt.
Am Beispiel meiner UKUHlele: ich hab sie ja im Büro und wurde natürlich darauf angesprochen... oh wie süß / kann man darauf auch spielen (und die überraschten Blicke, als ich tatsächlich darauf spielte  ;) / und weitere viele Fragen rund um die Ukulele, etc...

Hätte ich meine Gitarre ins Büro gestellt (gar noch mit Kuhfellimitat beklebt) hätten mich doch alle nur für bescheuert gehalten  :roll: , bei der Ukulele hingegen hat es allen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert  :D

Und was ganz wichtig ist: eine Ukulele kann man leichter mal mit wo hinnehmen um zu musizieren und gemeinsam zu singen (spontan bei Festen etc...), das ist in jedem Fall gesellig und sozial, bei einer Gitarre dagegen trägt man ja immer gleich ein halbes Möbel rum und überlegt es sich zweimal, ob man die mitnimmt.

torstenohneh

ZitatWas macht die Ukulele kommunikativer und sozialer als andere Instrumente?
Es ist nicht das Instrument! Es sind die Leute, die es spielen! ;)
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

Shantyman

Moin,

ich glaube, man sollte Instrumenten keine menschlichen Eigenschaften zusprechen. Es gibt ein paar Dinge, die das Miteinander zwischen Menschen mit Ukulelen erleichtern können, wie es t ohne h schon ausreichend beschrieb. Aber ein Vollidiot bleibt  in der Regel ein Vollidiot, ob er nun gut spielen kann oder nicht. Ganz gefährlich wird, wenn irgendwelchen Instrumenten auch noch therapeutische und spirituelle Kraft zugesprochen. Wenn es dem Einzelnen hilft, natürlich immer anwenden. Ich bin selbst seit vielen Jahren sehr krank und beschäftige mich mit dem Thema Musik und Krankheit. Aber man muss aufpassen, nicht ins Esoterische ab zu gleiten.

Ich wünsche allen ein tolles Jahr und ich freue mich auf das eine und andere Wiedersehen.

In Winterswygk 013 sind wir Bremer leider nicht dabei, da denn das schwedische Orchester in Bremen ist, sodass ich Euch keinen neuen Seasong kredenzen kann. Aber Fischkopp wird das übernehmen, da bin ich sicher.

Liebe Grüße
Shantyman

Juttalele

Zitat von: Shantymanich glaube, man sollte Instrumenten keine menschlichen Eigenschaften zusprechen. Es gibt ein paar Dinge, die das Miteinander zwischen Menschen mit Ukulelen erleichtern können, wie es t ohne h schon ausreichend beschrieb. Aber ein Vollidiot bleibt  in der Regel ein Vollidiot, ob er nun gut spielen kann oder nicht. Ganz gefährlich wird, wenn irgendwelchen Instrumenten auch noch therapeutische und spirituelle Kraft zugesprochen. Wenn es dem Einzelnen hilft, natürlich immer anwenden. Ich bin selbst seit vielen Jahren sehr krank und beschäftige mich mit dem Thema Musik und Krankheit. Aber man muss aufpassen, nicht ins Esoterische ab zu gleiten.

Ja, der Mensch ist immer noch selbst verantwortlich für das, was er mit welchem Instrument auch immer anstellt -- oder wie heißt es so einfach: Der Ton macht die Musik. Und der Mensch macht den Ton.

Dennoch: eine Ukulele ist keine Gitarre, sie ist nicht nur kleiner, sondern klingt auch anders, vor allem höher. Und da finde ich das mit der Mütterlichkeit schon sehr zutreffend, zumal Mütter mit ihren Babys natürlicherweise in höheren Tönen sprechen als mit Erwachsenen: die so genannte Ammensprache. D. h. im Umgang mit Kindern (aber auch Tieren ...) verhalten wir uns selbst auch kindlicher und verspielter ... und das Spiel ist doch oft etwas, was in unserer Gesellschaft stark vernachlässigt wird, es gilt oft sogar als überflüssig, als wertlos im Gegensatz zur ach so wichtigen \"Arbeit\".

