Was ich nicht verstehe...

Begonnen von Feinstimmer, 03. Nov 2013, 16:22:57

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Feinstimmer

... ist die recht große Begeisterung für Ukulelen von Brüko.

Habe die Ehre!

Vor ein paar Tagen kam ein Kunde mit seiner erst wenige Monate alten Brüko-Ukulele zu mir in die Werkstatt, weil besonders die a- und g-Saite am Sattel scheppern.
Wenn man sich die Saitenlage anschaut, braucht man sich nicht wundern. Über 3,5 mm über dem 12. Bund ist doch um mindestens 1 mm zuviel.



Der Grund für diese Saitenlage ist aber nicht ein zu hoher Steg, sondern der Umstand, dass die Inklination (Vor- bzw. Rücklage) des Halses bei (zumindest) dieser Brüko nicht stimmt. Der Hals hat viel zu viel Vorlage, sodass man am Hals-Korpus-Übergang sogar einen Spalt sieht.



Durch die zu hohe Saitenlage passt auch der Saitenknickwinkel am Sattel nicht. Wobei Sattel hier ein Euphemismus ist, denn eigentlich handelt es sich hier nur um einen Sperrholzstreifen mit Sägeschlitzen. Durch den geringen Winkel haben die Saiten zuwenig Druck und rutschen in diesen Schlitzen hin und her und schnarren.

Natürlich könnte man den Steg zur Korrektur der Saitenlage niedriger machen. Jedoch wenn man die Stegkante um zwei Milimeter niedriger macht, damit die Saitenlage über dem 12. Bund um 1 mm niedriger wird, hat man das nächste Problem. Denn auch am Steg ist der Saitenknickwinkel sehr gering, und wenn man 2 mm von der Kante wegnimmt, dann gibt es keinen Knickwinkel mehr und die Saiten scheppern dann fröhlich am Steg.
Also müsste man eigentlich den Steg (der, nebenbei bemerkt, nicht sauber geleimt ist. Mit einem Fühlerlehrenband kommt man sehr weit in die Leimfuge hinein.) abnehmen und von der Unterseite 2 mm weghobeln und dann wieder aufleimen. Kann man machen, aber das kostet natürlich.

Jetzt habe ich schon mehre Brükos bei mir in der Werkstatt gehabt und jedes mal frage ich mich, warum man sich eine Ukulele kauft, die eigentlich unspielbar ist? Made in Germany und Massivholz kann ja nicht alles sein?

Also wenn mich jemand fragt, ob er sich um 150 Euro eine Brüko oder ein asiatisches Produkt kaufen soll, dann würde ich (zwar ungern) zum asiatischen Produkt raten.

Es grüßt recht artig, Gregor

Anke

#1
Hallo Gregor,
Danke für Deine Ausführungen. Nachvollziehbar und anschaulich erklärt.

Aber warum, wenn ich fragen darf, wendest Du Dich mit Deinen Hinweisen nicht (auch) direkt an Brüko? Ggf. weiß Herr Pfeiffer gar nicht um das Problem und wäre dankbar für den Hinweis? (so von Fachmann zu Fachmann)

Ich selbst habe zwei Brüko (Sonderanfertigungen) und bin zufrieden (obwohl die Saitenlage etwas höher ist, aber definitiv nicht unspielbar).

Liebe Grüße,
Anke

howein

#2
Der Thread wundert mich jetzt etwas ... das ist alles sehr interessant, aber das Thema wäre so beim Erbauer sicher besser aufgehoben ... zumal man sicher nicht von einer kleineren Anzahl Probleminstrumente auf alle schließen kann ...

Allerdings wundert es mich schon auch immer wieder, wie oft Anfängern stereotyp und fast reflexartig die Produkte von Formsmitgliedern als das einzig Wahre empfohlen werden ... es gibt selbstverständlich auch bei diesen immer wieder mal Probleme, das ist ganz normal, und nicht alle Instrumente von diesen sind Meisterwerke ... Und auch andere, auch die Chinesen mit ihrer uralten Tradition im Instrumentenbau, können gute Instrumente mit einem guten Preis/Leistungsverhältnis bauen und sogar richtig
einstellen ...   ;)
Ich besitze als stark interessierter Anfänger (nicht ganz 1 Jahr jetzt) inzwischen eine ganze Reihe von Ukulelen unterschiedlichster anderer Anbieter, von Einsteigerpreisklasse bis etwa 300.- Euro ... alle haben ihren eigenen Charakter, bei keinem hatte ich je das Gefühl ein schlechtes Instrument erworben zu haben, die meisten waren gut eingestellt (die anderen auch spielbar aber mit Optimierungspotential) - nur 1 Mal musste ein Instrument wegen Mängeln zurückgehen, was ebenfalls keinerlei Problem war.

