Ein kleiner Bericht: APC (António Carvalho) Tenorukulele

Begonnen von Henk, 27. Aug 2008, 19:52:49

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Henk

[size=12]Vorgeplänkel:[/size]

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Aber weil ich das Los, mit dem ich in Groß-Umstadt bei der Tombola eine APC António Carvalho Tenor-Ukulele gewonnen habe, nicht geschenkt bekommen habe, sei es mir erlaubt, hier einen kleinen Bericht zu schreiben.

Ich durfte die Ukulele beim Stand von RISA abholen. Es ist eine der Ukulelen aus portugiesischer Akazie, die im Forum schon bekannt sind.

Ich beginne mal mit ein paar Fotos:

[size=12]Optik:[/size]
Die Ukulele von vorne:


...von hinten:


...und von der Seite:


edit: ...das Holz der Rückseite etwas detaillierter, mit seinen ansprechenden Schattierungen:


edit: ...und ein Bild der sehr schönen, offenen Mechanik


Auf den ersten Blick sieht die Ukulele ja sehr ansprechend aus. Leider gibt es zahlreiche kleinere und größere optische Fehler. Auch von denen gibt es ein paar Fotos:

Die Brücke hat eine Holzeinlage, die nicht gleichmäßig eingearbeitet ist (ich meine nicht die Einlage, auf der die Saiten aufliegen, sondern die zur Dekoration, auf die der große rote Pfeil zeigt ;)):


Die Zarge hat in der Taille innen und außen dunkle Streifen (innen besser zu erkennen). Rigk sagt, dass das beim Biegen der Zargen passiert ist.



Was mich am meisten erstaunte, war ein Lichteinfall durch die Zarge in der Nähe des Halses. Welcher Fehler dort vorlag, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall schimmert Licht durch eine Stelle der Ukulele, durch die kein Licht schimmern sollte. ;) Die Stelle wurde allerdings abgedichtet und lackiert. Hier zwei Fotos, einmal die Innenansicht, einmal die Außenansicht mit der markierten Stelle:



Ferner gibt es weitere kleinere optische Fehler, die ich mit meiner Kamera nicht festhalten kann. edit: Das Tageslicht und der Nahaufnahme-Modus machen es doch möglich:

Die Kopfplatte sieht so aus, als sei sie in unmittelbarer Nähe des Sattels abgeschliffen worden.


An der Schalllochumrandung sieht man den Abschluss.


edit: Die Saiten laufen nicht mittig über den Hals. Zwischen Halsrand und G-Saite ist ca. doppelt so viel Platz wie zwischen Halsrand und A-Saite. Das stört mich allerdings wenig, zumal es sich nicht auf die Spielbarkeit auswirkt.


edit: Das Griffbrett ist in der Nähe des Sattels ausgefranst, im dritten Bund gibt es auf Höhe der G-Saite eine Macke:


Nicht so sehr auffallend sind kleinere Lackfehler, eine Verfärbung auf der Rückseite des Halses und eine abgebrochene Punkteinlage im Griffbrett.

[size=12]Handling:[/size]
Obwohl ich nicht der größte Freund von Tenorukulelen bin (sie sind mir einfach zu groß), finde ich, dass die APC gut in der Hand liegt. Mehr gibt's kaum zu sagen. Die Saitenlage ist super. Mit den übersetzten Mechaniken lässt sich die Ukulele sauber stimmen, obwohl sie etwas schwerfällig sind. Die Schrauben in der Mitte der Zahnräder ein wenig zu lösen hat etwas geholfen, optimal ist es aber noch nicht.

[size=12]Klang:[/size]
Der Klang mit den Originalsaiten war schlicht katastrophal. Die Ukulele klang dumpf und hatte absolut keinen Sustain. Selbst Sopranukulelen klangen voller. Wie dem auch sei, Originalsaiten sind ja öfter mal nicht das Gelbe vom Ei. Zum Glück ist gleich in der ersten Nacht die C-Saite gerissen. :roll: Neue Saiten mussten also auf die Ukulele. Vielen Dank an Goschi, der mir einen tollen Konzert-Gitarren-Knoten gezeigt hat, den man auf dem Foto mit der Brücke auch sehen kann.

Mit den Worth-Saiten klingt die APC gleich ganz anders. Zwar empfinde ich sie noch als etwas leise, dafür ist der Klang aber sehr ansprechend. Ich würde ihn als hell / klar bezeichnen. Also mit Stärken in den Höhen. Trotz der geringeren Lautstärke ist die Ukulele aber sehr durchsetzungsfähig. Ich habe sie als Begleitinstrument mit ins Seniorenzentrum genommen, und sie konnte mit einer Gruppe singender Seniorinnen problemlos mithalten.

Außerdem sagt mein Stimmgerät nun, dass die Ukulele absolut bundrein ist. Ob der oberste Intonator der gleichen Meinung ist, muss noch herausgefunden werden.  :mrgreen: Ich habe zwei Dateien hochgeladen, einmal einen Versuch, Mozart zu spielen, einmal ein wenig Geschrammel.