Von daher meine ich schon, dass Menschen, die sich \"zur Ukulele bekennen\", gleichfalls auch zur Verspieltheit neigen oder diese einfach suchen im Umgang mit ihr. Spiel, Kreativität ... ist etwas, das in unserer \"Leistungs-\"Gesellschaft viel, viel zu kurz kommt, selbst im Kindergarten wird vieles durchorganisiert oder sogar schon erwartet, dass die Kinder Fremdsprachen lernen.

Aber man kann sich und anderen gewiss auch mit einer Ukulele den Spaß am Leben, Spielen und Lieben verderben.

Meg

Also die Ukulele und \"Kindchenschema\" und mütterliche Gefühle für ein Instrument krieg ich nun gar nicht zusammen. Trifft das auf Bouzouki, Mandoline, Balalaika, Geige und die vielen kleinen orientalischen Saiteninstrumente auch zu?
Vielleicht kommt es auch drauf an, was man von der Ukulele erwartet. Der eine spielt Bach drauf, der andere schrammelt seine drei  1-2-Finger-Akkorde drauf rum.

Juttalele

Zitat von: MegAlso die Ukulele und \"Kindchenschema\" und mütterliche Gefühle für ein Instrument krieg ich nun gar nicht zusammen. Trifft das auf Bouzouki, Mandoline, Balalaika, Geige und die vielen kleinen orientalischen Saiteninstrumente auch zu?

Von Form und Klang her unterscheiden sich diese Instrumente doch sehr bzw. mehr oder weniger von einer Ukulele. Bouzouki und Mandoline sind nicht mit Nylon-Saiten bespannt, Balalaika weiß ich jetzt nicht, ich glaub, die haben auch andere Saiten ... und die Geige kommt der Ukulele zumindest gezupfterweise im Klang am nächsten, aber nicht in der Spiel-Haltung. Und hast du schon mal Smilie-Geigen, -Bouzoukis ... -Mandolinen gesehen oder bunt bemalte ... ?
Zum Spielen der Ukulele benutzt man die Finger ohne Hilfsmittel, Mandoline und Bouzouki werden eher mit Plektrum gespielt, die Geige mit Bogen ... also kein direktes \"Antatschen\".

Zitat von: MegVielleicht kommt es auch drauf an, was man von der Ukulele erwartet. Der eine spielt Bach drauf, der andere schrammelt seine drei  1-2-Finger-Akkorde drauf rum.

Das kann man wiederum von jedem Instrument sagen, auch von der Gitarre, dem Klavier usw. ...

Ich habe wie Anke die Erfahrung gemacht, dass Menschen, denen ich die Ukulele zeigte und kurz vorspielte, völlig anders darauf reagierten als z. B. auf die Gitarre. Die Augen funkelten sofort wie bei Kindern, die ein Geschenk bekommen haben, die Stimmung änderte sich sprunghaft, und wenn ich fragte, ob jemand sie mal ausprobieren wollte, gab es viel weniger Hemmungen bis gar keine, sie gleich in die Hand zu nehmen und zu klimpern.

Natürlich kann man auch das nicht verallgemeinern, die Menschen sind ja, wie bereits gesagt, verschieden.

Was glaubst denn du, ist die Antwort auf deine Frage?

torstenohneh

ZitatIch habe wie Anke die Erfahrung gemacht, dass Menschen, denen ich die Ukulele zeigte und kurz vorspielte, völlig anders darauf reagierten als z. B. auf die Gitarre. Die Augen funkelten sofort wie bei Kindern, die ein Geschenk bekommen haben, die Stimmung änderte sich sprunghaft, und wenn ich fragte, ob jemand sie mal ausprobieren wollte, gab es viel weniger Hemmungen bis gar keine, sie gleich in die Hand zu nehmen und zu klimpern.