Feinstimmer

Habe die Ehre!

ZitatAber warum, wenn ich fragen darf, wendest Du Dich mit Deinen Hinweisen nicht (auch) direkt an Brüko? Ggf. weiß Herr Pfeiffer gar nicht um das Problem und wäre dankbar für den Hinweis? (so von Fachmann zu Fachmann)

Wie lange gibt es Brüko? Herr Pfeiffer ist, soweit ich weiß, schon viele Jahre im Geschäft. Ich denke nicht, dass es meine Aufgabe ist, ihn auf die Mängel seiner Instrumente hinzuweisen. Dass eine Saitenlage von 3,5 mm eindeutig zu hoch ist, muss er erkennen. So ein ukulelenähnliches Objekt darf man dann halt nicht verkaufen.
Meinem Kunden empfehle ich daher, das Instrument an Brüko zurückzuschicken im Rahmen der Gewährleistung. Wenn mein Kunde lustig ist, dann kann er dem Herrn Pfeiffer den Hinweis geben, dass es da Optimierungsbedarf gibt.

Der Grund, warum ich diesen Thread eröffnet habe, ist, einfach, dass ich die Begeisterung, die bei manchen hier im Forum fast religiöse Züge annimmt, für Brükos nicht nachvollziehen kann.

Es grüßt recht artig, Gregor

Louis0815

Zitat von: GRENOSIIch denke nicht, dass es meine Aufgabe ist, ihn auf die Mängel seiner Instrumente hinzuweisen.
Ist es sicherlich auch nicht. Aber ein netter Zug könnte es trotzdem sein, selbst wenn er es schon von anderen gehört haben sollte.

ZitatMeinem Kunden empfehle ich daher, das Instrument an Brüko zurückzuschicken im Rahmen der Gewährleistung. Wenn mein Kunde lustig ist, dann kann er dem Herrn Pfeiffer den Hinweis geben, dass es da Optimierungsbedarf gibt.
Zurückschicken ist auf jeden Fall ein richtiger (wenn nicht sogar der einzig richtige) Schritt. Den Grund würde ich aber auf jeden Fall angeben, schon allein damit ich nicht im Austausch womöglich nochmal so eine Ente bekomme.

ZitatDer Grund, warum ich diesen Thread eröffnet habe, ist, einfach, dass ich die Begeisterung, die bei manchen hier im Forum fast religiöse Züge annimmt, für Brükos nicht nachvollziehen kann.
An Brükos scheiden sich halt die Geister, da scheint es nicht viele Mittelwege zu geben. Entweder man liebt sie (trotz hoher Saitenlage, für die sie bekannt sind) oder nicht.

In jedem Fall gebührt dir aber Dank für die saubere Analyse und Dokumentation - das kann sich beim Ukulelenkauf sicherlich noch als hilfreich erweisen, nicht nur bei Brüko...
::===( o ו )  ( ו o )===::
Sopranino: Antica Ukuleleria Allegro
Sopran: Makala MK-S, Kala SSTU-FMCP, Makala Waterman, Firefly Banjolele, Flight TUS-50, Flight WUS-3, Kala Bambus
Konzert: Flea M-42, Blackbird Clara, ukuMele Akazie I (CGDA), Big Island KTO-CT, Noah 8string, Kiwaya KPC-5K, Risa Stick, Romero STC-X, Brüko K021
Tenor: Pono MTDX8, KoAloha KTM-25
Bass: Kala UBass EM-FS (Aquila Red)


(Jeder kann mitsegeln, auch ohne Vorkenntnisse: www.alex-2.de)

kiki

Zitat von: GRENOSIHerr Pfeiffer ist, soweit ich weiß, schon viele Jahre im Geschäft. Ich denke nicht, dass es meine Aufgabe ist, ihn auf die Mängel seiner Instrumente hinzuweisen. Dass eine Saitenlage von 3,5 mm eindeutig zu hoch ist, muss er erkennen. So ein ukulelenähnliches Objekt darf man dann halt nicht verkaufen.

Klingt nach einem Problem mit der Qualitätskontrolle.

Zitat von: GRENOSIMeinem Kunden empfehle ich daher, das Instrument an Brüko zurückzuschicken im Rahmen der Gewährleistung. Wenn mein Kunde lustig ist, dann kann er dem Herrn Pfeiffer den Hinweis geben, dass es da Optimierungsbedarf gibt.