[size=12]Fazit:[/size]
Wenn man das richtige Los hatte, kostete die Ukulele bei der Tombola 2€, und dieses Preis-Leistungsverhältnis ist natürlich unschlagbar. ;) Ich versuche, mich an die Tenorgröße nun zu gewöhnen, denn so ein Tombolagewinn ist natürlich eine tolle Erinnerung an das Ukefest. Wenn ich mich nicht an die Tenorgröße gewöhne, muss ich natürlich nochmal überdenken, ob es nicht bessere Erinnerungen an das Ukefest gibt (z.B. die supertolle Professor Peter & Doctor Dick CD, die ich mir gekauft habe), und ich die APC nicht lieber auf eine Reise in bessere Hände schicken sollte. ;)

Beim Ukefest stand allerdings ein regulärer Preis von 398€ (oder waren es 389€?) inkl. Koffer im Raum. Ob diese Ukulele das wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich selbst würde nicht zu dieser Ukulele greifen, auch wenn das Holz ansich sehr schön ist. Die vielen optischen Fehler und die geringe Lautstärke stören mich doch sehr. In dieser Preisklasse gibt es zahlreiche bessere Ukulelen, die allerdings nicht aus koaähnlicher portugiesischer Akazie sind.
Alternativen in dieser Preisklasse wären vielleicht am ehesten die Pono-Tenor-Ukulelen. Diese haben sogar 19 Bünde (die APC hat 18 ). Die Ponos, die ich in den Händen gehalten habe, waren wesentlich besser verarbeitet und klangen auch deutlich besser als meine APC. Die Mahagoni-Pono würde etwas weniger kosten, die aus Mango (ich spielte die Konzert-Ukulele und war begeistert) etwas mehr.

Ich mag bei diesem Bericht etwas pingelig wegen der optischen Mängel gewesen sein. Vielleicht stören die o.g. Fehler andere ja gar nicht. Ich habe mich aber an eine bessere Verarbeitung gewöhnt. Meine Made-in-Vietnam Tangi-Ukulele hat nur ein paar kleine Lackfehler, und ich bin mir sicher, dass bei Brüko eine Ukulele mit den Mängeln dieser APC sofort aussortiert worden wäre.

ukefloh

Danke für den  ausführlichen Bericht und die Klangbeispiele.

Kay

Hey Hänk,
Feiner Bericht. Ich hatte die Uke ja auch schon ein paar mal in der Hand. Die saubere Intonation und vernünftige Stimmbarkeit würde ich bestätigen. Auch mit der Spielbarkeit an sich war ich zufrieden.
Die optischen Fehler sind mir nicht alle aufgefallen in der kurzen Zeit. Aber gut, scheinbar muss man bei Koa für diesen Preis eben Abstriche machen. Aber eine Ukulele mit \"Loch in der Zarge\" ist schon nicht ohne...
Auf jeden Fall viel Spaß damit!
Kay

moskeeto

#3
danke für den ausführlichen Bericht.

ist dieser Knoten von Goschi irgendwo dokumentiert und nachahmbar...?

Uki-Zwucki

Die Uke ist für einen Test jedenfalls in guten Händen.
Der Bericht errinert mich an meine Konzert-Ukulele. Auch ein verschobenes Brückenmuster, detto Nachschleifspuren an mancher Ecke. Lautstärke kann ich nicht beurteilen.
Was mich wundert, ist der Preis. Was muss denn das für ein toller Koffer gewesen sein???
Grüße, thomas

Henk

#5
@ Ukezwucki:


edit: fehlerhaften Link entfernt, Bild eingefügt. Wer will, findet den Koffer auf der RISA-Website.

Uki-Zwucki

WER ist Ukezwucki?

Häng, da kommt diese \"Bitte melden sie sich an...\" Seite, leider nix Koffer.
Hast du beim Schalloch auch LÄNGS-Streben eingeleimt?

RISA

Danke für den Bericht. Ich überlege diese Ukulelen mit anzubieten und habe auf einen Bericht des Gewinners gehofft. Ich finde ihn sehr streng, wenn man den Preis mit einbezieht. Für €330,- (ohne Koffer) ist eine Vollholz-Tenor-Koa sonst nicht zu bekommen. Der Vergleich mit einer Mango oder Mahagoni von Pono ist natürlich nicht ganz fair, weil diese eben nicht aus Koa sind. Die entsprechenden Koas kosten dann gleich das doppelte. Klar stimme ich zu, dass dies eine günstie Alternative ist für einen kleinen Kurs einen Koa-Klang zu bekommen. Und das noch \"Made in Europe\"! Sicherlich muss man dann irgendwo Abstriche machen. Einige der bemängelten optischen Fehler sind mir auch aufgefallen, andere sehe ich nicht, auch nicht auf den geposteten Bildern. Wer sich leisten kann > €600,- auszugeben findet sicherlich etwas besser verarbeitetes. Letztendlich kommt es jedoch auf die äußere Erscheinung und den Klang an, die ich für diesen Preis sehr ordentlich finde. Ich war eigentlich schon soweit meine erste Bestellung aufzugeben, bin jetzt jedoch nach dem Bericht etwas verunsichert.  :?

ukemouse

wieso ist jetzt Akazie plötzlich doch Koa??
Koa ist ne Akazienart, ja OK, aber ist dann Akazie auch Koa?