Das würde ich auch so unterschreiben.
Hat ja auch schon Jake Shimabo... gesagt: Wenn die Leute das erste Mal eine Ukulele sehen, dann lächeln sie erst mal.  :)
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

Juttalele

Zitat von: torstenohnehHat ja auch schon Jake Shimabo... gesagt: Wenn die Leute das erste Mal eine Ukulele sehen, dann lächeln sie erst mal.  :)

Ja, das ist wunderbar  :D  ... und es ist ein so schönes Lächeln, kein \"Be-lächeln\".

ukemouse

Ich glaube das dieses \"Problem\" auf einige Länder beschränkt ist, in denen die Ukulele eher wie ein Spielzeug angesehen wird/wurde. Und jetzt auf einmal gibt es Leute, die da tatsächlich Musik drauf machen und auf einmal gibt es Instrumente jenseits der Spielzeug-Preis-Marke. Sowas regt doch die Nichtwissenden zum diskutieren und manche sogar zum lästern an (a la Kindergitarre)

Und die Ukespieler untereinander sind meiner Meinung nach so nett und komunikativ, da es doch meist freundliche und offene Menschen sind. Wie kann es sonst sein, daß sie ganz unvoreingenommen sich so einem Instrument annehmen, was von manchen intoleranten Menschen (oft sind es Gitarrenspieler, aber nicht nur) nur belächelt wird und nicht für voll angesehen wird. Und da das \"richtige\" Ukespielen hier noch so neu ist gibt es natürlich immer was zu besprechen, was vorzuführen etc. Das gibt es irgendwie bei anderen Isntrumenten weniger, da es da ja alles schon lange gibt und schon zig mal bequatscht wurde. Es gibt weniger neues, weils alles schon lange gibt (laaaangweilig)  ;)

Ich bin der Meinung, daß die Uke auf Hawaii und in anderen Ländern wo sie schon länger als richtiges Instrument angesehen wird, gar nicht mehr sooooo was besonderes ist, so wie bei uns. In Sachen Uke sind wir eben Spätentwickler. Aber lieber spät als nie.  :D  Und irgendwie ist es ja auch schön die Entwicklung mitzuerleben.

Wenn die Uke erst mal die Gitarre verdrängt hat, dann werden wir über solche Diskussionen lachen. Ich glaube fest daran, daß die Uke die Weltherrschaft erringen wird und irgendwann werden wir uns fragen \"Gitarre, was ist das?\" (Phantasie ist doch was schönes, oder?)  ;)

Meg

Die Gründe, die die Ukulele zu Diskussionen und Austausch anregt, sind vielfältig. Da gibt es ein großes Spektrum an Altersklassen, von jung bis alt, vom Schüler bis zum Rentner, ebenso die Preisklassen der Uke - von ganz billig bis richtig teuer, so dass jeder sie sich leisten kann. Oder das Spektrum der musikalischen Möglichkeiten, man kann fast jede Musikrichtung auf der Ukulele spielen - der Grund, warum mir diese Verkindlichung zuwider ist, ich sehe sie als vollwertiges Instrument.
Die unterschiedlichsten Berufsgruppen, Interessen, Anliegen und soziale Stände  kommen hier zusammen und jeder bringt seine Persönlichkeit und sein Können/Nichtkönnen und Wissen/Nichtwissen um die Uke hier ein.
Da gibt es Rentner, die ein langes Arbeitsleben hinter sich haben und jetzt ein nettes Hobby suchen, das sie auch mit anderen verbindet, da gibt es Leute, die den ganzen Tag arbeiten und abends und am Wochenende Entspannung suchen und auch die Arbeitslosen, die sich für wenig Geld ein Instrument leisten können und dadurch mehr Teilhabe am sozialen Leben haben – Forum, Austausch, Treffen... Es gibt die Bastler, für die die Uke eine Herausforderung ihres handwerklichen Könnens ist, und auch die Eltern und Großeltern, die ein Instrument für ein Kind suchen. Es gibt Jugendliche, die gewisse Idolen dieser Zeit mit einer Uke im Fernseher gesehen haben, wodurch es \"in\" ist und sie dem nacheifern wollen. Dann wiederum solche wie mich, und das sind gar nicht so wenige, die durch Handverletzung kein größeres Instrument mehr spielen können und die Ukulele für sich entdeckt haben. Und nicht zuletzt gibt es Leute, die einfach Lust haben, Musik zu machen und mit viel Spaß und Freude dabei sind.
Und es gibt dieses großartige Forum, wo jeder, wenn er denn ein netter Mensch ist und mindestens eine Uke hat, freundlich willkommen geheißen und unterstützt wird. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle auch mal bedanken.