Jupp, ist sicher nicht deine Aufgabe, ihm das mitzuteilen.

Zitat von: GRENOSIDer Grund, warum ich diesen Thread eröffnet habe, ist, einfach, dass ich die Begeisterung, die bei manchen hier im Forum fast religiöse Züge annimmt, für Brükos nicht nachvollziehen kann.

Jo, und das hast du, wie mein Vorschreiber auch sagte, sauber dokumentiert.
Finde ich gut. Dafür ist so ein Forum ja AUCH da.

Tschebberwooky

Hallo Grenosi...

ich war auch Besitzer einer Brüko Nr. 6 die eigentlich tadellos verarbeitet war.
Schlitze, falsche Abstände usw. sind mir keine aufgefallen (und ich bin pingelig!)
Der Sattel passt nicht zum sonst wertigen Produkt.

Allerdings war die Uke mit den aufgezogenen braunen Saiten und der viel zu hohen Saitenlage nicht gut bespielbar.

Als ich dann den Steg und den Sattel runtergefeilt hatte war die Saitenlage ok, aber wie du schon geschrieben hast war aufgrund der
schwachen Saitenauflage immer ein deutliches Schnarren zu hören.

Also ich kann deine Feststellung bestätigen. Ich würde mir auch keine Brüko mehr kaufen....das aber eher wegen dem Klang.

Gruss aus der grünen Mark!

Guchot

Oweh, oweh, einer der was gegen Brüko schreibt... das gibt meistens virtuelle Prügel. Ich habe es mittlerweile aufgegeben gegen die ständigen \"mit ner Brüko machste nix falsch\" Kommentare bei Kaufberatung Threas anzuschreiben. Ich kann Deine Kritik auf jeden Fall gut nachvollziehen und bei eingen Exemplaren die ich in der Hand hatte auch bestätigen. Meine allererste Ukulele war eine Brüko Nr. 6, die ich aber wegen extrem hoher Saitenlage wieder zurück geschickt habe. Ich selbst habe aber auch eine Brüko, eine Nr. 2. Mit der bin ich, wie ich ehrlicherweise zugebe, allerdings sehr zufrieden, nachdem ich sie auf übersetzte Mechaniken umgerüstet habe.

hade58

Sehr geehrter Herr Grenosi,
sie haben geschrieben:
Jetzt habe ich schon mehre Brükos bei mir in der Werkstatt gehabt und jedes mal frage ich mich, warum man sich eine Ukulele kauft, die eigentlich unspielbar ist? Made in Germany und Massivholz kann ja nicht alles sein?

Da mögen Sie vielleicht recht haben, anscheinend ist aber die Anzahl jener, die mit ihrer Brücko zufrieden sind um etliches größer als jene die bei Ihnen zum \"Feintuning\" ankommen.
In der Antwort vorher steht geschrieben:

An Brükos scheiden sich halt die Geister, da scheint es nicht viele Mittelwege zu geben. Entweder man liebt sie (trotz hoher Saitenlage, für die sie bekannt sind) oder nicht.

Dazu kommt noch ein, wie ich finde, wichtiger Grund:
Sie schreiben von einer Preisklasse für die Brüko Ukulele von 150 € ........

ich denke mal es kann und möchte nicht jeder Porsche oder einen SUV fahren, woher käme sonst der Erfolg von einem VW Golf ???
Mag sein, dass Sie dies als hinkenden Vergleich ansehen, welcher Vergleich hinkt denn nicht (?), aber lass Sie mich bitte einmal trotzdem mit dem Vergleich weitermachen

Wenn ich nun eine Ukulele in der Preisklasse von 150€ (Golf) zum spielen habe kann ich nicht den gleichen Masstab anlegen wie für eine Ukulele die 1000€ (Mercedes) und mehr kosten.

Als Hersteller vom \"Mercedes\" Ukulelen die sich laut Ihrer Homepage im Preisrahmen zwischen 800 und über 2000 € bewegen finde ich ihre Aussage ...mehrere Brükos .... und jedesmal .... eigentlich unbespielbar,
also ich finde diese Aussage sehr \"belehrend\"
mit freundlichen Grüßen .....

ps. ich bin kein religiörer Brüko Fanatiker
pps. aber ich habe eine und bin zufrieden damit ........

Feinstimmer

#9
Habe die Ehre!

Zitatich denke mal es kann und möchte nicht jeder Porsche oder einen SUV fahren, woher käme sonst der Erfolg von einem VW Golf ???
Mag sein, dass Sie dies als hinkenden Vergleich ansehen, welcher Vergleich hinkt denn nicht (?), aber lass Sie mich bitte einmal trotzdem mit dem Vergleich weitermachen

Wenn ich nun eine Ukulele in der Preisklasse von 150€ (Golf) zum spielen habe kann ich nicht den gleichen Masstab anlegen wie für eine Ukulele die 1000€ (Mercedes) und mehr kosten.