Kay

Die Ukulele wird doch als Portugese Koa angeboten dacht ich. Also also in Portugal wachsende Akacia Koa.

Henk

#10
Zitat von: RISAIch [...] habe auf einen Bericht des Gewinners gehofft. Ich finde ihn sehr streng, wenn man den Preis mit einbezieht. Für €330,- (ohne Koffer) ist eine Vollholz-Tenor-Koa sonst nicht zu bekommen.
Ich war streng (aber ehrlich), gerade weil ich den Preis mit einbezogen habe. In der Preisklasse gibt es Alternativen, die zwar nicht wie Koa-Ukulelen aussehen, aber wesentlich besser klingen. Wer unbedingt eine Ukulele im Koa-Stil in dieser Preisklasse haben will, kommt an der APC (oder ihren Doppelgängern) aber wohl nicht vorbei. Ganz einfach weil es keine anderen gibt. ;) Sie ist eine gute Ukulele. Der Klang gefällt mir besser, je öfter ich sie spiele. Aber sie klingt ganz anders als andere Koa-Ukulelen, die ich - Ukefest sei dank - angespielt habe.  

Zitat von: RISAKlar stimme ich zu, dass dies eine günstige Alternative ist für einen kleinen Kurs einen Koa-Klang zu bekommen.
Wem stimmst Du zu? Ich habe das nie gesagt. ;) Günstige Alternative ist relativ, weil die Verarbeitung meiner Meinung nach an einigen Stellen doch etwas lieblos ist. Zum Koa-Klang schrieb ich bereits: Die APC klingt anders als andere Koa-Ukulelen. Aber sie sieht ihnen doch irgendwie ähnlich. ;)

Zitat von: RISAIch war eigentlich schon soweit meine erste Bestellung aufzugeben, bin jetzt jedoch nach dem Bericht etwas verunsichert.  :?
Probieren geht über studieren. Vielleicht hast Du ja Recht und die Welt wartet auf koaeske Ukulelen um die 340€ mit vernünftigem Klang und Abstrichen in der B-Note.

@Kay & Mouse: Die Diskussion über Koa oder kein Koa gibts in einem von den o.g. Threads. ;)

edit: @ Ukö-Zwuckö: Habe das Bild vom Koffer oben enigefügt.

Mike von D

Also laut meinen Recherchen ist diese Ukulele aus Australien Blackwood, ebenfalls eine Akazienart.
Der einen nennt es portugues KOA (komisch wo es nicht einmal aus Portugal kommt), der andere sagt KOA dazu und das ist denke ich sehr strittig.
Auch wenn andere hier etwas anderes behaupten, KOA ist endemisch auf Hawaii und darf meines Wissens nur KOA genannt werden wenn es auch dort und zwar nur dort wächst. (bitte jetzt aber hier nicht wieder diese endlose Diskussion über die Interpretation von \"endemisch\" anzetteln).

Und ganz davon ab aus welchem Holz sie ist finde ich 339€ zu hoch angesetzt da Baugleiche Konzertos mit Pickup bereits für 229€ zu haben sind.
Das WS64\'s Konzert gut klingt liegt daran das er eben gut spielen kann und es alles Aufnahmen sind die nicht zeigen wie leise diese Ukulelen in real sind.

Nein, ich will RISA nicht davon abraten diese Ukulelen zu vertreiben (steht mir ja auch gar nicht zu) , nur meine Erfahrungen mit denen die ich gespielt habe weitergeben.

Maik

Kay

Aber eines sei mir noch erlaubt zu sagen. Wenn Koa nur so heißen darf, wenn es auf hawaii wächst, dann muss das doch irgendwo eingetragen sein. Diese Eintragung würde ich gerne sehen. Vielleicht ist ja irgendjemand fähig, so etwas zu verlinken. Dann (und erst dann) werde ich mit der Koa-Diskussion aufhören.

Mr-Uke

#13
Ich find\' sie auf jeden Fall sehr hübsch!
Die optischen Fehler dürfen natürlich nicht sein, aber ich gehe mal davon aus, dass es ein Vorführmodell war und in Serie dann sicherlich besser \"endkontrolliert\" wird.
Die Koa Diskussion (wer oder was darf sich Koa nennen oder auch nicht und warum) ist doch nebensächlich. Wie bei allem, Optik und Klang sind Geschmackssache. Da wird es nie einen gemeinsamen Nenner geben. (Zum Glück :-))

Mike von D

Zitat von: KayAber eines sei mir noch erlaubt zu sagen. Wenn Koa nur so heißen darf, wenn es auf hawaii wächst, dann muss das doch irgendwo eingetragen sein. Diese Eintragung würde ich gerne sehen. Vielleicht ist ja irgendjemand fähig, so etwas zu verlinken. Dann (und erst dann) werde ich mit der Koa-Diskussion aufhören.

Du wirst nie mit diskutieren aufhören, wäre ja wie ein Hobby aufgeben  :P

Maik