apfelrockt

Zitat von: ukemouseUnd die Ukespieler untereinander sind meiner Meinung nach so nett und komunikativ, da es doch meist freundliche und offene Menschen sind. Wie kann es sonst sein, daß sie ganz unvoreingenommen sich so einem Instrument annehmen, was von manchen intoleranten Menschen (oft sind es Gitarrenspieler, aber nicht nur) nur belächelt wird und nicht für voll angesehen wird.

Sorry aber das ist der grösste Quatsch den ich seit langem gehört habe. Ich habe noch keinen Gitarrenspieler getroffen der U****** schreibt, hier aber treffe ich haufenweise Leute die meinen das Wort Gitarre nicht ausschreiben zu dürfen/können/ wollen.

Kein wirklicher Musiker macht sich über sowas Gedanken. Er nutzt Instrumente um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, nicht mehr und nicht weniger. Die Ukulele bietet eine Möglichkeit von vielen sich auszudrücken. Wer sich alleine auf diese beschränken mag, von mir aus. Aber unterstellt doch nicht den Leuten die sich dieser Einschränkung nicht unterwerfen sie wären intolerant.
es ist bereits alles gesagt, nur noch nicht von jedem

Meg

Zitat von: apfelrocktWer sich alleine auf diese beschränken mag, von mir aus. Aber unterstellt doch nicht den Leuten die sich dieser Einschränkung nicht unterwerfen sie wären intolerant.
Bingo !!!
Kürzlich war ein klassischer Gitarrist bei mir zu Besuch, der war ganz angetan von der Ukulele und denkt nun dran, sich auch eine zu kaufen.

Juttalele

Zitat von: MegOder das Spektrum der musikalischen Möglichkeiten, man kann fast jede Musikrichtung auf der Ukulele spielen - der Grund, warum mir diese Verkindlichung zuwider ist, ich sehe sie als vollwertiges Instrument.

Was du beobachtest widerspricht doch bei aller Vielfalt dennoch nicht dem, was ich und andere schrieben zu den Gefühlen, die eine Ukulele in einem Menschen weckt und wecken kann? Du schreibst, wenn ich das richtig deute, abwertend von Verkindlichung, die dir noch dazu zuwider ist. Ich schreibe und denke und fühle, wenn ich von Kindern, mütterlichen Gefühlen (die Männer genauso haben wie Frauen) schreibe, an ganz und gar vollwertige Menschen. In jedem Menschen steckt doch (hoffentlich) immer auch ein Kind und das Kind, das er/sie einst \"war\" und damit auch immer bleibt. Und jeder Mensch bedarf lebenslang der Fürsorge, die er natürlich irgendwann selbst für sich übernehmen muss.

Und genauso groß, wie das Spektrum an Instrumenten und Möglichkeiten ist, sich musikalisch auszudrücken, so groß ist doch das Spektrum eines jeden Menschen, egal wie alt, ob groß oder klein -- und dies inklusive fürsorglicher Mütterlichkeit. Ich will aber hier nicht zu sehr in die Tiefe gehen, was dieses Thema angeht (was für ein sinnvolles Ergründen der Frage notwendig wäre).

Ich bewahre mir jedenfalls gerne und ganz bewusst meine kindliche und meinetwegen auch mal kindische Seele, die ebenso Lust auf Blödsinn, Albernheiten und all den schönen bunten Schnickschnack und Kitsch haben kann.