Als Hersteller vom \"Mercedes\" Ukulelen die sich laut Ihrer Homepage im Preisrahmen zwischen 800 und über 2000 € bewegen finde ich ihre Aussage ...mehrere Brükos .... und jedesmal .... eigentlich unbespielbar,
also ich finde diese Aussage sehr \"belehrend\"

Ja, nicht alles, das hinkt, ist ein Vergleich.
Der Vergleich passt insofern nicht, da sowohl Golf als auch Mercedes ihre Grundfunktion gut erfüllen. Beide bringen einen von Ort A zu Ort B. Der Preisunterschied zwischen Golf (den ich, nebenbei bemerkt, gar nicht so billig finde) und Mercedes ergibt sich durch die Ausstattung. Der Vergleich würde vielleicht stimmen, wenn man beim Golf damit rechnen müsste, dass es eventuell vorkommen kann, dass kein Motor eingebaut ist.
Auch wenn ein Instrument nur 150 Euro kostet, muss es die Grundfunktion erfüllen, sprich: es muss spielbar sein.
Alles, was darüber hinausgeht, ist Komfort.

Lieber hade58, danke, dass Sie meine Instrumente als Mercedes bezeichnen. Hoffentlich meinen Sie damit die S-Klasse und nicht einen alten verrosteten 190er Diesel.

Es grüßt recht artig, Gregor

LokeLani

#10
Bei meiner Brüko-Zwetschge hat der Hals auch einen leichten Winkel. Ich habe mir überlegt, sie zurück zu schicken deswegen, habe die Satteleinlage dann selber so weit wie möglich abgeschliffen und den Abstand auf 3mm gebracht. Mehr geht nicht,  3mm sind gerade noch akzeptabel und sonst ist alles bestens.

Fischkopp

Ich habe bisher 5 Brükos besessen (1 Konzert und 2 Sopran habe ich noch). Ich finde es waren alles Qualitätsinstrumente, alle sehr sauber verarbeitet, allerdings mit der beschriebenen hohen Saitenlage. Ich mag aber gerne eine flache Saitenlage (höchstens 1-2 mm im 12. Bund) und so habe ich bei allen Instrumenten die Saitenlage tiefer legen lassen, bzw. selbst tiefer gelegt. ;)
https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Traditional, Ärztelieder usw.  171 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 305 Videos)

torstenohneh

Hallo allersamt,

eigentlich wollte ich mich aus diesem Thread ja raushalten, aber naja soviel zu den guten Vorsätzen.

Jeder weiß, dass ich großer Brüko Fan bin.
Ich mag das Holz, ich mag den Klang, ich mag die Robustheit und ich mag den Kundenservice.
Wenn jemand mit seiner Brüko nicht zufrieden ist, dann möge er sie einfach zurückschicken und bekommt sie anstandslos umgetauscht bzw. rückerstattet.

Aber ich finde es mehr als fragwürdig wenn ein Mitglied der Ukulelenbauzunft die Instrumente seiner Kollegen öffentlich kritisiert. Ja geradezu mit technisch akribisch auseinandernimmt. Ich finde die Freiheit sollte er sich nicht leisten.

Was möchtest du denn damit erreichen Gregor?

Im Schwabenland sagen wir dazu: Das hat ein \"Gschmäckle\" oder auf gut deutsch gesagt einen faden Beigeschmack.

ZitatIch denke nicht, dass es meine Aufgabe ist, ihn auf die Mängel seiner Instrumente hinzuweisen
Aber das hast du doch schon mit deinem Thread hier getan!

So, jetzt bin ich also in diesen Emotionsreichen Thread hier eingestiegen. Dann harre ich also der Dinge die da kommen mögen.
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

jazzjaponique

auch recht artig ans Bein gepisst stinkt´s irgendwie, ansonsten seh ich´s wie Fischkopp und Thorsten

apfelrockt

Zitat von: torstenohnehWas möchtest du denn damit erreichen Gregor?



Der Herr Gregor bevorzugt die Anrede \"Sie\". Kollegenschelte, selbst artig vorgetragen, kommt nie gut an, unabhängig ob sie nun gerechtfertig ist oder nicht. Ja Gschmäckle ist wohl das Wort, oder doch eher Wiener Schmäh?
es ist bereits alles gesagt, nur noch nicht von jedem